Gedenkblätter Friedrich Wölbling/013

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Gedenkblätter Friedrich Wölbling
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Mein Bruder Berthold war auf auswärtigen Schulen, ich hingegen konnte im Quast'schen Hause und bei der lieben Mutter unterrichtet werden. Die Konfirmandenstunden 1862 erhielt ich mit noch 2 Freundinnen in des Vaters Studierstube. Ehe wir zum Katechismus kamen, gab uns der Vater an der hand der Bibel einen Einblick in Gottes Heil- und Erlösungsratschluß- Palmarum 1863 segnete er uns mit 15 Konfirmanden ein. Seine Hand ruhte auf jedem Einzelnen, während auf dem Chor zwei Mädchenstimmen sangen: “Meinen Jesum laß ich nicht!”
1853 hatte der vereinsamte Großvater[1] , seit Jahren Witwer, eine treusorgende Gattin gefinden: Pauline Künzel, eine Predigertochter, bereitete uns Kinder schöne Ferienzeiten. Da lernten wir des Großvaters 3 Söhne, unsere Onkel, kennen: Adalbert, Postdirektor, Hugo, Apotheker, und Eginhardt, Jurist. Am 10 Mai 1854 wurde den Großeltern ein Söhnchen, Wilhelm, gebohren; und dieser kleine Onkel wurde uns Kindern später ein lieber Spielgenosse. Großvater setzte seine Turnübungen und Abhärtungen auch weiter fort und schrieb uns einmal, er liebe nicht die Racklinge und Schwächlinge. Er erfreute uns gern durch Geschenke und neue Reichstaler. Mich rief er zum Spaziergang “Komm mein Käfer meine Spazierwurzel”. Nirgends schmeckten die Weintrauben so süß, die Pfirsiche so schön als in Großvaters Garten. Als mein Bruder in Schlesien die Landwirtschaft erlernt hatte, kam er zum Amtsrat Schmidt in Mose bei Wolmirstedt, dem trefflichen Freund des Großvaters. Dort wurden die jungen Leute zu Fleiß und Energie, sowie Pflichttreue herangebildet und legte der Bruder da den Grund zu seiner nachherigen Tüchtigkeit. Es kam die Zeit da der Großvater sein liebes Amt in andere Hände geben mußte. Und als sein Heimgang im August 1863 erfolgte, wurde er auf seinen ausdrücklichen Wunsch auf dem neu angelegten Friedhofe begraben, wollte er doch auch im Tode noch seiner Gemeinde vorangehen.