Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)/068

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Instructionsbuch für den Infanteristen (1872)
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und Stechen geeignete Schwert der Kürassiere und wird zum Unterschiede von dem leichten Säbel der leichten Cavallerie und von dem Degen der Infanterie-Offiziere so genannt. Im vorigen Jahrhundert trugen auch die Dragoner Pallasche, aber in ledernen Scheiden. Das Wort kommt fast in allen Sprachen gleich oder ähnlich oder ähnlich lautend vor. Die Italiener sagen palascio, die Russen palásch, die Polen palasz, die Ungarn pallós, und die Franzosen nannten diese Waffe früher palache oder palanche.

      Cuirass -- sprich: Küraß -- Harnisch, Panzer und zwar ursprünglich blos Brustharnisch oder Brustpanzer, Anfangs nur aus starkem Leder, dann aber aus Eisen gemacht; daher Cuirassier oder Kürassier: ein Panzerreiter.

      Modell, eine Probeform, Musterform, Maß oder Maßstab. Man sagt z. B.: ein Infanterist, der zum Lehr-Bataillon commandirt gewesen ist, kann allein seinen Kameraden zum Modell dienen! Auch für die Bezeichnung der verschiedenen Arten von Gewehren wird das Wort Modell gebraucht, z. B. heißt das Zündnadelgewehr: Modell 1841, weil dasselbe im Jahre 1841 nach einem Modell des Erfinders eingeführt worden ist. Das Füsilier-Gewehr mit Haubajonett heißt aus demselben Grunde: Modell 1860. Das Zündnadelgewehr mit broncirtem Lauf und Bajonett, anderer Bajonettbefestigung und Schäftung heißt: Modell 1864. Zündnadelbüchsen giebt es: Modell 1849, Modell 1854, Modell 1862 und Modell 1854. Das gezogene Infanteriegewehr oder Minié, welches für Festungs-Besatzungen bestimmt ist, heißt: Modell 1839.

      Gendarmerie -- sprich: Schandarmerih, aber das sch weich, wie in du jour und Charge --kommt von den beiden französischen Wörtern gens, Leute, und armes, Waffen, her, bedeutet also überhaupt: Bewaffnete. In Frankreich und ursprünglich waren die Gendarmen (Gensd'armes geschrieben) die schwere, ganz gepanzerte Cavallerie; später gab es Gendarmen-Regimenter, und auch in der Preußischen Armee haben wir vom Jahre 1692 bis zum Jahre 1806 ein Regiment Gendarmen Nr. 10 gehabt, welches unter König Friedrich Wilhelm I. lange Zeit das erste und vornehmste Cavallerie-Regiment der Armee war, und dann von 1740 an, wie das jetzige Garde-Kürassier-Regiment, neben dem Regiment Garde du Corps stand, bis es 1806 aufgelöst wurde, so daß die Reste desselben in das jetzige Brandenburgische Kürassier-Regiment (Kaiser Nicolaus I von Rußland) übergingen. Seit dem Jahre 1812 wurde aber die Gendarmerie zu etwas ganz Anderem, nämlich zu einem zwar militärisch eingerichteten Truppentheil, der aber nicht zusammen, sondern in seinen einzelnen Mannschaften für Aufrechterhaltung der Ordnung, Sicherheit und Ruhe im Innern des Staates und für die Handhabung der Gesetze und Anordnungen zu sorgen hat. Der Gendarm steht zu Jedermann, auch zu jedem Soldaten, in dem Verhältnisse einer Schildwache, und es muß ihm in seinen Anordnungen unbedingt Gehorsam geleistet werden, was sich jeder junge Soldat wohl merken mag.


VIII

Auf dem Exerzirplatze.


      Was auf dem Exerzirplatz gelehrt und gelernt werden muß, dazu bedarf es keines geschriebenen Wortes, denn mit dem bloßen Vorlesen würde der Exerzir-Unteroffizier keine besonderen Erfolge erreichen, und durch bloßes Zuhören weder Fertigkeit noch Uebereinstimmung erzielt werden. es will aber Alles , auch das Kleinste und anscheinend Unbedeutendste, selbst gemacht und recht gemacht, dann aber auch mit Anderem zusammen gemacht sein, ehe es den einzelnen Soldaten und ganzen Abtheilungen derselben so zur Gewohnheit und zur zweiten Natur wird, daß die