Herforder Chronik (1910)/291

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Herforder Chronik (1910)
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willig Freiheit, Vermögen und Leben dem Dienste der Vaterstadt, deren Unabhängigkeit erst mit ihnen unterging. Die Verfolgung, wie die Versprechungen mächtiger Fürsten bewegten sie nicht; unermüdet und rastlos verfochten sie das Wohl der von ihnen vertretenen, auf sie die Blicke richtenden Stadt mit Umsicht und Klugheit.“

B. Herford im dreißigjährigen Kriege.

Wie anderwärts die Spanier, so behaupteten in Herford die Brandenburger die eingenommene Stellung auch dann noch, als 1618 das Donnergrollen im Süden, die „böhmische Unruh“, das Herannahen eines schweren Gewitters ahnen ließ, das in Gestalt des dreißigjährigen Krieges über die gesegneten Fluren unseres Vaterlandes sich mit allem Unheil entladen sollte. Da gingen die jülich-klevischen und ähnliche Erbzänkereien in dem großen Kampfe auf, der so tiefgreifende Leiden auch über unsere Stadt gebracht hat.

Um der drohenden Zukunft nicht ungerüstet gegenüberzustehen, warb die Stadt eine Kompagnie Soldaten an, die vom Hauptmann Clasing befehligt wurde. Man bewaffnete die Söldner aufs beste, legte sogar „eine eigene Pulvermühle am Binnengraben neben dem Renntore an und besäte die Wälle mit Roggen und Hafer, um für den Notfall Lebensmittel zu besitzen“.

Auch dem Kurfürsten von Brandenburg Georg Wilhelm war daran gelegen, seine Macht in der Stadt zu verstärken, und aus diesem Grunde verlangte er die Aufnahme einer Abteilung brandenburgischer Reiter:

5. „Anno 1620 im Majo ist die Stadt von I. Ch. D. gnedigst angemutet, vier Compagneyen zu Roß uff des Landes Unterhaltt uff drey Monate einzunehmen, und alß der Magistrat und gemeine Bürgerschafft sich davon beschwehret befunden, seyn Sie die (Compagnien) draußen uff der Stadt Gütter verlegt. In selbigen Monat Majo ist gemeldete Stadt bey Pön (Strafe) Zehntausend Goldgulden angedeuttet, zwo Compagnien derselben Reutter einzunehmen und alß die Statt dazu sich nicht verstehen wollen, seyn Sie den 15. Junii uffn Berg vor der Stadt, wie imgleichen vor dm Wartten (Warttürmen) an den Landwehren geleget, welche die ertapten Bürger geplündert, gefenglich weggeführet, gelt abgezwungen, etzliche Schaffe weggeholet (haben). So seyn auch verschiedene Reutter von denselben in die Stadt kommen und haben großen Übermuth darin getrieben und verübt.“

Dergleichen „Übermuth und Muthwillen“, wie es Storch nennt, hatte die Stadt von kurfürstlich brandenburgischer Seite zu erleiden, aber noch „viel