Belzig/Schweden

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Die Zerstörung Belzigs im April 1636

Aus Eilers Chronicon Beltizense 1743

Der 4. April 1636 Als zu Anfang des Monats April die schwedische Armee bei Magdeburg über die Elbe gegangen, sind den Montag nach Judika, 4. April, zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags ungefähr 30 Reiter vor Belzig angekommen, welche anfangs einen von Adel, so etwas in die Stadt fliehen wollte, vor der Stadt geplündert, hernach den Scharfrichter, welcher eben wegefertig gewesen, sein Weib nach Brandenburg zu führen, erschossen, welches denn ein großes Schrecken unter der Bürgerschaft verursacht hat Und weil man sich eines größeren Hinterhalts, mit welchem sie auch gedroht, befürchtet, sind sie ohne einigen Widerstand eingelassen worden, in Meinung, ob man mit ihnen gütlich traktieren könnte. Als sie aber hinein kamen, haben sie alsbald das Rathaus gewaltsamer Weise erbrochen, selbiges neben den vier Kramladen des Bürgermeisters und etzlicher Ratsherren Häuser geplündert, auch alle Pferde, so sie antreffen können, weggenommen; und hat diese erste Plünderung etwa zwei Stunden gewährt, drauf sie sich wieder hinaus gemacht.

Der 5. April 1636 Folgenden Dienstags in Mittage, ist wiederum eine Parthie von 30 oder 40 Pferden an die Stadt kommen, welche auf den General Wränge! Contribution begehret. Als man aber durch den Glockenschlag die Bürgerschaft convocieren, und ihre Meinung über diesem Begehren vernehmen wollen, haben sie alsbald angefangen: Sie sähen wohl, daß die Bürger rebellieren wollten, müßten deswegen zurück und ihre Dragoner holen; sind darauf davon geritten, und in einer guten Stunde vierhundert stark wieder kommen, die Tore berennet, und im Sandbergischen Tore alsbald einen Bürger von etlichen sechzig Jahren erschossen, darauf mit aller Macht in die Stadt eingefallen, alsbald zur Kirchen geeilet, solche mit aller Gewalt eröffnet, die Sacristey, welche mit einer ganz eisernen Tür verwahret gewesen, weil sie an der Tür nichts schaffen können, durch die Mauer gebrochen, alle Kisten und Kasten aufgeschlagen, geplündert, hernach aufs Pfarrhaus, da die armen Leute auch einen ziemlichen Vorrat hingefliehet, gefallen, in demselben, wie in der Kirche gehauset, in gleichen alle Bürgerhäuser von größestem bis zum kleinsten ausgeplündert. Ohngefähr um drei Uhr, als diese Partei wohl geplündert und sich wieder aufgemacht hat, seynd vier Regimentsquartiermeister, unter welchen der Schlangische das Commando gehabt, mit ihren Furrieren, in die achtzig Mann stark ankommen, welche ihre Assignation auf vier Regimenter nach Beltzig gehabt, die Bürgerschaft in Contribution nehmen wollen; haben anfangs den Leuten gute Worte gegeben, ihnen Schutz zugesagt, die Kirche und Pfarrhaus wieder verschließen, und salvaguardieren lassen, und hierauf die Soldatesca einlogieret. Weil sie aber gesehen, daß die Bürgerschaft nun ganz und gar ruinieret und verderbt, aller Vorrat hinweg wäre, und sie also schlechte Quartiere und Contribution bekommen würden, haben sie das übrige, so noch in der Kirche, Pfarr und sonsten vorhanden gewesen, vollends preisgegeben. Da ist's bunt übergangen und haben die Sodaten recht angefangen zu tyrannisieren, die Leute, so sich hin und wieder im Winkel verkrochen, herfür zu suchen, zu martern, und Geld, welches doch schon alles weggewesen, erpressen wolln, da sie denn unter anderen einen Bürger, welcher sich von ihr Wüten aüfn Turm salvieret, die Stiegen herunter gestürzet, daß er bald darauf gestorben. Aufn Abend seynd sie wieder mit aller Macht auf das Pfarrhaus gefallen, dahin sich alles Weibervolk retirieret hatte, sind unter denselben mit brennenden Lichtern herumgegangen, welche ihnen gefallen, herfürgezogen, und mit sich genommen, und haben solches nicht allein an jungen Personen, sondern auch an alten Weibern bei sechzig, siebzig Jahren verübet. Dieses ihr unzüchtiges Beginnen hat die ganze Nacht bis an den Morgen gewähret.

Der 6. April 1636 Als des ändern Tages, als Mittwochs, diese Partie sich aufgemacht, ist alsbald eine andere wieder eingezogen, welche es noch grausamer gemacht, also, daß sich kein einziger Mensch mehr in oder außer der Stadt von ihnen hat dürfen sehen lassen. Selbigen Tages haben sie zwo Bürger erschossen. Einem Schmiede haben sie mit einer Kneipzange die Nägel von den Fingern abgeknippen. Einen alten Mann von etlichen siebzig Jahren bei den Beinen aufgehenkt, und sonsten übel tractieret, daß er bald danach zu Britzen gestorben.

Der 7. bis 10. April 1636 Von der Zeit an hat immer eine Partie die andere gelöset. Damit sie auch desto sicherer hinan gehen dürften, haben sie alle Zeit, wann eine Partie ausgezogen, etliche Häuser in den Vorstädten angezündet, bis sie endlich die Scheunen und Vorstädte mehrenteils weggebrannt, und hat solches Tyrannisieren, Wüten, Plündern und Brennen ganzer acht Tage gewähret.

Der 11. April 1636 Montags, war der 11. April, in der Nacht, haben sie die Stadt an unterschiedlichen Orten angesteckt, daß in wenig Stunden mehr als die halbe Stadt, samt der Kirchen, Pfarr, Schule und Rathaus ganz niedergebrannt, und nicht mehr denn eine Gasse von etlichen zwanzig Häusern stehenblieb.

Der 12. bis 26. April 1636 Folgends haben sie die Vorstadt vorm Brandenburgischen Tor neben dem Hospital und übrigen Scheunen weggebrannt. Von dem an sind die Partien nicht mehr so stark als vorhin, aus und ein gezogen. Nach dem nun in selbigen Tagen niemand mehr vermerket worden, haben sich die Armen in Grund verderbten Leute allgemach wieder in die Stadt funden, Meinungs, in den noch übrigen Häusern und Kellern sich aufzuhalten, aber es ist ihnen nicht gegönnet worden.

Der 27. April 1636 Den 27. April, als man sich im geringsten keines Bösen vermutet, ist eine Partie von 200 Pferden in die Stadt gefallen und hat wiederum von neuem zu toben angefangen, in die Bürger geschossen und gehauen, was sie angetroffen, dermaßen gemartert, daß es einen Stein in der Erde hätte erbarmen mögen, da haben sie angefangen, die schwedischen Tränke auszuteilen. Einem Vogt auf einem Edelhofe haben sie zwei Eimer Mistpfütze in Hals gegossen. Eines Pfarrers Sohn aufn Lande haben sie ein Eimer Höfen eingeflößet. In selbigen Dorfe haben sie auch (salva venia) in ein Faß hofieret und solches mit Urin vermenget, einen Bauern eingegossen, vielen dermaßen mitgespielet, daß sie in kurzen den Mund drüber zutun müssen.

Mai 1636 Endlichen im Monat Majo haben sie das Übrige, so in der Stadt stehen blieben, samt dem Schloß und Sandberg, zu unterschiedlichen Malen an- gestecket und vollends in die Asche gelegt, also, daß in der Ringmauer nicht ein Stecken, in der Vorstadt vier Edelhöfe (von welchen, doch mehr nicht als Wohnhäuser vorhanden) neben etlichen kleinen Hütten und Gartenhäusern stehen blieben. In währender Plünderung, seind an Bürgern von Soldaten erschossen und sbnsten ermordet worden, zehn Personen, darunter ein alt Weib von 106 Jahren gewesen, ohne die sonst hin und wieder von Schrecken und Marter schleunigst gestorben. Es sind aber die Schwedischen auch damit noch nicht zufrieden gewesen, daß sie uns arfne Leute um all das Unsrige gebracht, Haus und Hoff weggebrannt, alles Vieh und fahrende Habe. geraubt, und verbrannt, sondern haben auch nachgetrachtet, wie sie die Vornehmsten, so sich herausgemacht, und ein Weniges mit sich genommen, auskundschaften, üerfallen und vollends, was sie noch bey sich hätten abnehmen, auch durch Marter und Pein den Rest geben möchten,, wie sie denn keinen Menschen, bey dem sie etwas Geld und dergleichen gefunden, ungemartert gelassen.