Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/188

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland
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Ausnahmefällen zur Teilnahme an gewissen, auch in ihrem Interesse gemachten Gemeindeausgaben herangezogen werden.[1] Aber Regel und Grundsatz war Exemtion des bevorrechteten Grundbesitzes sowohl von Gemeindepflichten wie mit Ausnahme der erwähnten Nutzungsbefugnis auch von Gemeinderechten.

Weitere Berechtigungen, die dem bevorrechteten Grundbesitz in der Regel, aber nicht ausnahmslos, zustanden, waren Brau- und Brennerei-, seltener die Kruggerechtigkeit.[2] Bierbrauerei, häufig auch Branntweinbrennerei zu feilem Kauf (also nicht blos für den eigenen Verbrauch oder Hausbedarf) waren auf dem platten Lande zu Gunsten der Städte in der Regel verboten.[3] Ebenso wie die Domänengüter übten auch die meisten Ritter- und Klostergüter entweder kraft des Herkommens oder kraft besonderer Konzession des Landesfürsten diese Gewerbe.

Schließlich waren die Inhaber der bevorrechteten Güter häufig berechtigt, die sonst auf dem platten Lande ebenfalls zu Gunsten der Städte nicht zugelassenen Handwerker auf ihren Gutshöfen anzusiedeln. Jedoch sollten diese grundsätzlich nur für den Bedarf des Gutes arbeiten.[3]

Die Unterschiede in den rechtlichen Eigenschaften der verschiedenen Arten von privilegierten Gütern erklären sich aus der ursprünglichen Natur dieser Realgerechtigkeiten als Privilegien, welche bestimmte Personenklassen (Landesherr und Stände) hinsichtlich ihrer Güter besaßen.

Wichtig für unsere Betrachtung sind nur die besonderen Rechte


  1. Vgl. S. 187 Anm. 3.
  2. Vgl. betr. Kalenberg: Gandersheimer Landtagsabschied de 1601, § 51 (Cod. Const. Calenb., Caput VIII, Nr.1. — Desgl. Landtagsabschied de 1689, § 31 (Cod. Const. Calenb., Caput VIII, Nr.5). — v. Pufendorf, obs. iuris, Bd. III, Nr.89. — Lüneburg: Cod. Const. Lüneb., Caput IV, Nr. 171 ff., Caput IX, Nr. 1. — Bremen: Bremische Polizeiordnung, Caput II, § 1 und 2, in: Der Herzogtümer Bremen-Verden Polizei-, Teich-, Holz- und Jagdordnung, 1693 ff. — v. Pufendorf, obs. iuris III, Nr. 164. — Allgemein: Hagemann, Landwirtschaftsrecht, 382 ff. und 381 ff. — Dennecke, Lib. II, S.219. — v.Selchow, Anfangsgründe, S.101-108. — v.Ramdohr, Juristische Erfahrungen I, S.114, 117-119, II, S.621. — Strube, Rechtliche Bedenken I, 39 <I, 188), IV, 111 (I, 189), V, 105 (I, 190). — Derselbe, Nebenstunden, Hannover 1750, Bd. III, Nr.19.
    [GenWiki-Red.: Zusatz, Autoren-Notiz aus dem Handexemplar: „Zu Anm. 2. Es fehlen die Zwangs- und Bannrechte, bes. Mühlenzwang, Bierzwang, Branntweinszwang, Zwangskrüge und Zwangsbau-Köfen {noch unsichere Lesung}. Vgl. Strube, Rechtl. Bedenken, ed. Spangenberg Bd.I pag.274-288 (Mühlen-, Bau- und Krugzwang) und die daselbst angeführten Stellen aus v.Pufendorf, observationes iuris und anderen, ferner Hagemann, Landwirthschaftsrecht § 155, 156, 212-221 incl., ferner unten, Anlagen pag. 84*.“
  3. 3,0 3,1 Vgl. Gandersheimer Landtagsabschied de 1601, § 51 (Cod. Const. Calenb., Caput VIII, Nr.1). — Cellische Polizeiordnung, Caput XIX, § 1 (Cod. Const. Luneb.., Caput IV, Nr.1). — v.Liebhaber, Beiträge &c., Nr.VIII, S.130 ff. — v.Selchow, Anfangsgründe, S.143 und 144. — Manecke, Staatsrecht, S.260. — Bremische Polizeiordnung, Caput II, § 1 und 2.