Bürgerbuch der Stadt Erfurt 1670-1760/009

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Bürgerbuch der Stadt Erfurt 1670-1760
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Einleitung

Keula, und so fort. Auch bei der Wohnungsangabe habe ich versucht, möglichst so viel zu bringen wie sich durch Vergleiche ermitteln ließ. Ott Rollerts Häuserchronik wird hier oft noch weiterhelfen können und darüber hinaus frühere und spätere Hausbesitzer nennen, die vielleicht die Eltern oder die Erben des Probanden waren. Es muss hier auch von den Lücken in den verschiedenen Bürgerbüchern und Verzeichnissen gesprochen werden. Ein bestimmter und gut belegter Neubürger kommt im Bürgerbuch nicht vor, aber in einem der Verzeichnisse wird er als Neubürger geführt – oder umgekehrt. Das ist nicht selten. Glücklicherweise füllt dann die zweite Quelle die Lücke der ersten. Auch in solchen Fällen stammen einige Auskünfte aus Kirchenbüchern. Einige Besonderheiten sollen noch erwähnt werden. In den Pest-Epidemien von 1682 und 1683 verlor die Stadt Erfurt 10377 Menschen, fast die Hälfte ihrer Einwohner. Damit weitergearbeitet und die Stadt versorgt werden konnte, bemühten die Zünfte sich vorbildlich, etwa die Bäcker, die Müller und die Fleischer, junge Handwerker aus der Umgebung hereinzuholen und ihnen die Weiterführung etwa einer Fleischerei anzuvertrauen. Der Stadtrat erleichterte ihnen die Bedingungen für das Bürgerrecht, etwa das Mindestalter oder den Vermögensnachweis betreffend, und die Zünfte bewilligten ihnen so bald wie möglich den nötigen Meisterbrief. Oft kam es dann zu Eheschließungen mit der Witwe oder einer Tochter des verstorbenen Meisters. Auffallend ist der starke Zuzug aus dem katholischen Eichsfeld, besonders seit die Regierung ihre starke Bautätigkeit auf dem Petersberg, bei der Stadtbefestigung, beim Bau des neuen Kaufhauses am Anger und der Statthalterei begonnen hatte. Auch viele ehemalige Soldaten, die aus Böhmen oder Österreich nach Erfurt gekommen waren, wurden später Bürger und sesshaft. Auch sie trugen dazu bei, dass die katholischen Pfarreien in der Stadt wieder Zulauf bekamen und bald stark anwuchsen. Noch zwei Einzelheiten zur konfessionellen Problematik: Nach Exulanten aus den habsburgischen Landen oder aus Frankreich wird man vergeblich suchen – sie mieden Erfurt. Die aus Böhmen stammende Familie Ritschl von Hartenbach darf man wohl nicht mehr als Glaubensflüchtlinge bezeichnen; ihr Stammvater kam erst im Alter nach Erfurt, als er schon lange Offizier in gothaischen Diensten gewesen war. Die Erfurter evangelische Kirche blieb in der kurmainzischen Epoche wieder unangefochten und stark, und in ihrer alten, bewährten, quasi reichsstädtischen Verfassung mit dem Evangelischen Ministerium und dem Pfarrer-Wahlrecht hat sie sich den neuen Gebräuchen eines Fürstenstaates nicht untergeordnet.

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