Tappensches Familienbuch (1889)/135

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Tappensches Familienbuch (1889)
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Predigten sowoll in der Wochen als des Sonntages fleissig besuchet, denen Behtstunden beygewohnet, und deren keines versäumet, es habe Sie dann Leibes-Schwachheit oder unabwendliche Geschäffte daran behindert; Zum Gebrauch des heiligen Nachtmahls hat Sie sich fleissig gehalten, und dasselbe jedesmahl mit geziemender devotion genossen, auch zu Beforderung der Ehre Gottes und dessen Dienste nichts gespahret, sondern dazu gerne und freywilligst hergeschossen, dessen Sie dann eine gute Probe bekandter massen abgeleget, und dahero ihr Andencken billig im Seegen verbleibet; die Diener des Göttlichen Worts hat Sie Christlich geehret, und ihnen alle Liebe und Güte erzeiget, ihren Neben-Christen nach möglichkeit gedienet und hülffliche Hand gebohten, den Armen gerne mitgetheilet, und nach Vermögen Gutes gethan -.

      Der Fr. Doctorinn Tappen Kranckheit und seeligen Abschied betreffend, ist zu wissen, dass Selbe bereits vor vielen Jahren mit gefährlichen Brust- und Leber-Kranckheiten von dem höchsten Gott beleget worden, so, dass man öffters, wegen Hefftigkeit derer dabey sich angefundener Zufälle, zur Besserung wenig Hoffnung übrig gehabt; Gleich aber dennoch dem höchsten Gott gefallen, fast wider menschliches Vermuhten, die Seel. Fr. Doctorinn auss vielen schweren Kranckheiten in den letzten Jahren zu unterschiedenmahlen herauss zu helffen; So ist Sie doch vor etwa 9 Wochen, als den andern Tag in den Pfingsten, abermahls auffs neue in ein beschwerlichcs Lager gerahten, indem sich bey Derselben ein schlimmer Huste cum exeretione sanguinis et materiae purulentac nebst verlohrnen Appetit, beschwerlicher Athenholunge, gemehlig einschleichenden Ictero, Wassersucht, und andern gefährlichen Zufällen angefunden; Ob man nun wol an rechtschaffenen und in derogleichen Kranckheiten sonsten bewehrten Mitteln es nicht ermangeln lassen, auch allen möglichsten Fleiss angewendet, einige Besserung zu entdecken, so hat man doch in Betrachtung der so gar baufälliger Leibes-Constitution für menschlichen Augen fast wenig Hoffnung dazu ersehen, allermassen dann auch die Zufälle zu, die Kräffte aber mehr und mehr abgenommen, und - man Sichtlich wahrnehmen können, dass Dero Lebens-Ziel vorhanden, und es für dasmahl zum Abdruck auss dieser irrdischen Wallfahrt gelangen dürffte; Wesshalben denn auch die Frau Doctorinn sich zu dem himmlischen Artzt gewendet, demselben ihre Seele empfohlen, sich mit dem heiligen Abendmahl zweymahl in dieser ihrer letzten Kranckheit, und zwar zuletzt 2 Tage vor ihrem seeligen Ende auss dieser Welt wohl angeschicket, da Sie dann, nachdem Sie vorhero ihre liebe und wohlgerahtene Kinder mütterlich vermahnet, getröstet, geseegnet, und völligen Abschied von Ihnen genommen, unter dem Gebeht und Seufftzen der Umstehenden, am vergangenen Monntage, war der 2. dieses Monahts Augusti, Mittages ztcischen 12 und 1 Uhren in dem HErrn sanfft und seelig entschlaffen, ihres Alters 55 Jahr, 10 Monath, 2 Wochen und einen Tag. nachdem Sie zu 8 Kindern Mutter und zu 3 Kindern Gross-Mutter worden.

      Die der Leichenpredigt angesehlossene, von dem Gymnasial-Direktor M. Losius gehaltene Abdankungsrede [1] lautet:

  1. "Die Christliche Haushälterinn, Zu Ehren der weil. Hoch-Edlen pp. Fr. Annen Margareten Geb. Arnoldinn, Des weil.-Hoch-Edlen pp. Herrn Doct. Johannis Tappii pp. Hinterlassenen Fr. Wittwen, Als Dieselbe am Haushalters-Sonntage oder IX. Trin. im Jahr 1700 ihrem entseelten Cörper nach in der Haupt-Kirchen S. Andreae zu ihrer Ruhe-Stätte mit hochansehnlichem Leich-Gefolge begleitet wurde, in Einer kurtzen Abdankungs-Rede indem Trauer-Hause Vorgestellet Von M. Joh. Christ. Losio, Gymnasii Andreani Directore."