Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich/396

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Geschichte der Pfarreien des Dekanates Grevenbroich
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Erzdioecese Koeln 1883.djvu
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ausnehmen und statt deren eine flache Decke einsetzen. 1817 wurden die alten Abschlußmauern der Nebenschiffe durchbrochen und so die Kirche erweitert. Zur selben Zeit mußten auch die ehemaligen kleinen Fenster größern Oeffnungen weichen, die in den sechsziger Jahren mit gothisirenden Einfassungen in Stein versehen und mit Teppichmustern verbleit wurden. Der Dachreiter auf dem Chore trägt drei Glöckchen, aus dem Jahre 1693, 1710 und 1841. Die älteste hat die Inschrift: Ave Maria, gratia plena anno 1693;" die von 1710: "Jesus, Maria, ora pro nobis, Johann Peter Edel goss mich." Der 1749 gezimmerte Glockenstuhl des Hauptthurmes trägt zwei Glocken, wovon die größte 1816 umgegossen wurde. Die Inschrift heißt: »Im Jahr 1816 goss mich Boitel. Dos saLVatorI refLVens CaMpana saCratVr." Protestanten und Katholiken trugen dazu bei. Die kleinere Glocke ist ohne alle Verzierung und Inschrift. Diese beiden Glocken werden zu den Begräbnissen der Protestanten aus der alten Pfarre Wickrath geläutet. In der jüngsten Zeit erhielt die Kirche einen einfachen, aber geschmackvollen Belag mit rothen Weser- und schwarzen Granitplatten. Der Chor ist mit Mettlacher Platten belegt.

1870 ließ der Graf Arnold von Quadt-Isny mit Bewilligung des Kirchenvorstandes die Kupferplatte, welche das Erbbegräbniß seiner Familie deckte, entfernen und durch eine Platte von weißem Marmor ersetzen. Da sie außer den gräflichen Wappen die Jahreszahlen 1490 und 1870 trägt, so läßt sich annehmen, daß das Kloster diesen Todtenkeller dem Stifter als Landesherrn und seinen Nachfolgern erbaut hat. Auch wurden damals drei große Schieferplatten, die des berühmten Johannes Buchlerus, des Priors Neesen und die eines andern entfernt.[1] Da Neesen es liebte, seinen Namen und die Jahreszahl häufig anzubringen, so ist dadurch über die Bauten an der Kirche vielfach Aufschluß gegeben.

An Reliquien besitzt die Kirche eine beglaubigte Partikel vom h. Kreuze, eingefaßt in ein silbernes Kreuz. In einem ähnlichen silbernen Kreuze befindet sich eine Reliquie des Kirchenpatrons, des h. Antonius. Holzkästchen enthalten Gebeine aus der Gesellschaft der h. Ursula.

Ein Rosenkranz von schwerem Silber, nicht ohne Kunst, ist eine Weihegabe für die Statue der allerseligsten Jungfrau Maria. Zur Pfarrbibliothek gehört ein vom Prior Johann von Bongart 1563 schön geschriebener Originum index et ab anno 1490 possessio pacifica. Er weist die Renten nach und die Pflichtigen, die Einkünfte der verschiedenen Altäre, der Pastorat und der Bruderschaft.


  1. Buchlerus, welcher um das Jahr 1600 als Richter und Lehrer in Wickrath lebte, war Schriftsteller. Siehe Hartzheim, Bibliotheca Coloniensis, 163. Derselbe verzeichnet zehn Schriften von ihm, die bekunden, daß er vier Sprachen verstand.