Herforder Chronik (1910)/241

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Herforder Chronik (1910)
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Der Komturhof.

(S. Kupferstich von Brand.)

Gar bescheiden guckt in der Richtung nach dem Bergertore, kaum sichtbar, die Turmspitze der katholischen Kirche über die Häuser her.

Uralt wie der Orden der Johanniterritter (S. Johannis Hierosolimitani, d. h. des heiligen Johannes von Jerusalem), deren Stiftung sie ist, ist sie auch Johannes dem Täufer geweiht. Die erste Kapelle muß klein gewesen sein, sie wird bis ins späte Mittelalter domus genannt. Die Johanniterritter nannten sich von ihrem Hospiz in Jerusalem auch Hospitaliter, und von ihrem Aufenthalt in Malta Malteserritter. Ihr Ordenszeichen ist das bekannte, aus vier tief eingeschnittenen Flügeln zusammengestellte Kreuz, welches noch in der Windfahne des Turmes zu sehen ist.

Das ganze hiesige Besitztum des Ordens hieß der Komturhof, die Straße Komturstraße. In alten Schriften findet sich mehr der Name Gottesritterstraße, den das Volk sich mit „Gossikerstraße“ mundgerecht gemacht hatte. Aus dem ursprünglichen domus auf dem Komturhofe wurde 1715 eine „feine Kapelle“ (Storch) mit Turm. Sie bildet mit ihrem Dachreiter den Ostteil der in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch einen Anbau vergrößerten Kirche. Im 17. und 18. Jahrhundert versah hier den Gottesdienst ein von den Ordensrittern beauftragter Pater missionarous ordinis fratrum minor. S. Francisci de strictiori observantia aus Bielefeld, d. h. ein von Bielefeld gesandter Franziskaner-Geistlicher von der strengeren Ordensregel.

Das Malteserstift bestand als solches nur bis 1808; nach seiner Aufhebung durch die westfälische Regierung wurde die Kapelle zur Kirche der Herforder katholischen Gemeinde bestimmt und erhielt einen eigenen Pfarrer.

Die Siechenkirche.

(S. Kupferstich von Brand.)

Sie lag inmitten des Siechenhofes außerhalb des Lübbertores gegenüber dem Lübberbruch. Als die aus den Kreuzzügen heimkehrenden Krieger den Aussatz, die Lepra, eingeschleppt hatten, mußten für die von dieser schrecklichen Seuche Befallenen in gewisser Entfernung von den Wohnungen der Menschen Leprosenhäuser erbaut werden.

Wie sich überall im Deutschen Reiche, wo der totbringende Aussatz zum Ausbruch kam. Barmherzige und Opferwillige bereit fanden, den von der menschlichen Gesellschaft Ausgestoßenen einen Aufenthaltsort zu schaffen, wo es ihnen auch an geistlicher Pflege nicht mangelte, so war es bei uns der Ritter Sweder von dem Busche. Er stiftete 1333 den Siechenhof, erbaute darin eine