Herforder Chronik (1910)/257

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Herforder Chronik (1910)
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gelehrten Herforder Augustinerbruder Johann Dreier für Luthers Lehre gewann. Dreier und sein Prior Gottschalk Kroppius wirkten auf die Mitbrüder ein, so daß bald der größte Teil der Ordensleute das Mönchsgewand ablegte und das Kloster verließ. Dreier und Montanus in ihrer unermüdlich in Schrift und Wort entfalteten Tätigkeit müssen als die eigentlichen Begründer der evangelischen Lehre in Herford angesehen werden. Die letzten Brüder im Augustinerkloster, der Prior Johann Garz, der Prokurator Johann Lübberazen und die Mönche Heinrich Haltern, Konrad Meyer und Arnd Pleuger, übergaben 1540 das Kloster der Äbtissin Anna von Limburg und dem Rat der Stadt mit der Bestimmung, daß dann die Schule am Münster eine Stätte finden sollte. Durch diese Tat wurden sie die Begründer des Herforder Gymnasiums.

Die Franziskaner am Walle blieben nicht zurück. Nachdem sie schon die Messe abgeschafft hatten, wandten sich die beiden letzten Vorsteher Johann Christian und Albert Lonicerus (Gießenbier) der neuen Lehre zu. Sie wurden als Pfarrer außerhalb Herfords berufen, und die übrigen Mönche verließen ebenfalls das Kloster, welches nun zu einem Armenhause umgewandelt wurde.

Die Matres im Süsternhause, wo Jakob Montanus als Beichtiger gewirkt und seinen Einfluß zugunsten der Lehre Luthers geltend gemacht hatte, traten aus, das Haus übernahm, wie schon früher erwähnt, das Dionysianische Kapitel.

Das Kapitel ad SS. Johannem et Dionysium konnte sich zwar nicht zum Übertritt entschließen, weil es in freundschaftlichen Beziehungen zu der gegen die Reformation sich ablehnend verhaltenden Äbtissin Anna stand und außerdem an seinem Vermögen Schaden zu leiden fürchtete, trat indessen der Verbreitung der neuen Lehre nicht in den Weg.

So standen die kirchlichen Angelegenheiten in den Konventen, die Bürgerschaft war mit ihnen in Übereinstimmung. Etwas bewegter gestaltete sich die Einführung der Reformation in den Kirchen.

In der Neustädter Kirche war der Prediger Gorgonius Hoyer ein eifriger Gegner der neuen Lehre. Er widersetzte sich heftig der verlangten Abschaffung der alten Kirchengebräuche und predigte ohne Unterlaß gegen die in seiner Gemeinde dem Evangelium zuneigenden Glieder. Das gab viel Unzufriedenheit und Aufregung in der Johannisgemeinde. Die Ruhe ward erst wiederhergestellt, als Hoyer sein Amt auf obrigkeitlichen Befehl niedergelegt hatte. An seine Stelle trat der frühere Augustinermönch Johann Blomberg, der mithin der erste evangelische Pfarrer dieser Kirche war. Weniger sanftmütig als er, vielmehr übertrieben in seinem Eifer um die Abschaffung der römischen Gebräuche, wie um die gründliche Durchführung der Bekehrung aller Gemeindeglieder war sein Nachfolger Jost oder Jodokus Detering. Er wird in einem nach seinem Tode erschienenen lateinischen Leichenliede Detharding, von Hagedorn Deiterding, auch Detering genannt. Sein Ziel hat er ja erreicht, aber sein blindwütiger Haß richtete sich auch gegen den Kirchenschmuck und die Kunstwerke, mit denen der altfromme Sinn die Gotteshäuser zu schmücken liebte, und