Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/208

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Zugleich aber ist die Mitte des zwölften Jahrhunderts ein Zeitpunkt, wo überhaupt in mancher Beziehung eine veränderte Ordnung der Dinge hervortritt, nachdem das alte unstäte Leben der nördlichen Völkerschaften aufhörte, das vornehmlich in Seeräuberzügen sich kund gab; nachdem man sich mehr dem Ackerbau zugewendet, Handel und Gewerbe angefangen hatten aufzublühen, und man auf neue Ordnungen bedacht sein mußte, auf welche auch die Kirche vielfachen Einfluß äußerte. Die veränderte Art der Kriegsführung durch den Roßdienst, der nun aufkam, griff tief in alle Verhältnisse ein; der Adel erhebt sich als ein besonderer bevorrechteter Stand der Krieger, und das Ritterwesen kommt auf: in vielfache Beziehung treten diese Großen des Landes zur Kirche und diese zu ihnen. Der Stand der freien kleineren Landbesitzer vermindert und verringert sich, ein großer Theil der Landbewohner wird dem Adel unterthänig und der Geistlichkeit, die nun zu immer größerem Grundbesitz und dadurch zu Reichthum und Macht gelangt, aber die Kirche wird immer mehr und mehr verweltlicht, und die innere Verderbniß derselben durch diese Verweltlichung und die sich einschleichenden Mißbräuche tritt immer mehr hervor. Neue geistliche Orden und Genossenschaften entstehen; das ganze äußere Kirchenwesen nimmt immer mannigfaltigere Gestalten an durch neue Gebräuche und Einrichtungen. Die Städte erheben sich von nun an in größerer Anzahl, zum Theil aus geringen Anfängen, aber bald zu Reichthum und Ansehen gelangend, und in ihrer Mitte erheben sich stattliche Gotteshäuser, an deren Altären eine zahlreiche Geistlichkeit dient; innerhalb der Ringmauern der Städte und vor denselben entstehen Anstalten der Wohltätigkeit, durch welche die christliche Liebe sich bewährt. Es sind die Städte, die Klöster, die Burgen und Herrensitze, welche von nun an die bedeutenderen Punkte des Landes bilden; das Leben concentrirt sich nicht mehr wie in älterer Zeit auf den Bauernhof und den Schiffshafen. Ueberhaupt tritt seit der Mitte des 12. Jahrhunderts alles mannichfaltiger und mit größerer Bestimmtheit hervor; der Stoff für die Geschichte häuft sich, denn von nun an stehen uns Urkunden in immer reicherer Menge zu Gebote - und während bis dahin vieles auf Vermuthungen und Wahrscheinlichkeitsschlüssen aus dürftigen Nachrichten gebaut werden mußte, wird es von jetzt an schwer, den reichen Stoff, der sich darbietet, zu bewältigen. So machen wir denn bei der Mitte des zwölften Jahrhunderts einen Abschnitt,