Geschichte der adligen Familie von Stommel/20

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Geschichte der adligen Familie von Stommel
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Fahne Stommel.djvu
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wurden daher einem venetianischen Baumeister aufgetragen und nichts gespart, das Ganze prächtig auszustatten. Schon um deswillen wurd das Gebäude, dessen Bau 1706 begann, nicht an der alten Stelle – die frühere Burg soll auf der ersten Anhöhe gestanden haben – sondern auf einen höher gelegenen Bergrücken errichtet, damit die Gartenanlagen im Geschmack damaliger Zeit, mit Cascaden und Springbrunnen, angemessener ausgeführt und die unteren Partien zu großartigen Parkanlagen benutzt werden konnte. Zur Ausschmückung des Innern wurden die Künstler Hermann van der Meyn, Pelegrini und andere berufen, deren Werke zu einem Theil noch vorhanden sind. Gerade diese Großartigkeit der Ausführung aber war der Absicht des Bauherrn nachtheilig. Johann Wilhelm erlebte die Vollendung nicht; überdieß verlegte sein Nachfolger die Residenz nach Manheim und Lemmen fand sich so fast in der Unmöglichkeit, das Fürstenwort für sich geltend zu machen; auch scheint er, da er kinderlos blieb und in Ungnade fiel, seine Pläne vergessen zu haben.

      Nach ihm gelangte Freiherr F. von Ropertz in den Besitz von Roland. Dieser hinterließ 6 Söhne und 3 Töchter, welche so unter sich theilten, daß Franz Joseph, Probst zu Wissel (bei Cleve) das Gut Roland, die 3 Töchter den Rittersitz Horst, die übrigen Söhne eine Rente bekamen. Franz Joseph nahm seinen Sitz auf Roland, dem er durch seinen fürstlichen Aufwand und seine Kunstschätze einen weit bekannten Namen gab. Er beherbergte viele hohe Gäste und namentlich mehrere Sommer die Erzherzogin von Oestreich, welche aus Liebe zu ihrer Schwester im Stift Essen gern den Niederrhein besuchte. Bei solchen Gelegenheiten wurden Lustjagden, Blumenfeste, und andere großartige Festlichkeiten angestellt und häufig in dem Waldtheater des Parkes Darstellungen gegeben, in denen die hohen Gäste selbst mitspielten. Auch der bekannte Ferd. von der Trenk wohnte um diese Zeit auf Roland; er hatte eine Ropertz zur Frau.

      Franz Joseph, durch die französische Occupation seiner Pfründe beraubt, dabei durch die Kriegsdrangsale in Schulden gestürzt, sah sich 1804 den 24. Dez. genöthigt, Roland an den damals vom Glück begünstigten Freiherrn Max. Friedr. von Wittinghof, genannt Schell zu Schellenberg zu verkaufen. Dieser erfreute sich der Zuneigung der Großherzoging von Berg, wurde von ihr zum Kammerherrn und später zum Commandeur des K. Ordens beider Sicilien ernannt und fand es diesen Würden angemessen, einen ausgesuchten Landsitz nahe der Residenz zu besitzen. Der Act wurde vor Notar Schorn zu Düsseldorf gemacht. Herr von Schell hielt es für seine erste Pflicht den prachtvollen französischen Garten in einen englischen zu verwandeln. Dem Zeitgeschmack gemäß mußten die Fontainen und Cascaden den Grasplätzen weichen. Gartendirector Weihe bewirkte die Umwandlung mit vieler Umsicht. Ehe sie vollendet war, am 3. November 1811, wurde Schell durch den Besuch I. Majestät der Kaiserin von Frankreich beehrt, welche mit ihrem Hofstaat einen festlichen Tag auf Roland verlebte.

      Mit dem Aufhören der französischen Herrschaft hörte der Kammerherrdienst und die Lust an Roland auf, welches für Schell wegen der Besuche von Düsseldorf sogar ein lästiger und kostspieliger Ort war. Er verkaufte das Gut daher 1826, nachdem er alles Blei der Dächer, die Springbrunnen und Büsten weggenommen und die Meßfundatiion und Orangerie nach Schellenberg verlegt hatte. Nach einigen Zwischenbesitzern brachte es endlich am 3. Dezember 1833 zufolge Act vor Notar Coninx in Düsseldorf Peter Stommel in einem höchst verwahrlosten Zustande an sich, und wählte es, nach vielen Geldopfern für seine Unterhaltung zu seinem Wohnsitz. Roland, als Rittersitz, hat jetzt folgende Bestandtheile: an Acker 295 Morgen 82 Ruthen, an Wald 204 M. 39 R. 60 F., an Gebäude-Fläche 2 M. 114 R. 50 F., an Gärten 17 M. 133 R. 90 F. und an Wiesen und Hütungen 10 M. 28 R. 10 F.




      Die Gemälde-Gallerie, welche sich jetzt zu Roland vorfindet, hat Bilder von den bedeutendsten Meistern: namentlich von Holbein das Portrait eines Trinkers, von de Bruyn das Portrait eines Brautpaars, von Aldegrever das Portrait Johanns von Leiden, von P. P. Rubens das Portrait des Dr. v. Dulden und das Portrait der Mutter des Malers, von Mieris das Portrait seiner Mutter, von Kupetzky das eigene Portrait und das seines Sohnes. Ferner Portraits von G. Flink, v. Dyck, F. Halz, Lucas Cranach, Geldorf, Kessel, Golzius, van Douven, Pesne; Stillleben von Labrador, Juncker, Gerhardi, Penthoven, ver Meulen; Frucht- und Blumenstücke von van Huyssen, H. van der Myn, Preyer; Landschaften von Achenbach, Schulten, Schütz, van der Velde, Roos, Winckler (Winkelirer); Viehstücke von Winkler, Roos, Bemmel, Does; Bauernsstücke von Molenare, Teniers, Hormaes; Bachanale von Jordans, C. Cornelis, Coypel; Schlachten von Querfurt und Casavona. Ferner eine Magdalena von Guido Reni, eine andere von M. de Voß, eine Flora von Bellucci, eine andese von Zanetti; das Opfer Abraham's von G. B. Pittoni. Moses eröffnet den Töchtern Israels den Zugang zum Brunnen, von le Brün, eine Versuchung des h. Antonius von Breughel, eine Geburt Christi von Jordans, der h. Phocius von Guercino, der h. Franz von Cignani, eine Cleopatra von Fay; das liederliche Kleeblatt von Honthorst, eine Grablegung von Caraccio. Endlich Darstellungen von Q. Messis, Hemling, Grofalo, Honthorst, Poelenburg, Palamedes, Otto Venius, F. Floris, Julio Romano, Aßlin, Savarai, Titian, Hasenclever, Heine u. s. w.