Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/310

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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gewandt wäre, der uns mit Gott versöhnt hat, und durch den wir allein sowohl Begnadigung als Hülfe erlangen können.“ — „Je mehr jetzt im protestantischen Deutschland eine Parthei aufsteht, welche das Christenthum nur in einer Belehrung Christi und diese in Vernunft-Religion und Moral setzt, je mehr scheint es mir nöthig, sich darüber bestimmt und redlich zu erklären, zumal in einer symbolischen Schrift, welche unter dem Ansehen und Vertrauen einer protestantischen Regierung gegeben und angenommen werden soll.“[1]

Die Formulare hielt Callisen, besonders für den gebildeten Theil des Publikums, für zweckmäßiger als die bisherigen. Er bemerkt aber dabei, Taufe und Abendmahl müßten nicht als bloße Gebräuche, sondern als Gnadenmittel angesehen, die Privatbeichte frei gelassen, das Einsegnen mit Handauflegung nicht abgeschafft werden. In den Betrachtungen über die Abendmahlsfeier, die er sonst vortrefflich nennt, vermisse er den Lehrbegriff der lutherischen Kirche. Im Uebrigen bemerkt er noch Einzelheiten, die zum Theil den Ausdruck betreffen.

Adler nahm auf die Vorschläge und Bemerkungen seines Collegen mehrfache Rücksicht, änderte einzelne Formulare, z. B. bei der Confirmation, wo Callisen bemerkt hatte, daß der Ausdruck „Lehre Jesu“ mißverstanden werden könne. Den von Callisen gewünschten besonderen Antrag wegen Abschaffung der Publicanda von der Kanzel, glaubte Adler nach einmal erhaltenem abschlägigen Bescheide nicht wieder thun zu dürfen. Callisen hatte sich darüber geäußert, er wünsche, wenn ein neues Ritual eingeführt werde, worin Alles, „was von christlicher Vorstellung und Redeart aus voriger Zeit dem nach einem neueren Geschmack Gebildeten etwa anstößig sein möchte, gemildert wird“, doch zugleich eine andere Art des Publicirens eingeführt werden und „die Kanzel nicht länger ein Marktplatz sein möchte, wo allerlei feilgeboten, jedes verlorene Stück Vieh in der ganzen Gegend beschrieben, weitläuftige Verordnungen in einer Sprache, wovon der geringe Mann wenig versteht, oft ebenso lange, wie die Predigt, unter dem Tumult des großen Haufens und dem stillen Kummer der Wohldenkenden gelesen werden muß.“


  1. Dabei vergl. man die damals erschienene Schrift von Callisen: „Ueber den Werth der Aufklärung unserer Zeit.“