Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/XIII

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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des Norwegischen Stammes zum Christenthume, verwiesen haben. Darin findet man eine umständliche quellenmäßige Darstellung der äußeren Geschichte der Bekehrung, sowie eine in das Einzelne eingehende Schilderung der Zustände des Skandinavischen Heidenthums zur Zeit seiner ersten Berührungen mit dem Christenthume, und davon läßt sich, nach der Lage und Volksthümlichkeit unsers Landes, ein großer Theil auf unsre Bevölkerung und deren Bekehrungsgeschichte direct oder indirect anwenden. Man lernt daraus den schweren Kampf des Christenthums mit dem Heidenthume anschaulich kennen, indem eine sorgfältige Erörterung sowohl die Widerstandspuncte des Heidenthums wie die Anknüpfungspuncte für das Christenthum darthut. Und nicht blos der heidnischen Götter- und Dämonenlehre sammt der altnordischen Kosmogonie, sondern auch der heidnischen Sittenlehre und Religionsverfassung ist eine gründliche Untersuchung gewidmet. Sehr lehrreich ist auch der Nachweis des inneren Verfalls des nordischen Heidenthums, als das Christenthum mit demselben in Berührung und Kampf trat. Dabei unterscheidet der Verfasser mit Recht drei verschiedene Richtungen und Momente in dem Auflösungsprocesse. "In den stumpferen oder doch einer geistigeren Auffassung der Religion minder zugänglichen Gemühtern sehen wir den krassesten Aberglauben zur Herrschaft gelangt; in anderen, bei denen der nüchterne Verstand und zugleich ein ausgeprägtes Gefühl der eigenen Selbstständigkeit und Willenskraft prädominirt, tritt ein völliges Aufgeben alles und jedes Glaubens an höhere Mächte, ein ausschließliches Sichzurückziehen auf sich selbst und die eigene Kraft, kurz der absoluteste Unglauben zu Tage; endlich bei wieder anderen Persönlichkeiten, und es pflegen dies die innerlichsten und am feinsten organisirten zu sein, wendet sich das religiöse Bedürfniß, das zu mächtig ist, um völlig aufgegeben werden zu können, und zugleich zu tief, um in dumpfem Aberglauben seine Befriedigung zu finden, nach Innen, und sucht durch eigenes Grübeln, durch eine Art mystischer Speculation, zu einiger Beruhigung zu gelangen." Alle drei Seiten des im nordischen Heidenthume bemerkbaren Verfalles werden vom Verfasser der Reihe nach einzeln besprochen und quellenmäßig belegt. Neben dem sinnlichen Aberglauben verschiedener Art sieht man in nicht wenigen Fällen den rohesten Unglauben hervortreten. Es fanden sich schon frühzeitig im Norden Leute, welche den alten Götterdienst und mit ihm allen Glauben an eine Gottheit völlig aufgegeben hatten