Deutsche und französische Kultur im Elsass/009

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Deutsche und französische Kultur im Elsass
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Bildunterschrift:
TH. SCHULER: BAUERNTYPEN AUS DER UMGEGEND VON WEISSENBURG.

sich Gerberei und Brauerei in den letzten Jahren zu grösseren Betrieben zusammengezogen, aber trotzdem bleibt der Stadt Strassburg ihr Charakter als die kleingewerblichste unter den deutschen Grossstädten (über 100 000 Einwohner) erhalten. Höchstens Buchdruckerei und Tabakfabrikation sind seit alter Zeit zu grösseren Betrieben vereinigt. Ähnlich ist das Verhältnis in den kleinen Städten des Hügellandes, deren Hauptreichtum und Nahrungsquelle der Weinbau bildet. Daraus ergeben sich nun höchst wichtige Thatsachen in der sozialen Schichtung der Bevölkerung. In allen Städten bis auf Mülhausen und ferner in den ländlichen Bezirken der Ebene und des Hügellandes (abgesehen vielleicht von der Umgebung von Colmar und Mülhausen) ist ein gewerblicher Mittelstand und eine sehr wohlstehende Mittel- und Kleinbauernschaft der ausschlag- und massgebende Teil der Bevölkerung. Dagegen sind in Mülhausen, der Umgegend von Colmar und in allen Gebirgsthälern die stärksten sozialen und wirtschaftlichen Gegensätze ausgeprägt zwischen den allmächtigen Grossindustriellen und einer besitzlosen oder zwergbäuerlichen Industriearbeiterschaft.

So gliedert sich die Bevölkerung des Landes in vier deutlich unterscheidbare soziale Klassen, die Notabeln, den gewerblichen vorzugsweise kleinbürgerlichen Mittelstand der Städte, die Bauernschaft und die Industriearbeiter. Den Grundstock der Notabeln bilden die Fabrikanten des Oberelsasses. Ihnen reihen sich an einzelne Handelsherren und Industrielle im Unterelsass. Ferner gehören zu den Notabeln die wenigen grösseren Grundbesitzer auf dem platten Land und die ländlichen Notare, die vermöge ihrer amtlichen Stellung als Berater, Bankier und Vermögensverwalter der ländlichen Bevölkerung und ferner kraft ihres oft bedeutenden Reichtums eine sehr einflussreiche und angesehene Stellung in ihren Bezirken einnehmen. Ferner werden wohl auch die grösseren Advokaten, auch einzelne Ärzte in den grossen Städten zu den Notabeln gerechnet. Der einst so zahlreiche und mächtige Adel des Landes ist auf wenige Familien zusammengeschmolzen, die nur vermöge ihres ausgebreiteten Grundbesitzes eine angesehene