Herforder Chronik (1910)/319

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Herforder Chronik (1910)
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Trommeln in Bereitschaft“ aufgestellt und, als der Zug aus der Bäckerstraße auf den Markt einbog, dreimal Salve geschossen. Mit demselben Ehrengeleit und derselben Begrüßung des Salveschießens durch die Bürgerschaft verließ der Kurfürst am nächsten Tage die Stadt an der Grenze des Fürstentums Minden in der Gegend von Uffelsmeier an der Mindener Straße.

Im Hintergrunde dieser feierlichen Empfänge des Kurfürsten nahm die Wühlarbeit gegen die brandenburgische Herrschaft ihren Fortgang, und wir sehen, wie Kurköln und Sachsen-Lauenburg neue Weisungen erhalten, die Wiederherstellung der Stadt zu betreiben. Der Kurfürst löste sein Versprechen ein, indem er am 9. Dezember 1650 den Rest der brandenburgischen Truppen aus Herford führte. Man atmete auf, das heiß erstrebte Ziel war erreicht.

Nun fehlte noch die Beseitigung der brandenburgischen Herrschaft, und das war das Endziel, das sich Anton Fürstenau gesteckt hatte. Er und kein anderer hatte den Kaiser veranlaßt, jenen beiden Restitutionskommissaren das erneute Mandat (Auftrag) zu erteilen und ihm selber einen Schutzbrief für sich, sein Weib, seine Kinder und Bediente, sein Hab und Gut auszustellen. Diese Schritte fanden nicht den Beifall des Herforder Rates. Er hob die für Anton Fürstenau ausgestellte Vollmacht auf, rief auch den für die Restitution in Nürnberg wirkenden Herforder Abgesandten Dr. Steinmeyer zurück und vermeldete dem auf seinem Schlosse zu Petershagen weilenden Kurfürsten seine Ergebenheit.

Im Vertrauen hierauf zögerte der Kurfürst nicht, seinen Rückweg nach der Sparenburg über Herford zu nehmen. Als er am 1. Juni von Minden aus die Herforder Grenze erreichte, wurde er von den beiden Bürgermeistern Hermann Schmackepfeffer und Bernhard Giese, die mit dem Ratsverwandten Henrich Niddermann und dem Vizesyndikus Bernhard Steinmeyer erschienen waren, am Neuenbaume an der Mindenerstraße untertänigst empfangen. Sie haben ihn „ungezwungen und ungetrungen“ als ihren gnädigsten Landesfürsten und Herrn anerkannt und ihn gebeten, daß er ihnen seine landesfürstliche Huld und Gnade bewahren möge, wogegen sie ihre schuldige Treue und Ergebenheit untertänigst betonten, „welches der gantze umbstandt (alle Umstehenden) gehöret“. Wieder stand auf dem Alten Markte die Bürgerschaft bei dem feierlichen „einritt“ in Wehr und Waffen aufmarschiert, und bei dem Mahl auf dem Alten Rathause wurden die überschwenglichen Ausdrücke der rückhaltlosen Untertänigkeit wiederholt. Bürgermeister Giese bat den Kurfürsten, wenn die Stadt bei ihm „ahngegangen (d. i. verleumdet) werde, ihre Rechtfertigung zu hören. Als der Kurfürst ein solches Versprechen gegeben und die Bürger ermahnt hatte, treu zu bleiben, hat der Bürgermeister Giese an seine Brust geschlagen und bei seiner Seelen Heil und Seligkeit sich verschworen, dem Kurfürsten treu und hold zu verbleiben. Darauf hat ihm der „Hohe Herr zur bestendigkeit gnedigst zugetruncken, welches von dem gantzen umbstandt gesehen und gehöret worden“.

Der Kurfürst wurde dann in der uns schon bekannten Weise durch die Bäckerstraße zum Deichtor hinaus auf den Bielefelder Weg bis zu der mehrgenannten Warte bei Roschenbusches Baum geleitet.