Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/290

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Beamtenstellen, insonderheit auf die Amtmanns stellen, von Altersher ein Anrecht behauptete; während die übrigen Aemter durchgehends mit Studirten von bürgerlicher Abkunft besetzt wurden. Die vorzeitige factische Vererbung gewisser Aemter, z. B. der Hardesvogteien, Kirchspielsvogteien u. a., welche eine lange Zeit hindurch in gewissen, eigentlich bäuerlichen Familien von dem Vater auf den Sohn oder Schwiegersohn übergegangen waren, hörte allmälig auf, indem die immer künstlicher werdende Staatsverwaltung eine größere Anzahl neuer Beamteter erforderte. Gleicherweise verlor sich die alte Vererbung der Predigerstellen, welche in manchen Theilen des Landes stattgefunden hatte, und bei der Alles fast Jahrhunderte lang seinen sehr unveränderten Gang nahm. Gleichzeitig trat die Periode ein, wo die adligen Güter, welche früher oft sehr lange im Besitz der Familien geblieben waren, häufiger von Hand zu Hand gingen und ein Handelsartikel wurden, was die Zertrennung mancher derselben zur Folge gehabt hat. Auch auf dem Lande bildeten sich nun allmälig durch die Classe der bürgerlichen Gutsbesitzer und Pächter der adligen Güter bisher ungekannte Kreise. In den Städten traten aus dem Kaufmanns- und Bürgerstande Einzelne hervor, die sich durch höheren Unterricht und geselligen Verkehr einen Grad von Ausbildung erworben hatten, der bisher in den engbegrenzten Kreisen des Bürgerlebens sich nicht gefunden hatte. Wo nun Advokaten, Aerzte, privatisirende Gelehrte, gebildete Militärpersonen hinzukamen, da waren bald mehr, bald weniger die Elemente vorhanden, aus denen der sogenannte gebildete Mittelstand erwuchs, und in dessen Kreisen, die von dem, wie man es nannte, ungebildeten Volke sich immer mehr entfernten und abschlossen, die Ideen der neueren Zeit vorzüglich Eingang fanden. Diese Kreise zeichneten sich jetzt durch Weltbildung aus, und in denselben nahm man regeren Antheil an den Zeitereignissen, wie namentlich an der französischen Revolution, und machte sich bekannt mit den Erzeugnissen der neueren Literatur, indem man mit seinem Lesen sich nicht mehr auf Bibel, Gesangbuch und Postille beschränkte.

Interessant wäre es, in unserem Lande auch nach Maßgabe bestimmter äußeren Erscheinungen den Gang zu verfolgen, den solche Entwickelungen der neueren Weltbildung nahmen, und dabei auf die verschiedenen Oertlichkeiten Rücksicht zu nehmen; doch theils fehlen dazu die nöthigen Data, theils würde eine solche Untersuchung