Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/066

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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waren und nun wieder einen Kurswert von 48½% erlangt hatten. — Im Laufe des Jahres 1872 besuchte Chr. Spamer seine außerhalb Wetzlars wohnenden Kinder nach der Reihe und zwar zuerst den neuetablirten Landpfleger Ludwig auf dem Kinzigheimer Hofe. Im Monat Mai dort eingekehrt, verblieb er bis über das Pfingstfest. Am 17. Mai schrieb er von dem Hofe nach Ilsede: „Mir gefällt es hier so gut, daß ich es bis an das Ende meiner Tage nicht besser verlange.“ Nur wünschte er seinem nunmehr bestallten Sohne, dessen Umsicht und rastlosen Fleiß er lobte, nun auch bald eine liebe Hausfrau, und lautete es in den letzten Zeilen jenes Briefes: „Ich weiß selbst noch nicht, wie lange ich hier noch bleibe; es geht schnell ein Tag wie der andere herum, und geht mir keiner verloren, bei welchen von meinen Kindern ich ihn auch verleben mag. So lange aber L. das beste Theil noch nicht erwählet und im Hause hat, meine ich, wäre es meine Schuldigkeit, ihm die Fehlende durch meine Gesellschaft wenigstens einigermaßen zu ersetzen. Möchte er diesen ungenügenden Ersatz bald nicht mehr nöthig haben.“

Während seines damaligen Aufenthaltes in Kinzigheim schrieb er auch folgendes schöne Erinnerungsgedicht an seine dritte Frau nieder:

Vor meines Carolinchens Bilde
am 31. Mai 1872.
Vergeht mir auch kein Tag, an dem ich Dein nicht dächte;
Der Dein geliebtes Bild mir nicht vor Augen brächte;
So ist alljährlich doch der allerletzte Mai
Der Tag, an dem ich mehr, als sonst, mich seiner freu'!
Ja, theures Linchen, heut an Deinem Wiegenfeste
Seh ich Dich selbst in ihm, Du dritte Allerbeste;
Wie ich Dich ehemals als heißgeliebte Braut
Vor 34 Jahr' in Wirklichkeit geschaut!
Die goldne Kette da, mit der ich Dich gebunden,
Hielt ebenso wie hier Dich damals schon umwunden!
Den gold'nen Ring, den Dir an Finger ich gesteckt,
Man hier zwar mit der Hand im Bilde nicht entdeckt.
Das breite Rosaband hatt'st selber ungezwungen,
So wie im Bilde hier, Du um den Hals geschlungen!
Gewiß auch hattest Du nicht ohne Vorbedacht
Dir eine Schlinge aus dem Rosaband gemacht!
Damit dies zarte Band, das Zeichen treuer Liebe,
Ganz unauflöslich sei und fest geheftet bliebe,
Gab diese Nadel ihm von Silber sichern Halt,
Und Steine blitzten drin von Diamantsgestalt!
Dies schwarze seidne Kleid mit zierlich weißem Kragen,
So wie es ziemte Dir, der Pfarrersbraut, zu tragen,
Umschloß der Jungfrau Leib, den es wie hier im Bild
So züchtig immer hat bis an den Hals verhüllt!