Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/324

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
Register  |  1. Band  |  2. Band  |  3. Band
4. Band  |  Inhalt des 4. Bandes
<<<Vorherige Seite
[323]
Nächste Seite>>>
[325]
SH-Kirchengeschichte-4.djvu
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.

Bewußtsein, an ihrer Bildung einen Schatz zu haben, der sie selbst über bedrängte Lebensverhältnisse emporheben konnte. Seine Schüler wurden bald als Hauslehrer sehr gesucht, von der Regierung für Schulstellcn dringend empfohlen. So drangen sie allmälig in die besseren Lehrerstellen ein und mußten hier selbstverständlich eine große Umgestaltung der Schulverhältnisse anbahnen, je weniger Schneider und Weber, in deren Händen der Unterricht bis dahin war, sich ihnen vergleichen konnten. Aber sie fanden auch Gegner." Durch diese Gegner wurde der gute Ruf der Anstalt allmälig untergraben. Es liefen im Publikum Gerüchte um, die von zu freien Lehren und Angriffen auf die Rechtgläubigkeit im Seminar sprachen. Die Fama übertrieb die Sache. Aber selbst der Ober-director, der Kanzler Cramer, war bei Manchen als Gottesgelehrter etwas verdächtig geworden wegen seiner Bearbeitung des Schleswig-Holsteinischen Gesangbuches und seines Landestatechismus. Viele Geistliche im Lande waren von vornherein eingenommen gegen die ganze Anstalt, sie meinten, es werde darin Dünkelhaftigkeit der Schulmeister befördert und leere Methodenreiterei getrieben. Als solche Vorwürfe lauter wurden, ergriff ein Jurist und Advokat, welcher früher Seminarist gewesen und ein enthusiastischer Verehrer des Directors Müller geblieben war, im Jahre 1801 die Feder und gab eine Schrift heraus unter dem Titel: „Ehrenrettung der Kieler Seminaristen." Diese „Ehrenrettung" schadete aber in der öffentlichen Meinung mehr, als sie nützte. Die Landesregierung fah sich dadurch veranlaßt, von dem Director Müller eine amtliche Erklärung zu fordern über fein Lehren und Wirken im Seminar, Müller erstattete eine Rechtfertigungsschrift, die aber nicht gedruckt worden ist. Allein seine bisherige Stellung schien unhaltbar geworden zu sein. Er wurde 1805 seines Amtes entlassen und eine Professur der Philosophie an der Universität ihm verliehen. Er ist gestorben den 5. Februar 1814. (l5) WZ sein Nachfolger wurde Hermann Daniel Hermes berufen, früher Hofprediger des Königs Friedrich Wilhelms II, von Preußen, zum Director des Kieler Seminars und zum Oberaufseher des Kirchen- und Schulwesens er- C°) Ueber die Wirksamkeit dieses talentvollen Seminardirectors und über die von ihm gebildeten ausgezeichneten Schüler vergl, man die Darstellung von Jessen, S. 243.