Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/043

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Lehrreiche in dieser Beziehung enthält die Geschichte der christlichen Mystik des Mittelalters.[1] Das Unwesen der Hexerei und der Zauberei trat nicht bloß in Deutschland, sondern auch in Frankreich und Italien stark hervor, und nicht Weniges davon kommt gleichmäßig in den verschiedenen Ländern zum Vorschein; worin ein Beweis zu liegen scheint, daß das Unwesen sich von Land zu Land verbreitet hat im Verborgenen, gleichwie ein Unkraut fast ganz Europa überwuchernd. Es ist nachgewiesen[2], wie der Kirche gegenüber sich eine frivole Nachäffung des Kirchlichen ausbildete, gewissermaßen, wie man sie bezeichnet hat, eine „Satans-Kirche“. Dahin gehört namentlich auch die Bezeichnung „Sabbath“ für jene visionären Zusammenkünfte auf gewissen Bergen, von denen viel erzählt wird, auch „Synagoge“ genannt. Der Aberglaube bewirkte die Verkehrung und Verzerrung alles Heiligen und Ehrwürdigen in das Scheußlichste, wie wenn z. B. ein Symbolum angeführt wird: Credo in Deum patrem Luciferum – et in filium ejus Belzebub – in spiritum sanctum Leviathan. Anderer Dinge zu geschweigen, die damit in Verbindung standen. Die Zauberei und was damit zusammenhängt, ist von dem kirchlichen Standpunkte aus von jeher als eine Fortsetzung des Heidenthums betrachtet worden. Diese Auffassung hat auch einen historischen Grund. Denn das ganze Zauber- und Hexenwesen hat wirklich seine Wurzeln in dem Heidenthum, wie es auch seinem Wesen nach ein Abfall von dem wahren Gotte ist. Dazu kommt, was bei jeder wesentlichen Religionsänderung hervortreten wird, daß Dasjenige, was überwunden ist und dennoch bleibt, durch das Neue als den Mächten der Finsterniß angehörig betrachtet wird. So wurde selbst im Odinischen Heidenthume das Zauberwesen den Gegnern zugeschrieben, welche der vorodinischen Religion zugethan blieben. Im hohen Norden blieb der Glaube an die „Trolds“, und die Finnen waren bei den Odins-Verehrern mehr als im bloßen Verdacht der Zauberei. Darauf kam das Christenthum, und es wurden nun die Götter der Heiden als Dämonen und Teufel dargestellt. Und als die Reformation


  1. Man sehe u. a. J. v. Görres, Die christliche Mystik, Bd. III, S. 61 ff., wo Belege von dem 6. Jahrh. bis zum 16. angeführt werden.
  2. Manches Lehrreiche in dieser Beziehung enthält das angeführte Werk von Görres (Regensburg 1842), der 4. Band, Abthl. II. Dieses Werk, das übrigens im Ganzen unter uns wenig Anklang finden dürfte, behandelt das Hexen- und Zauberwesen.