Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/106

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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zu Ehren der Apostel Petrus und Paulus und des Stephanus erbaut. Die Gelegenheit, welche durch die damit verbundene Klosterschule sich darbot, dem Ansgarius, der die Mutter schon als fünfjähriger Knabe verloren hatte, Unterricht zu verschaffen, ließ sein Vater nicht ungenutzt. Die erste Belehrung und religiöse Anregung wird er aber durch die frühvollendete Mutter empfangen haben: ihr Bild erscheint dem Knaben im Traum; er sieht sie in Gesellschaft der Maria, aus deren Munde er die Weisung empfängt, wenn er zu seiner Mutter gelangen wolle, müsse er den kindischen Spielen entsagen. Der Traum stimmt ihn zum Ernst und treibt ihn zum Fleiß. Wiederum wird er zu Eitelkeiten fortgerissen, sein Eifer in frommen Uebungen erkaltet; aber ein neues Traumgesicht führt ihn zurück. Die Nachricht von Karls des Großen Tode hat ihn erschüttert; es war 814 in der Pfingstnacht, wo ihn träumt, er sei gestorben, seine Seele im Fegefeuer, Petrus und Johannes aber nähmen sich seiner an, führten ihn zu Anschauungen, wie sie in der Offenbarung Johannis beschrieben sind; er entnimmt aus dem Traume die Hoffnung, er möchte der Märtyrerkrone gewürdigt werden. Mit solchem Wunsche tritt er nun bald in das Jünglingsalter ein, und womit seine Seele beschäftigt bleibt, das mag geschlossen werden aus einem andern Traumgesicht, welches er einige Jahre später hat, wo es ihm vorkommt, als höre Christus selber seine Beichte und ertheile ihm die Absolution. Bald ward er für geschickt erachtet an der Klosterschule als Lehrer angestellt zu werden, und als nun 822 vom alten Corbei aus eine Tochterstiftung, das Kloster Neu-Corbei (Corbeia nova) im Sachsenlande an der Weser gegründet [1] und mit Ordensbrüdern besetzt wurde, war unter den dorthin ziehenden auch Ansgarius. Dem kaum 21jährigen jungen Manne ward die Leitung der auch in der neuen


  1. Das Jahr der Gründung von Neu-Corbei oder Corvey ist 822, nämlich an dem Orte am linken Weserufer unweit Höxter, wo diese Stiftung, welche auch auf unsre Gegenden nicht ohne Einfluß gewesen durch die aus derselben hervorgegangenen Männer, sich in der Folge zu bedeutendem Ansehen erhob. Vorher aber war schon an einem andern Orte im Sollinger Walde ein Kloster gegründet gewesen, das aus jener ungünstigen Gegend, wo es nicht bestehen konnte, nach dem günstigeren Platze verlegt ward. Kraft a. a. O. handelt S. 67—72 im 3. Excurs de Corbeia vetere et nova. Vgl. Neander's Kirchengesch. 4. Bd. S. 3. 4.