Die Probstei in Wort und Bild/121

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Die Probstei in Wort und Bild
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Ergänzende Mitteilungen

Aufzeichnungen von Pastor Schrödter in Schönberg

Die nachstehenden Mitteilungen sind zum großen Teile den Aufzeichnungen der Hauptpastoren Schetelig, Schmidt und Bartels in dem alten Schönberger Kirchenbuche entnommen; sie betreffen einzelne Vorgänge in der Probstei während der letzten 130 Jahre, welche ein weitergehendes Interesse beanspruchen dürften.

Anno 1771 schickte Gott eine überaus nasse Ernte, dergleichen die ältesten Leute sich nicht erinnern können. Es verdarb viel Korn, sonderlich an Roggen, der häufig auswuchs und schlechtes, fast nicht zu genießendes Brot gab. Es war auch eine große Teuerung im Lande, so daß die Tonne Roggen zuletzt auf 16 Waehrungszeichen.svg 8 β , der Weizen auf 6 Rthlr., der Hafer auf 9 Waehrungszeichen.svg stieg.

Das 1779ste Jahr war für Schönberg ein betrübtes und unglückliches Jahr inbetracht des Feuers. Denn da ließ Gott es geschehen, daß in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai, als am Sonnabend vor Exaudi, um 12 Uhr im Stakendorfer Thore, in des Kätners Ebert Lübkings Hause ein Feuer ausbrach, welches dieses Haus und die folgenden, dem Kätner Hans Göttsch, Jochim Windel, Paustian, Hinrich Lamp, Klaus Schoel und dem Halbhufner Eggert Lage gehörigen Häuser, zusammen 18 bis 19 Gebäude, innerhalb zwei Stunden verzehrte.

Aber in der Nacht vom 2. auf den 3. August, oder vom Montag auf Dienstag nach dem 9. Sonntage Trinitatis, fast um die zuvorgedachte Zeit der Mitternacht, brach im Höhndorfer Thore, in des Schmieds Ebert Uthofs Speicher, ein noch viel fürchterlicheres und erschrecklicheres Feuer aus, welches in der kurzen Zeit von 2 bis 3 Stunden fast den ganzen Ort, samt der Kirche und den dazu gehörenden Prediger-, Organisten- und Schulhäusern, in die Asche legte, so daß nur auf dem Damme die Häuser von Melchert Hahns Hause an, in der Perserau die Häuser der Hufner Klaus und Hinrich Göttsch und einiger Kätner, im Stakendorfer Thore die neu erbauten, wie die des Hufners Hinrich Lage, im Höhndorfer Thore die der Kätner Hans Schutt und Jakob Weden, und endlich die des Bauervogts Klaus Wiese und des Hufners Eggert Lage samt einigen Katen stehen blieben. Im Feuer selbst verloren der alte Schulmeister Friedrich Wilhelm Thau (nach der Angabe des Totenregisters „einige 70 Jahre, gegen 80 Jahre“ alt) und eine alte Witwe Lenke Wiese ihr Leben, und waren so verbrannt, daß ihre Cadavera nicht kenntlich waren. Aus dem Pastorathause wurden gottlob die meisten Möbel, sonst aber wenig gerettet, wie denn auch im Diakonathause das Contra- Kirchbuch samt dem alten Kirchbuche, welches Herr P. Balemann noch tags zuvor vom Pastor Schetelig hatte holen lassen, um das Alter eines anzuschreibenden Katechumenen zu untersuchen, verbrannt sind, und war die Gewalt der fressenden und zerstörenden Flammen fürchterlich zu sehen und zu hören. Das Feuer ging bei stiller Luft an, erregte aber bald einen Zug des Windes, der leider gerade hinein, oder vom Süden seinen Strich nahm, immer heftiger