Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/005

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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den Collegen, die irgend eine ungewohnte Wendung sich erlaubten, so wie gegen Alles, was etwa in den Gemeinden irgend Verdächtiges sich regte. Selbst der fromme Johann Arndt, der die Sendung erfüllte, seinem Zeitalter zu sagen, „daß der Lutheraner zuerst ein wahrer Christ, der Christ aber ein im lebendigen Glauben stehendes Kind Gottes sein müsse“, und der statt des unfruchtbaren Wissens auf Gottseligkeit drang, hatte die schwersten Anfechtungen von den vermeintlich allein Rechtgläubigen zu erleiden. Er war geboren am 27. December 1555 zu Ballenstedt und starb am 11. Mai 1621 als Superintendent in Celle. Seine Bücher vom wahren Christenthum[1], die aus dem Born der innigsten Religiosität geschöpft sind, erschienen manchen orthodoxen Theologen verdächtig. Sein Hauptwerk vom wahren Christenthum in vier Büchern kam zuerst 1605 in Braunschweig heraus und dann ungeheuer oft, so daß es über vierhundert Ausgaben erlebt haben soll, und noch in unseren Tagen ist es wieder neu herausgegeben worden. Es ist in unserem Lande von zahlreichen Lesern in den letzten Jahrhunderten gelesen worden, auch oftmals in fremde Sprachen übersetzt. Es ist ein religiöses Volksbuch in der edelsten Bedeutung geworden, das Werk eines frommen Christen, der durch schwere Erfahrungen belehrt war, da er viele Verfolgungen hatte erdulden müssen. Das Buch wurde von den strengen Lutheranern verketzert, welche dem Verfasser falsche Unterscheidung zwischen innerem und äußerem Wort, irrige Lehren vom geistlichen Amte und vom Sacramente und andere Ketzereien vorwarfen. Ein berühmter Literarhistoriker unserer Zeit äußert sich dagegen über Arndt's Bücher vom wahren Christenthum und sein Paradiesgärtlein, welches ebenfalls mehrere hundert Auflagen erlebt hat, daß diese Bücher viele tausend Herzen erquickt, mit Gott und mit sich selbst versöhnt und ihnen den Himmel aufgeschlossen haben, welcher sich allein dem Glauben öffnet. „Und dieser salbungsvolle Prediger in der Wüste erfuhr von evangelischen Schriftgelehrten hämische Verfolgung und auch nach seinem Tode noch Verketzerung. Dafür segnet die Schaar der Gläubigen und dem Glauben Geretteten seinen Namen; dieser Mann steht in einem Zeitraume von mehr als hundert Jahren allein als frommer Lehrer des nach


  1. Kahnis, S. 117, sagt über die vier Bücher vom Wahren Christenthum: „Gott hat auf dieses Werk einen Segen gelegt wie auf keine andere Schrift im siebenzehnten Jahrhundert.“