Portal:Kiefernberg/Geschichte/Ein Auszug aus der "Chronik des ostpreußischen Grenzkreises Schloßberg/Pillkallen", Band 2, 4. Auflage 2004, von Herbert Sebeikat, † 11.April 2009

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Zur Geschichte von Eggleningken/Kiefernberg.

Ein Auszug aus der Chronik des ostpreußischen Grenzkreises Schloßberg/Pillkallen,
Band 2, 4. Auflage 2004, von Herbert Sebeikat, † 11.April 2009

Genehmigung für die Veröffentlichung in GenWiki im „Portal Pillkallen“ unter der Auflage der ausschließlich nicht-kommerziellen Nutzung liegt von der „Kreisgemeinschaft Schloßberg/Ostpr. e.V. in der Landsmannschaft Ostpreußen e.V., Rote-Kreuz-Straße 6, 21423 Winsen/Luhe“ schriftlich vom 19.03.2011 vor.

Der Ort Kiefernberg wurde im Hauptamt Insterburg 1539 erstmals genannt. Eggleningken gehört mit zu den ältesten Siedlungen unseres Heimatkreises. Ordensritter legten den Ort als vorgeschobenen Posten zum Schutz gegen die Prußen an. Folgt man den ersten Chronisten der Kussener Kirche, so hat Eggleningken bereits um 1300 gestanden. Das Hauptamt Insterburg vermerkte: „Eglenickenn mit 6 Wirten (Bauern) und 1 Bender (Teilhaber)“. In den Ostpreußischen Ordensfolianten befindet sich folgende Eintragung: „1539, Os. F. 911a 19, fol. 48; Eggleningken bei Kussen“. Der Ortsname ist auf das litauische Wort „èglè“, Tanne, zurückzuführen, dem das Suffix (Endsilbe) „-enik“ hinzugefügt wurde. Die Schreibweise des Ortsnamens änderte sich bis 1938 nur unwesentlich. 1664 schrieb das Hauptamt Insterburg von Groß und Klein Eggleningken und im Jahre 1686 von Egliningken (Eggleningken bei Kussen). Eggliningken hatte bereits 1643 das Krugrecht. Vermutlich führte damals ein Handelsweg von Hensken (Henskischken) nach Westen.

Die Anzahl der Familien und der Einwohner des Amtsbauerndorfes Egglenincken wurde 1744 im Amt Brakupönen wie folgt angegeben.
Familien: 4 Amtsbauern, deutsch, 8 Amtsbauern, „lithauisch“, 1 Gärtner, deutsch.
Einwohner: Bodenständige, 18 Deutsche und 33 „Lithauer“, Gesinde bei 1 Deutschen und 4 „Lithauern“.

Vor 1945 führte eine um 1939 erbaute Kiesstraße (1 km) nach Michelfelde (Kögsten). Diese Straße überquerte das Rabenfließ, die Kussuppe (ein Nebenfluß der Inster), über eine Brücke. Ein unterhaltener Fahrweg verlief über Steinershöfen (Kiggen) nach Spullen. Kiefernberg (Eggleningken) war ein Bauerndorf. Die Gemeindefläche von 457 ha bewirtschafteten 11 Bauern bzw. Landwirte. Auf überwiegend gutem Ackerboden wurden Getreide und Hackfrüchte angebaut. In den Herdbuchbetrieben Ewald Reiner, Otto Friedrich und Franz Noreikat erfolgte die Zucht des schwarzweißen Tieflandrindes. Pferdezucht Trakehner Abstammung betrieben Otto Friedrich und Ewald Reiner. Reiner war außerdem als Saatgutbetrieb anerkannt.

Über diesen Betrieb berichtet Antonie Reiner:

„Unser Betrieb war 83 ha groß, er wurde von meinem Mann 1911 käuflich erworben. Kiefernberg (Eggleningken) lag 18 km von Schloßberg entfernt, davon 2,5 km im Herbst und im Frühjahr schlechter Landweg. 400 m vom Dorf lag der Hof inmitten der zusammenliegenden Äcker und Viehweiden. Durch den 1. Weltkrieg waren sämtliche Gebäude sowie das Vierfamilienhaus nebst Stall vernichtet. In vier schweren Jahren wurde alles wieder aufgebaut. Das Haus hatte Zentralheizung sowie Kalt- und Warmwasserversorgung. Links vom Wohnhaus war der Viehstall, gegenüber der Pferde- und Schweinestall, die dem Wohnhaus gegenüberliegende Scheune schloss den Hof ab. Da er sehr groß war, kam später ein halboffener Schuppen dazu für die Unterbringung von Maschinen, Ackergeräten und Garage. 1923 wurde die Elektrifizierung durchgeführt, im Anschluss daran im Viehstall eine Selbsttränke gelegt, ein Silo für Rübenblätter, einige für Kartoffeln und eine große Jauchegrube mit darüber liegender Anlage für Dung gebaut. Der Boden war teils genossenschaftlich, teils aus eigenen Mitteln dräniert, außerordentlich fruchtbar, man sagte, es wäre Schwemmboden, ab und an fand man im Getreidefeld Schilf. Dreschsatz, Höhenförderer, Traktor usw. waren vorhanden.
Die Viehweiden lagen nördlich des Hofes, waren mehrfach unterteilt, hatten teils fließendes, teils sauberes Teichwasser. An lebendem Inventar waren ca. 14 Pferde, darunter einige Zuchtstuten Trakehner Abstammung vorhanden, deren Nachzucht als Remonten verkauft bzw. als Zuchtstuten eingestellt wurden. Der Viehbestand betrug ca. 70 Stück, davon 1 Bulle, 28 - 30 Herdbuchkühe, deren Nachzucht aufgezogen und, was nicht gebraucht wurde, verkaufte mein Mann auf Auktionen in Insterburg. Das Zuchtziel war große Milch- und Fettleistung sowie gute Formen, was erreicht war, wie Erfolge auf Bezirksschauen bewiesen. An Schweinen waren 2 - 4 Zuchtsauen und deren Nachzucht vorhanden.
Zu erwähnen wäre noch ein 1930 erbauter 10 m x 5 m großer Hühnerstall für 60 - 70 Hennen, deren Legeleistung täglich kontrolliert wurde und für Gänse, Enten und Puten. Südlich des Wohnhauses lag der 0,5 ha große Obst- und Gemüsegarten.
Seit 1933 war das Gut von der Landwirtschaftskammer anerkannt als Lehrbetrieb für landwirtschaftliche und hauswirtschaftliche Lehrlinge. Im Oktober 1944 erfolgte die Flucht. Pferde und Wagen gingen auf der Flucht verloren.“-

Das Handwerk war im Dorf durch eine Schmiede vertreten. Otto Theophil führte eine Gastwirtschaft und einen Kolonialwarenladen. Die nächste Poststelle befand sich in Kussen. Ein Briefträger brachte die Post mit dem Fahrrad. Alle größeren Gutshöfe besaßen einen Telefonanschluss. Die schulpflichtigen Kinder des Ortes besuchten die im Jahre 1820 erbaute einklassige Volksschule mit acht Schuljahren in Michelfelde (Kögsten).


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