Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/316

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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in der That eine Gefahr[1] wurde; denn es gab eine Periode, da an dem Gottorfer Hofe die Calvinischen Ansichten warme Gönner fanden. Zugleich wird aus jener Zeit nicht undeutlich zu verstehen gegeben, daß selbst unter der Geistlichkeit des Landes gewisse Hinneigungen dazu sich geregt hätten. Dies läßt sich leicht daraus erklären, daß schon in der vorigen Periode die Schüler von Melanchthon hier sehr zahlreich waren, und daß manche unter ihnen den strenglutherischen Theologen sich nicht zuneigten, die insgemein mit dem Namen der Flacianer bezeichnet zu werden pflegten. Die Orthodoxie der Anhänger von Flacius in Jena stand damals der freieren und milderen Richtung in Wittenberg gegenüber. Selbst der alte Superintendent und hervorragende Theologe Dr. Paul von Eitzen war der Melanchthonianischen Richtung zugethan, obgleich ihn sonst kein Verdacht einer Hinneigung zu Calvin trifft. Etwas strengerer Orthodoxie mochte wohl Jacob Fabricius sein, der 1588 zum Hofprediger berufen war, damals noch ein junger Mann von 28 Jahren, bald auch 1591 Propst, und als Eitzen 1593 seine Aemter niederlegte, Oberhofprediger und Superintendent oder Generalpropst ward. Er stand anfangs sehr in Gunst bei dem Herzoge Johann Adolph, von welchem man übrigens wissen wollte, daß derselbe, in Cassel erzogen, dem Calvinischen Lehrbegriff nicht abholt sei. Soviel ist wenigstens gewiß, daß ihm das Eifern der lutherischen Theologen gegen die Calvinisten, welches damals an der Tagesordnung war, gar nicht gefiel. Schon bei einer neuen Auflage eines für die Prinzen bestimmten lateinischen Katechismus 1605 war Fabricius bemüht, in der Zueignungsschrift an die Prinzen auch deren Informator Johann Pincier ans Herz zu legen, die Prinzen, soweit ihr zartes Alter es zuließe, zu warnen und zu bewahren vor allen irrigen Lehren, die der unveränderten Augsburgischen Confession irgend zuwider wären. Früher schon erregte es Aufsehen, daß der Herzog 1597 es anbefohlen hatte, es solle bei allen seinen Kirchen eine von M. David Wolders, Prediger zu S. Petri in Hamburg, besorgte Bibelausgabe (biblia trilingua) angeschafft werden[2], in welcher die Uebersetzung des Neuen


  1. Ueber den Einfluß auf die Geistlichkeit in Dithmarschen und den herrschenden Flacianismus daselbst ist zu vergleich. Bolten, Dithm. Gesch. IV, S. 412 ff.
  2. Von diesem Opus Cimbricum, wie er es nennt, spricht Neocorus, Chronik des Landes Dithmarschen in Dahlmanns Ausg. S. 331.