Die Probstei in Wort und Bild/095

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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der Mergel im Ueberflusse, und zwar gerade von einer solchen Beschaffenheit, wie sie dem größeren Teil des Bodens am angemessensten ist. Man suchte aber ein Mineral, das sich nur in gebirgigen Gegenden findet. Aehnliche Nachrichten ließen sich gewiß aus mehreren Ländern sammeln. Ich darf also ohne alle Parteilichkeit meinen lieben Probsteiern das Verdienst vindicieren, durch eine vernünftige kluge Benutzung zufälliger Entdeckungen dem Ackerbau ein ihm beinahe entrissenes Verbesserungsmittel wiedergegeben, und durch ihr Beispiel es gelehrt zu haben, daß auch das Auffahren eines Thon- ja selbst eines Sandmergels, wie eines kalkhaltigen Sandes von einer wohlthätigen Kraft sei, den Acker zu verbessern. Immerhin sei unser Mergel von dem Mergel der Alten verschieden, (der Probsteier kannte den Namen nicht einmal, als er schon in der Anwendung desselben weit vorgerückt, und mit seiner Wirksamkeit völlig aufs reine war, sondern sprach immer nur vom Erdefahren, Lehmfahren) genug wir haben wieder ein für die Fruchtbarkeit unsers Ackers wohlthätiges Material aus seinem Innern schöpfen gelernt; wir kennen unzweideutige, ja selbst wissenschaftliche Merkmale, an welchem wir das Brauchbare vom Unbrauchbaren unterscheiden können, und wie sehr auch Vorurteil die Wirksamkeit des Mergels verschreien mag, er ist und bleibt, mit Umsicht angewandt, wenn man bei seinem Gebrauche nicht die übrigen Verbesserungsmittel verabsäumt, ein sicheres Mittel, dem Boden eine ausdauernde Fruchtbarkeit zu geben.

Ich bin wiederholt in Briefen und mündlich ausgefordert, mich über diesen Punkt recht ausführlich zu erklären, und sowohl den Gang der Mergelung bei den Probsteiern bis auf ihre Quelle zurückzuführen, als auch, da Thaer in seinen Grundsätzen der rationellen Landwirtschaft kurz darauf hinwinkt, daß schon die Römer den Mergel kannten, diesem Gegenstande meine Forschungen zu widmen, und die Resultate derselben mitzuteilen. Was das erste betrifft: so ist bereits das Meiste hierüber in den Antworten enthalten, welche ich 1799 dem Herrn Geh. Rat Thaer auf seine Fragen erteilte, und welche derselbe damals in seine in den Annalen beschriebene Reise durch die Probstei aufnahm; indes ehre ich das gütige Zutrauen meiner Freunde zu sehr, als daß ich nicht auf ihre Wünsche, soweit ich es vermag, schuldige Rücksicht nehmen sollte. Und was das letzte betrifft: so bin ich durch die zuvorkommende Güte des Herrn Prof. Heinrich in Kiel so glücklich, meinen Lesern in einem gehaltvollen Aufsatz dieses gelehrten Kenners des Altertums alle Aufschlüsse geben zu können, die sie wünschen, und ich glaube, die so überaus gütige Erlaubnis des Herrn Professors, von seinen gelehrten Mitteilungen jeden beliebigen Gebrauch zu machen, nicht besser, nicht zweckmäßiger nutzen zu können, als wenn ich sie hier wörtlich mitteile.

Die Mergelung der Alten.

Mergel ist so wenig eine neue Entdeckung, als die Mergelung eine neue Erfindung. Beides war im Altertum wohl bekannt, und wurde in ziemlicher Ausdehnung mit der den Alten eigenen Beflissenheit und praktischen Tüchtigkeit allerdings für die Verbesserung des Feldbaues benutzt. Ich bin nicht imstande, über den Gegenstand mit eigentlicher Sachkenntnis zu reden, die, wie ich höre, heutzutage zuweilen selbst denen abgeht, die über dergleichen in Büchern, oder sonst, zu sprechen, berufen oder versucht sind. Um so verbundener erkläre ich mich im Voraus für bessere Belehrung. Doch dürfte grade diese wieder nur von einer solchen Sachkenntnis zu erwarten sein, die mit einigen anderen, nicht eben sehr gewöhnlichen, Eigenschaften in notwendiger Verbindung steht, und vor allem einer gründlichen Kenntnis der wissenschaftlichen Sprache der Alten, und der oft so schwer mit Sicherheit zu bestimmenden Sachausdrücke nicht ermangelt. Denn hier ist der Fall, wo in jeder, auch der kleinsten, Sachbestimmung, völlige Sprachsicherheit zur ersten und unerläßlichsten Bedingung wird. Die Schwierigkeit fühlt hierin ein jeder, der auch nur obenhin weiß, welche Dunkelheiten sich von allen Seiten in der so viel umfassenden Technologie der alten Sprachen