Platjenwerbe Nr. 1

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Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osterholz > Platjenwerbe

Familie Bruns, aufgenommen Frühjahr 1893. Abgebildet von rechts sind Eberhard (*1870), Arnold (*1875), Johann (*1880), Johann Berend (*1836), Wilhelmine, geb. Renken (*1843), Gesine, verh. Flügger (*1868), Wilhelmine-Johanne Flügger (*1892), Berta, verh. Meyer (*1877), Wilhelmine, verh. Horneburg (*1879), Gesine verh. Witten, Schwester von Johann Berend (*1831), unbekannt, Anna (*1882), Johanne, verh. Hohnholz (*1886), Christine (*1884)
1875 Ur-Kataster Ausschnitt


Einleitung

Platjenwerbe Nr. 1, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.

Adresse: Schulstraße Nr.1. Lage auf der Höfekarte anzeigen.


Geschichte des Hofes

Allgemein

In den handschriftlichen Aufzeichnungen von Arnold Bruns, geb.1875, aus dem Jahre 1945 sind Hinweise zum frühzeitlichen Wirken der Bruns in Stubben und zu der Hofstelle 1 in Platjenwerbe zu finden. Es wird angenommen, daß die ersten Bruns bereits 1640 „Stubben in die Erde gegraben“, d.h., das Land urbar gemacht haben. Arnold Bruns schreibt, daß die frühere Stelle von Christof Jachens, 1/3 Hof in Stubben, wahrscheinlich bereits um 1668 von Berendt Bruns, geb. um 1639 besiedelt wurde. Abgeleitet wird dies von den benannten Taufzeugen bei den Geburten seiner Kinder, die üblicherweise immer von den Nachbarn kamen. Er hält es aber auch für denkbar, daß die heutige Stelle früher einmal zu Stubben gehört haben könnte.

Nach mündlicher Überlieferung kann der vorherige Bau eines Wohnhauses – ggf. eine Erneuerung – auf der Stelle, wo sich heute der Apfelgarten befindet, etwa 25 m hinter dem jetzigen Gebäude, erfolgt sein. Der Stirnbalken – noch einige Zeit auf dem Speicher aufbewahrt gewesen – soll diese Jahreszahl 1782 und die weiteren Angaben aufgewiesen haben: „Baufrau Witwe Anna Bruns, geb. Lürssen, Baumeister J.H. Kühlken“.

In einer Beschreibung der Gebäude von Platjenwerbe werden für diese Stelle aufgeführt:

1826 - ein Wohnhaus 41x35 Fuß, eine Scheune 16x14 Fuß, ein Speicher 24x20 Fuß
1868 - ein Wohnhaus 50x40 Fuß, eine Scheune 16x14 Fuß, ein Speicher 20,5x17,5 Fuß

Ritterschaftliches Archiv, Akten Nr.508 (8)

Im 19. Jahrhundert sind Männer des Stammes Bruns von dieser Hofstelle mit Schiffbau und Seefahrt verbunden gewesen. Es waren die Tätigkeitsfelder, auf denen gutes Geld zu verdienen war. Der Ertrag aus der kleinen Landwirtschaft konnte die zahlreiche Familie nicht ernähren. So ging bereits Johann Berend Bruns, geb. 1764, zu einer Schiffbauwerft. Sein Zwillingsbruder Martin ist als Seefahrer 1782 auf der Fahrt nach Westindien verschollen. Arend Bruns, Meisters Knecht – die rechte Hand des Inhabers – auf der Segelschiff-Werft Lange in Vegesack, ermöglichte die Ablösung der Meierstelle, den Zukauf von Land und trug auch zum Bau des neuen Hauses 1867 bei. Sein Sohn Johann Berendt, der spätere Stelleinhaber, verließ bereits nach der Konfirmation das Elternhaus, um als Junge an Bord und den langen Lauf der seemännischen Ausbildung zum Schiffszimmermann zu gehen. Auch dessen Sohn Johann, geb. 1880, strebte eine seemännische Laufbahn an und bereiste nach Abschluß der Seemaschinisten-Schule in Bremen auf Dampfern die Weltmeere bis zum Ausbruch des I. Weltkrieges.

Der seemännische Werdegang und die dokumentierten Reisen des Johann Berendt lassen uns heute nur erahnen, mit welchen Eindrücken nach den Erlebnissen auf Fahrten in die Welt diese Seeleute – es waren viele aus fast allen Hofstellen im Dorf – in die kleine, abgelegene Dorfschaft zurückkamen. Wilde Geschichten wurden mündlich überliefert, wie ein Überfall chinesischer Piraten auf das Schiff, bei dessen erfolgreicher Abwehr mehrere Köpfe durch Hiebe mit der Breitaxt des Zimmermanns rollten.

Feuerwehrhauptmann A. Bruns

1874 blieb Johann Berend an Land, eröffnete ein kleines Ladengeschäft und eine Gastwirtschaft. Das Geschäft wurde ganz einfach und behelfsmäßig angefangen und nach und nach neben Lebensmitteln (Kolonialwaren), Kurzwaren, Wollwaren, Eisenwaren, Futterartikel und alles Mögliche geführt, wozu auf dem Lande Bedarf bestand. Aus dem erhalten gebliebenen Einname- und Ausgabenbuch von 1876-1889 können wir den Geschäftsverlauf, Angaben zu Lieferanten und zu speziellen Ausgaben, wie Steuern, Grafgeld, Schulgeld usw. entnehmen.

Arnold Bruns senior führte wie sein Vater Johann Berend das Kolonialwarengeschäft und trieb darüberhinaus Handel mit vielen Dingen des täglichen Bedarfs. Aus dem von 1894-1913 geführten Hauptbuch können wir das ganze Sortiment dieses Geschäftes, die Preise und die Kunden ersehen. Dieses ganz besondere Dokument wird in einer gesonderten Auswertung vorgestellt werden.

Aus Aufzeichnungen von Willy Rödenbeck, geboren 1915 in Platjenwerbe Nr. 19, ist zur Person von Arnold Bruns senior u.a. zu entnehmen: Arnold Bruns, ein stattlicher, großer Mann, kerzengerade und mit mehr Geist ausgestattet als normal üblich, hatte viel Einfluß im Dorf, man hörte auf ihn, er war eine Respektsperson. Er wurde Hauptmann der in den 20-ger Jahren gegründeten Feuerwehr. Bei der Artillerie gedient, sorgte er auch hier für Ordnung in der Wehr. Als Zeichen seiner Würde trug er ein Steigerbeil aus Silber. Alle vier Wochen im Sommer wurde die Wehr nach Feierabend zusammengeblasen, durch Jan Bruns, seinen Sohn, mit dem Tutehorn auf dem Fahrrad. Scharfe Kommandos ertönten und die Spritze mit Handbetrieb wurde aus dem Schuppen geholt. Das alles spielte sich auf Seedorfs Weide, zwischen Oehlschläger und Seedorfs Haus vor dem Stall ab. (Dieser Stall, links von Seedorfs Haus an der Schulstraße, ist heute noch vorhanden.)

1950 - Brotwagen der Bäckerei Arnold Bruns auf der Dorfstraße, Ecke Stubbener Straße


Chronologische Dokumentation


1789 (Tobacks-Accise für das Dorf Platjenwerbe):
14. Johann Behrend Brun



1812 (Meiervertragsabgleich):
Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft für den Guthsmeier Johann Berend Bruns zu Platjenwerbe Nro 19.
Meiergefälle:

An Zins zwei Thaler vierundzwanzig Groten
Für Befriedigung des Hofes einen Groten
Ein Rauchhun in natura oder wenn solches nicht begehrt wird sechs Groten

alles in Cassenmünze

Der in Person erschienene Guthsmeier Johann Berend Bruns zu Platjenwerbe Nro 19, Commune Lesum wohnhaft, erkannte die Richtigkeit der Guthsherrlichen Angabe seiner jährlich zu leistenden Meiergefälle an und erklärte daß bei seiner Meierstelle folgende Grundstücke gehörten:

Ein Garten einen Viertel Einsaat groß von Arend Meyer ins Osten und der Dorf Gemeinheit ins Süd-westen und Norden begränzt.

Vorgelesen genehmigt und unterzeichnet



1820-1846 (Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe):
Unter der Ordnungs-Nr. 19 wird Johann Behrend, jetzt Ahrend Bruns aufgeführt. In einer weiteren späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß finden wir unter der Ordnungs-Nr. 19 Johann Hinrich Bruns.
In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung erhalten hat. Unter der Ordnungsnummer 19 sind für Johann Behrend, jetzt Arend Bruns, für dessen Schullenstich die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:

1. Der Anschuß bei dem Hause - 018
2. Im sogenannten Holze an der Aue und dem Glindberge - 135
3. Auf dem Vorbrennen - 192
4. Nördlich vom kleinen Ostermoore - 236



1833 (Liste der Seelenzahl und der Wohngebäude in der Commune Platjenwerbe am 1ten Juli 1833):
16. Arend Bruns, 2 Wohngebäude, 3 männliche und 3 weibliche = 6 Seelen (davon 1 Ehepaar und 1 Witwer)
Staatsarchiv Stade, Rep 74 Blumenthal Nr. 260



1836 (Meiervertrag):
Im Meiervertrag vom 10. August 1836 – Übergabe der Meierstelle von Joh. Berend Bruns an dessen Sohn Arend Bruns nach angesetztem Weinkauf von 2 Reichstalern und 48 Grote.
Meierabgaben:

An Zins 2 Thaler 24 Grote
Für Befriedigung des Hofes 9 Grote
Ein Rauchhuhn in natura zu liefern, oder wenn solches nicht verlangt wird 6 Grote

Summa 2 Thaler 39 Grote

Außerdem einen Erndtetag zu leisten.

Diese Meyerstelle besteht aus einem Hausplatz und Gartenland, ein Viertel Saat groß, an Arend Meyer Ost und der Dorfsgemeinheit Süd und West und Norden begräntzt, und werden die umstehend dafür verzeichneten Leistungen, so wie der zu leistende Erndtetag als richtig anerkannt.



1839 (Liste der Seelenzahl und der Wohngebäude in der Dorfschaft Platjenwerbe am 1ten Juli 1839 auf der Bauerstelle daselbst, durch den Bauermeister Diedrich Brummerhop):
16. Arend Bruns, 2 Wohngebäude, 2 männliche und 4 weibliche = 6 Seelen (davon 1 Ehepaar)
Staatsarchiv Stade, Rep 74 Blumenthal Nr. 260



1842 (Liste der Seelenzahl und der Wohngebäude in der Comüne Platjenwerbe am 1ten Juli 1842):
17a. Arend Bruns, 2 Wohngebäude, 2 männliche und 5 weibliche = 7 Seelen (davon 1 Ehepaar)
17b. Gewert Hashagen, 3 männliche und 2 weibliche = 5 Seelen (davon 1 Ehepaar)
Staatsarchiv Stade, Rep 74 Blumenthal Nr. 260



1852 (Urliste der Einwohner und Wohngebäude):
In Platjenwerbe Nr. 20 am 3. Dezember 1852, aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe:

Tagelöhner Arend Bruns (45), Ehefrau Gesche (54), Tochter Gesine (20), Sohn Seefahrer Johann (16), Tochter Trina (13) und Tochter Metta (11).



1864 (Urliste der Einwohner und Wohngebäude):
In Platjenwerbe Nr. 1 am 3. Dezember 1864, aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe:

Schiffszimmermann Arend Bruns (57), der Sohn Seefahrer Johann (27), Tochter Gesine (30) als Magd, Tochter Schneiderin Catharina (25) und Tochter Mettha (22).

Weiterhin sind unter dieser Stelle aufgeführt:

Tagelöhner Heinrich Bröker (35), Ehefrau Metha (38), Sohn Hinrich (12), Sohn Arend (10), Sohn Carl (7), Tochter Adelheit (5) und Tochter Metha (2).

Diese Bewohner lebten wahrscheinlich im sogenannten Spieker am Rand des Bruns’schen Grundstückes. Dieser Bau ist auf der Karte von 1846 eingezeichnet. 1874/75 ist ein Spieker an anderer Stelle und in anderer Ausrichtung, an dem westlichen Rand des Hausplatzes kartiert. Dieser muß 1909 noch existiert haben. Nach dem Adreßbuch lebte dort ein Witwer Anton Oltmanngerdes.



Schlußstein über dem früheren großen Tor

1867 (Errichtung des neuen Hauses)
J. Berendt Bruns, der Seefahrer, und Betty Renken bauten mit finanzieller Unterstützung des Vaters Arend bereits vor ihrer Hochzeit 1867 das jetzt noch bestehende Haus an der Schulstraße. Das alte Haus lag etwa 25 m rückwärts im Apfelgarten, war unwohnlich geworden und wurde abgerissen.



1868 (Ablösungsrezeß):
Arend Bruns löst die Meierstelle mit einem Kapital von 92 Talern 22 Groten in bar aus. Bestätigung durch die Königliche Ablösungs-Kommission Blumenthal im Januar 1868.



1874/75 (Grundsteuer):
Bei der Grundsteuerveranlagung wird in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 1 sind dem Seefahrer Johann Bruns folgende Flächen zugewiesen:
Blatt 1 Parzelle 16; Blatt 2 Parzellen 66, 67, 68, 69, 70, 71.


1920

1896 (Neubau Bäckerei):
Die Bäckerei wurde erbaut. Neben dem bereits bestehenden Geschäft mit Kolonialwaren begann Arnold Bruns mit der Herstellung von Backwaren und führte eine Wirtschaft mit Sommergarten. Die Bäckerei mußte dann, wegen kriegsbedingter Abwesenheit von Bruns im Felde, von 1916-1918 stilliegen.



1910 (öffentliche Fernsprechstelle):
Auf Initiative von Arnold Bruns wurde eine öffentliche Fernsprechstelle eingerichtet, unterstützt durch die Gemeinde mit 20 Mark pro Jahr.



1942 (Rüstungsbetrieb)
Die Bäckerei Bruns wurde wegen der geforderten Brotlieferungen an den Arbeitsdienst und die Besatzung der Flak-Kaserne in Lesum (heute Friedehorst) als Rüstungsbetrieb eingestuft und erhielt zusätzlich Personal, das vom Kriegsdienst freigestellt war. Seit den ersten schweren Bombenangriffen auf Bremen war die Bäckerei zusätzlich verpflichtet, jederzeit mindestens 800 kg Brote auf Vorrat zu lagern, um die Bevölkerung der Stadt im Notfall versorgen zu können. Die Abholung und Verteilung übernahm die Wehrmacht.



Geschlechterfolge

Lürssen-Wickbrand-Murken

Marten Lürssen
* 1720 Platjenwerbe
† 1750 Platjenwerbe

Sohn von Harm Lürssen aus Platjenwerbe und Marlene Ronners aus Heilshorn


oo 1742 Lesum


Anne Ilse Leonore Wickbrand
* 1721 Platjenwerbe
† 1794 Platjenwerbe

Tochter von Cordt Wickbrand aus Lüneburg und Anne Barghorn aus Platjenwerbe Nr. 11


oo 1751 Lesum


Gehrt Murken
*1723 Buschhausen
† 1794 Platjenwerbe

Sohn von Claus Murken aus Buschhausen und Gesche Arfmann



Lürssen-Bruns

Anne Lürssen
* 1743 Platjenwerbe
† 1784 Platjenwerbe


oo 1760 Lesum


Berendt Bruns
* 1734 Ihlpohl
† 1781 Platjenwerbe

Köthner in Platjenwerbe



Bruns-Meyer

Johann Berendt Bruns
* 1764 Platjenwerbe
† 1836 Platjenwerbe

Köthner in Platjenwerbe - Schiffszimmermann
In einer Beschreibung der Gebäude von Platjenwerbe werden für diese Stelle aufgeführt:
1826 - ein Wohnhaus 41x35 Fuß, eine Scheune 16x14 Fuß, ein Speicher 24x20 Fuß (Ritterschaftliches Archiv, Akten Nr.508 (8))


oo 1787 Lesum


Gesche Margarethe Meyer
* 1767 Stubben
† 1829 Platjenwerbe



Bruns-Mangels

Arend Bruns
* 1807 Platjenwerbe
† 1886 Platjenwerbe

Handköthner in Platjenwerbe - Schiffszimmermann - Meisters Knecht auf der Werft Lange in Vegesack. Ablösung der Stelle 1867
In der Rolle zur Häusersteuer von Platjenwerbe wird von Arend Bruns ein Haus und ein "Nebenhaus" besteuert.
(StA. Stade Rep.74 Nr. 938)
1868 - ein Wohnhaus 50x40 Fuß, eine Scheune 16x14 Fuß, ein Speicher 20,5x17,5 Fuß (Ritterschaftliches Archiv, Akten Nr.508 (8))


oo 1831 Lesum


Gesche Mangels
* 1801 Schönebeck
† 1861 Platjenwerbe



Bruns-Renken

Johann Berendt Bruns
* 1836 Platjenwerbe
† 1901 Platjenwerbe

Seefahrer - Schiffszimmermann - Kolonialwarenhandel - Gastwirt


oo 1867 Lesum


Wilhelmine Betty Renken
* 1843 St. Magnus
† 1935 Platjenwerbe



1918 - Sommergarten - Postkartenansicht

Bruns-Jäger-Seekamp

Arnold Bruns
* 1875 Platjenwerbe
† 1952 Platjenwerbe

Bäckermeister - Gastwirt
Kolonialwarenhandel, Bäckerei und Gastwirtschaft
(Seine vielseitigen Aufzeichnungen und Tagebücher sind unter "Berichte von Zeitzeugen" dokumentiert.)


oo 1904 Lesum (I. Ehe)


Frida Louise Jaeger
* 1880 Lehrte
† 1919 Platjenwerbe


oo 1919 Lesum (II. Ehe)


Johanna Seekamp
* 1880 Hemelingen




1940 - Brotlieferung auf der Dorfstraße
1940 - Johann Bruns mit Sohn Arnold

Bruns-Obermeyer

Johann Bruns
* 1905 Platjenwerbe
† 1963 Platjenwerbe

Bäckermeister - Gastwirt
Kolonialwarenhandel, Bäckerei und Gastwirtschaft


oo 1934 Lesum


Emilie Obermeyer
* 1908 Lesum
† 1955 Platjenwerbe




Standort für die nebenstehende Aufnahme ist der Schmiedeweg mit Blickrichtung Nord-Ost in die Stubbener-Straße.
Links im Hintergrund ist die Hofstelle Platjenwerbe Nr. 39 von Wilhelm Buse sichtbar.






1950 - Hausansicht

Bruns-Ahlert

Arnold Bruns
* Platjenwerbe

Bäcker- und Konditormeister
Bäckerei und Feinkostgeschäft


oo 1961


Luise Ahlert
* St. Magnus

Hinter den beiden Fenstern auf der linken Frontseite war die Gaststube gelegen



Ergänzende Angaben

1867 – Übergabe der Hofstelle von Arend Bruns auf Johann Berend Bruns

und

Ehevertrag zwischen Johann Berend Bruns und Wilhelmine Renken




Uebergabe – Contract
und
Ehestiftung



Zwischen dem Schiffszimmer-
mann Arend Bruns in Plat-
jenwerbe, als Uebergebenden,
und seinem Sohn, dem Schiffs-
zimmermann Johann Berend
Bruns daselbst, als Annehmer,
ist nachfolgender Uebergabe-Con-
tract, und sodann zwischen dem
Stellennehmer Johann Berend
Bruns, als Bräutigam, und
der Jungfrau Wilhelmine
Renken, Tochter des Eberhard
Renken in St. Magnus, als
Braut, nachfolgende Ehestiftung
verabredet und abgeschlossen:
§1
Der Schiffszimmermann A-
rend Bruns übergibt seine
1867 Übergabevertrag S. 2.jpg



in Platjenwerbe sub No 1 bele-
gene Handkathstelle, - deren Ab-
lösung bei dem Gute Schönebeck
bereits beantragt ist, - mit al-
lem Zubehör, den angekauften
Grundstücken, dem gesammten
lebenden und todten Inventar,
Kirchenständen und Begräbniß-
plätzen an seinen Sohn Johann
Berend Bruns, und zwar mit
Schuld und Unschuld.
Den von seiner verstor-
benen Frau ihm zugebrachten
Koffer nebst Inhalt behält der
Uebergebende für sich.
§2
Der Uebergebende reservirt
sich als Altentheil: freien Au-
fenthalt im Zimmer des Stelle-
wirths, freien Verkehr im
ganzen Hause.
Essen und Trinken so wie
es seinem Körperzustande
1867 Übergabevertrag S. 3.jpg


angemessen ist, und mindestens
so gut, wie der Stellewirth es
selbst hat und am Tisch desselben,
Heege und Pflege in kranken
und schweren Tagen, auch bei
Krankheitsfällen ein warmes
Zimmer, vollständige Unterhal-
tung in Kleidung, freie Wäsche,
freien Arzt und freie Medizin,
das Obst von einem Apfel- und
einem Birnbaum im Garten
nach seiner Wahl, jährlich 15 rthlr. (Reichstaler)
Nothgrotengeld, vierteljährlich im
Voraus fällig und nach seinem
Ableben eine anständige Beerdi-
gung auf Kosten der Stelle.
Der Altentheiler arbeitet
nach Kräften zum Besten der
Stelle; von seinem Verdienste
außerhalb des Hauses behält er den
dritten Theil für sich.
Wenn der Altentheiler auf
der Schiffswerfte arbeitet, und
dann den dritten Theil des Ver-
dienstes für sich behält, fällt das
1867 Übergabevertrag S. 4.jpg


Nothgrotengeld für diese Zeit weg.
Nach seinem Ableben fällt sein
gesammter Nachlaß in die Stelle.
Sollte der Altentheiler mit
dem Stellewirth nicht in einer Kost
leben wollen, so steht es ihm frei,
die Ausmittelung eines separirten
Altentheils zu verlangen.
§ 3
Die Geschwister des Stellennehmers
1. Anna,
2. Catharina sitzt in Amerika
sind vom elterlichen Vermögen bereits
abgefunden.
Sollte Catharina unverheira-
thet von Amerika zurückkommen,
so soll sie bis zu ihrer Verheira-
thung freien Zutritt zur Stelle
haben.
Die Schwestern Gesine und
Metta erhalten behuf ihrer gänzli-
chen Abfindung vom älterlichen
Vermögen, und zwar eine Jede:
1 Kleiderschrank, 6 Rohrstühle
1867 Übergabevertrag S. 5.jpg


1 Bett mit 2 Kissen, 3 Ueberzü-
gen und 8 Laken, 1 Commode,
3 Tischlaken, 6 Handtücher, 6
Hemde, 2 Paar Ehrenkleider,
1 Haspel, 1 Spinnrad.
Die Abfindung ist fällig bei der
Verheirathung der Abfindlinge oder
bei deren Auswanderung nach
Amerika.
Bis zu ihrer Verheirathung be-
halten sie freien Zutritt zur Stelle
und freie Heege und Pflege auf
der Stelle in Krankheitsfällen.
Sterben die Abfindlinge un-
verheirathet und unabgefunden, so
fällt ihr Nachlaß in die Stelle, wo-
gegen sie dann auch auf Kosten der
Stelle zu beerdigen sind.
Da Gesine seit der Mutter
Tode den Haushalt geführt hat, so
soll der Stellennehmer ihr dafür, –
außer der eben beschriebe-
nen Abfindung – Fünfzig Thaler
ausbezahlen.
1867 Übergabevertrag S. 6.jpg



Wenn Gesine im Hause bleibt,
so wird sie vom Stellewirth mit
Essen und Trinken und Kleidung voll-
ständig unterhalten, wogegen sie
nach Kräften zum Besten der Stelle
arbeiten muß. Will Gesine sich
ihre Kleidung sich selbst halten, so
soll der Stellewirth ihr anstatt der
Kleidung jährlich 30 rth Lohn geben.
Der Uebergebende bemerkt,
daß sein Sohn Johann Berend
Bruns, – der Stellannehmer –
seinen Verdienst stets zum Besten
der Stelle hergegeben und damit
insbesondere die Stellschulden und
Landkaufgelder bezahlt, und die
Mittel zum noch nicht vollständig
beendigten Neubau gewonnen sind
und daß die Abfindungen seiner
Töchter in Rücksicht hierauf, wie
geschehen, festgestellt sind.
§ 4
Der Stellannehmer acceptirt die
Uebernahme und gelobt Erfüllung
1867 Übergabevertrag S. 7.jpg


der ihm auferlegten Verbindlich-
keiten.
§ 5
Der Stellannehmer Johann
Berend Bruns als Bräutigam
und die Jungfrau Wilhelmine Ren-
ken, als Braut, versprechen sich
mit Zustimmung ihrer Eltern nochmals
einander die Ehe, die sie nächstens
durch priesterliche Trauung vollziehen
lassen wollen.
§ 6
Nach vollzogener Trauung nimmt
der Bräutigam seine Braut zu sich
auf die ihm von seinem Vater
übergebene Stelle, und setzt die-
selbe in den Mitgenuß seines
gesammten Vermögens, räumt
ihr namentlich alle Rechte einer
Meierfrau ein.
§ 7
Die Braut bekommt von ihrem
Vater Eberhard Renken in St.
Magnus auf Brautwagen in Anrech-
nung auf ihre Abfindung vom älter-
1867 Übergabevertrag S. 8.jpg


lichen Vermögen:
1. einen Brautwagen nach Ortsgebrauch
2. eine Kuh
3. zweihundert Thaler Gold.
Wegen definitiver Abfindung vom
älterlichen Vermögen behält der
Vater der Braut weitere Bestim-
mungen sich vor.
Die Braut bringt das alles,
wie auch dasjenige, was ihr dem-
nächst zufällt ihrem Bräutigam als
Brautschatz zu.
§ 8
Die Verlobten verabreden mit
Zustimmung ihrer Eltern die lan-
desübliche Regel „längst Leib, längst
Gut.“
Lesum den 24. Juni 1867
(gez.) Johan Berend Bruns
(gez.) Arend Bruns
(gez.) Eberhard Renken
(gez.) Wilhelmine Renken
Geschehen Amtsgericht Blumenthal
zu Lesum, am 24. Juni 1867
Es erschienen:
1867 Übergabevertrag S. 9.jpg




1. der Schiffszimmermann Arend Bruns,
2. dessen Sohn Johann Berend Bruns,
aus Platjenwerbe,
3. Eberhard Renken aus St. Magnus,
4. dessen Tochter Wilhelmine Renken
ebendaher,
und haben nach deutlicher Verlesung
den obigen Uebergabecontract resp.
Ehestiftung eigenhändig unterschrieben.
Obrigkeitliche Bestätigung wird
nach Ablösung der Stelle von dem Guts-
verbande vorbehalten
Zur Beglaubigung










Übertragung und Bearbeitung - Peter Branscheid
März 2009






Erzählungen und Anekdoten

Aus der Broschüre "Oma, Opa, erzählt doch mal" Geschichten aus einem Erzählwettbewerb

Spielplatz Kaserne

Auch das wr ein Teil meiner Kindheit.

Ab Herbst 1938, ich war im heutigen Alter meiner Enkelkinder, wurde ganz in unserer Nähe mit dem Bau einer großen Kaserne begonnen (Platjenwerbe Nr. 5). Für mich und meine Freunde war diese Riesenbaustelle der schönste Spielplatz. Allenthalben haben wir Kinder beim Aufbau der Kaserne geholfen. Wir haben Sand geschaufelt, Bretter geschleppt, Bier geholt usw.

Am meisten bauten wir aber an unseren eigenen Höhlen. Material war ja genügend vorhanden. Für Opa mußten wir auch immer etwas mitbringen und wenn es nur eine Handvoll Nägel war. Nur Oma konnte sich nicht über unseren Spielplatz freuen. Sie schimpfte ständig über unsere dreckige Kleidung.

Die Baustelle wurde kurze Zeit später mit zwei Meter hohem Maschendraht eingezäunt und mit Wachpersonal versehen. Vorbei war es mit unserem schönen Spielplatz. Durch das Eingangstor ging es auch mit der größten List und Tücke nicht mehr, aber wir haben es trotzdem geschafft.

Am Rand der Kaserne standen große Eichen. In diese sind wir von der Straßenseite geklettert und auf der anderen Seite wieder runter. So kamen wir lange Zeit unentdeckt in die Kaserne. Doch eines Tages kam uns das Wachpersonal doch auf die Schliche. Wie sollten wir nun zu unserem Spielplatz kommen?

Uns fiel ein, daß ein verrohrter Graben von Platjenwerbe nach Lesum führte. Der Graben lief genau durch die Kaserne. Der neue Zugang zum Spielplatz wurde nun dieser Krabbelgang. Das Wachpersonal wurde extra wegen uns verstärkt. Die Bauarbeiter freuten sich mit uns, wenn wir wieder einmal die Wachen hinteregangen hatten. Es dauerte etwa ein halbes Jahr, bis auch dieser Schleichweg für uns zugemacht wurde.

Als die ersten Soldaten in die Kaserne einzogen, gehörten wir Kinder schon wieder dazu. Diesmal waren wir mit den Gespannen, die bei Landwirten im Dorf untergestellt waren, in die Kaserne gekommen. Wir schafften es sogar, mit Panzerwagen zu Geschützstellungen zu fahren.

Als im April '45 die letzten deutschen Soldaten die Kaserne verlassen hatten, waren nur noch wir, die Miterbauer der Kaserne, da. Es dauerte nicht lange und Amerikaner, Kanadier, Engländer zogen in die Kaserne. Aber auch die "anderen" Soldaten waren genauso kinderfreundlich wie die deutschen.

Von diesen ausländischen Soldaten - wir haben in ihnen niemals Feinde gesehen - bekam ich zum ersten Mal in meinem Leben Schokolade, Kaugummi und Drops.

Als die Besatzungstruppen kamen, wurde es für uns wieder unmöglich, in die Kaserne gelangen. Wir Kinder erfuhren sehr schnell von den Tauschgeschäften am Kasernenzaun. Für ein Hühnerei bekamen wir von den Schwarzen 50 g Schokolade. Ohne Wissen der Eltern wurden nun aus den Hühnerställen einige Eier abgezweigt und gegen Schokolade eingetauscht.

Doch bald wurde aus "unserer" Kaserne ein Altenpflegeheim und heute spielen auf unserem Spielplatz behinderte Kinder, es entstand "Friedehorst".

Arnold Bruns


Ein Kriegstag aus meiner Kindheit
Ich war damals acht Jahre alt. Da schwere Bombenangriffe über Bremen waren, hatte ich die Nacht mit meinen Eltern und Großeltern im Keller verbracht. Gegen Morgen kam Entwarnung. Das hieß für mich, ich mußte zur Schule. In meiner Klasse waren zirka 50 Kinder, und wer u spät kam, bekam zwar einen Stuhl, aber keinen Tisch mehr.

Nun sollten wir in der ersten Stunde ein Diktat schreiben. Da der Platz auf der Tafel nicht ausreichte, schrieben wir auf Zeitungsrändern weiter. Da es so gut wie gar kein Papier gab, waren die weiteren Stunden ein Behelf.

Auf dem Heimweg führte unser Weg an mehreren Feldern vorbei, wo wir erstmal unseren größten Hunger mit Wurzeln stillten. Zu Hause angekommen, wurden schnell die Hausaufgaben erledigt. Meine Aufgabe war es, die Schafe, Hühner und Kaninchen mit Grünzeug zu versorgen. Und somit machte ich mich mit dem Handwagen auf den Weg und suchte Grünes an den Wegrändern. Nachdem nun alle Arbeiten erledigt waren, traf ich mich mit vielen Kindern, und wir spielten im nahegelegenen Wald. Wenn die großen Jungen ein Lagerfeuer gemacht hatten, gab es für uns ein Festessen: "geröstete Kartoffeln".

Nach dem Abendessen haben wir oft noch Ballspiele auf der Straße gemacht. Auf Autos brauchten wir so gut wie gar nicht aufpassen. Der Tag klang aus, indem mich meine Oma ins Bett brachte und mir eine Geschichte vorlas und mit mir betete.

Luise Bruns

Anmerkung: Luise Bruns wuchs in St. Magnus auf.
Quelle: Herausgeber Bildungswerk der Katholiken im Lande Bremen, Bremen, im Mai 1994


Internetlinks

Offizielle Internetseiten


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