Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/239

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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der Gewaltthätigkeit zurückzuhalten, und daher sehen wir Knuds Bestrebungen vorzugsweise gegen den Seeraub gerichtet, gleich wie wir von Adolph hörten, daß er dem Landraub Einhalt gethan; auf der andern Seite aber galt auch hier die Regel: „Freundlich und ernst, das mische wohl, wenn dir's mit Menschen glücken soll.“ Es bedurfte eben so sehr einer herzgewinnenden Gewalt, als einer strafenden und rächenden. Es bedurfte aber auch neuer Einrichtungen und Ordnungen, damit allmählig sich eine neue Lebensweise gestalte, und auch darin trat die Kirche hülfreich hinzu, und konnte es, da bereits in ihr selber sich an Ordnungen so vieles ausgebildet hatte, was auf die äußeren Verhältnisse, die vorgefunden wurden, sich übertragen ließ. War es doch überhaupt der Gang, den die Kirche genommen, sich zu einem in sich gegliederten und somit in den einzelnen Theilen fest verbundenen Ganzen auszubilden, und einmal in diese Bahn hineingelenkt, konnte und durfte sie es nicht verschmähen, ihre Ordnungen in alles weltliche Wesen hineinzubringen und was immer nur erreichbar war, an sich heranzuziehen, auf die Gefahr hin, selbst immer mehr und mehr zu verweltlichen. Eine schon fertige Kirche war es überhaupt ja, die hieher gebracht ward. Bezeichnend ist selbst die bildliche Darstellung der Männer, welche wir die Apostel des Nordens nennen. Sie sind die Kirchenbringer. Betrachtet man das Bild des Ansgarius ,[1] so trägt er auf seinen Händen eine Kirche. Schaut man das des Vicelin an ,[2] so hält er gleichfalls in seiner Rechten eine Kirche, die er auf dem linken Arm ruhen läßt. Es ist dies bezeichnend: die fertige Kirche bringen sie schon. Es galt nicht sowohl — und das ist es, was uns im protestantischen Sinne immer vorschweben will — zunächst Einzelne zu gewinnen, auf diese zu wirken, aus ihnen Gemeinden zu bilden, sondern vielmehr der Kirche als solcher Geltung zu verschaffen, sie festzustellen und eine Unterwerfung der Einzelnen unter die Gewalt der Kirche zu erzielen. Die Ausgangspunkte sind daher nicht Einzelgemeinen, die dann etwa


  1. Wie dies Bild in der Domkirche zu Hamburg sich fand, in Kupferstich wiedergegeben in Staphorst Hamburger Kirchengesch. 1. Thl. zu p. 63.
  2. Das Bild des Vicelin ist dargestellt auf der ersten Kupfertafel zum 2. Bande von Westph. mon. ined. vor dem Neumünsterschen Diplomatar, vermuthlich wohl nach irgend einem alten Gemälde.(GenWiki-Red.: Vergleiche Band 2, S. 65 in der Fußnote 3 bzw. 2 auf der Einzelseite der DigiBib-Edition.)