Platjenwerbe Nr.12

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1910 - Hofstelle Brummerhop
Um 1938

Hierarchie Regional > Bundesrepublik Deutschland > Niedersachsen > Landkreis Osterholz > Platjenwerbe

1875 Ur-Kataster Ausschnitt


Einleitung

Platjenwerbe Nr.12, Hof in Platjenwerbe, jetzt Gemeinde Ritterhude, Kreis Osterholz, Niedersachsen.
Adresse: St.-Magnus-Straße 43. Lage auf der Höfekarte anzeigen.


Geschichte des Hofes

Allgemein

2013 - der Balken im DGH

Der Balken über der Grootdör, der nach dem Abriß des Hauses in einem Partykeller der Familie Brummerhop in Nordrhein-Westfalen einen neuen Standort gefunden hatte, wurde auf Initiative der Familie Brummerhop im Dezember 2013 nach Platjenwerbe zurückgeholt. Er hängt jetzt im Dorfgemeinschaftshaus Platjenwerbe über dem Eingang zur Garderobe und wird nach Renovierung des Hauses einen endgültigen Platz finden.

Der Hausbalken trägt die Inschrift:

BH DBH M HR ANNO 1736
auf der linken Seite

  • BH (BauHerr) DBH (Dierk BrummerHop)

auf der rechten Seite

  • M (Meister) HR (Henrich Raschen?) ANNO 1736


Auf der Hofstelle wird aber bereits vor 1736 die Familie Brummerhop erwähnt, dokumentiert in den Landesmilizrollen. Wahrscheinlich stand hier ursprünglich eine Kathe, die dann 1736 durch das Bauernhaus ersetzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt leben Vater und Sohn Dierck oder Dirich, da der Sohn aber erst 1738 Metje Suhrhoff aus Löhnhorst heiratet, wird wohl der Vater das Haus erbaut haben.

Das Haus befand sich immer im Besitz der Familie Brummerhop, letzter Eigentümer war Johann Brummerhop, der 1956 ledig und kinderlos verstarb. Die Hofstelle erbte der Bruder Dietrich, der dann nebenan ein neues Haus erbaute. Aus dieser Familie ist auf dieser Seite unten unter "Ergänzende Angaben" eine Rede nachzulesen, die zur Feier der goldenen Hochzeit im Jahre 1954 vorgelesen wurde.

Um 1974 wurde das Haus abgerissen und an dieser Stelle ein Neubau errichtet. Die Scheune wurde abgetragen und verkauft.


Chronologische Dokumentation

1648 Hofstelle seit 1648 ?



1682 (Landesmilizrolle für Platjenwerbe nach Ernst Gerloff):
Warneke Brummerhop, kleine Kinder



1691 (Landmilizrolle für Platjenwarffe):
Warnecke Brummerhop, 53 Jahre alt, Köthner



1710 (Landmilizrolle für Platjen Warfe):
Dirich Brummerhop, Handkahte, 35 Jahre alt.



1789 (Tobacks-Accise für das Dorf Platjenwerbe):
6. Dierck Brummerhop



1812 (Meier-Vertrag):
Abgleich und Erneuerung eines bestehenden Meiervertrages wegen Wechsels der Gutsherrschaft. Vorgefordert wurde der Guthsmeier Dierk Brommerhoop zu Platjenwerbe Nro 30.
Meiergefälle:

An Zins acht Grote.
Hofdienstgeld vier Thaler.
Zwanzig Handdiensttage in Corpore zu leisten, oder wenn man davon nicht bedarf dafür ein Thaler acht und vierzig Groten.
Ein Rauchhuhn in natura zu liefern, oder wenn solches nicht verlangt wird, dafür sechs Grote.
Wegen eines Plaken hinter seinem Hause vier und zwanzig Grote.
Für zwey Scheffel Saat von Beusmanns Lande zwey Thaler.
Buschgeld bey Dierk Fechtmann ein Thaler vier und zwanzig Grote,

überhaupt neun Thaler acht und dreyßig Grote Cassen Münze,

ferner zwey Scheffel ein Viertel Zins Roken Bremer Maaße.

Der in Person erschienene Guthsmeier Dierk Brommerhoop zu Platjenwerbe Nro 30 hat die Richtigkeit der Guthsherrlichen Angabe und die Verpflichtung jährlich die vorbemerkten Meiergefälle entrichten zu müssen, anerkannt. Nach der Erklärung des Meiers gehören zu dessen Meierstelle,

a) Ein Garten drey Vierthel Saat Claus Dierksen ins Norden und Johann Horstmann ins Osten, Johann Friederich Jachens im Süd-Westen benachbart.
b) Ein Camp von zwey Scheffel ein Viertel Johann Horstmann ins Osten, Johann Friederich Jachens im Süd-Westen benachbart.
c) Auf dem Lesumerfelde zwey Scheffel, Dierk Fechtmann ins Osten, Marten Hashgen ins Südwesten benachbart.
d) Ein kleiner Busch in der Hülle, an Johann Jachens Gehölz ins Südwesten, und an der Dorfs-Gemeinheit Nord-Osten, benachbart.

Vorgelesen, genehmigt. Zur Unterschrift aufgefordert, erklärte derselbe nicht schreiben zu können.



1820-1846 (Theilungsprozeß):
Im Verzeichnis der Gemeinheitsberechtigten Eingessenen der Dorfschaft Platjenwerbe und in einer späteren Aufstellung von Interessenten am Teilungsprozeß wird unter der Ordnungs-Nr. 3 Johann Brummerhop – derselbe abgelöset 1842 – aufgeführt.

In den Abfindungstabellen ist vermerkt, was jeder Interessent wirklich aus der Gemeinheitsteilung erhalten hat.
Derselbe erhält noch für den Holzbestand ...Derselbe hat noch zugekauft von der Pfarre Lesum ...
Unter der Ordnungsnummer 3 sind für Johann Brummerhop für dessen Schullenstich die folgenden Parzellen mit Charten-Nr. vergeben:

1. In seinem Fredeholze oberhalb Hinrich Fechtmanns Anschuß - 004
2. Daselbst unterhalb von Hinrich Fechtmanns Anschuß - 001.2
3. In dem früheren Theile der Pfarre zu Lesum hinter Stendorf - 004 c



1834
1834

1834 (Weinkauf):
Übergabe des auf Dierk Brummerhoop bestehenden Meiervertrages auf seinen Sohn Johann Brummerhoop gegen Erlegung eines zu 15 Thalern angesetzten Weinkaufs.
Meyer-Abgifften:

An Zins 8 Groten.
Hofdienstgeld 4 Thaler.
Zwanzig Handdiensttage in corpore zu leisten, oder falls selbige nicht gefordert werden, dafür 1 Thaler 48 Groten.
Ein Rauchhun in natura zu liefern, oder wenn es nicht verlangt wird, dafür 6 Groten.
Wegen eines Pladens hintern Hause 24 Groten.
Für Busch im Doren 1 Thaler 24 Groten
Für 2 Scheffel Saat von Beusmanns Lande 2 Thaler

Summa 9 Thaler 38 Groten Cassen Münze
und zwey Scheffel ein Viertel Zins-Roken, Bremer Maaße

So geschehen Detmold den 14ten Februar 1834

Diese Meyerstelle bestet aus folgenden Grundstücken für obige Leistungen:

1tens Hausplatz und Gartenland im ganzen, inklusive des daran liegenden Feldlandes, circa 6 Scheffelsaat groß, begränzt ins Osten an Johann Horstmann und ins Süden an Joh. Friedr. Jachens Meyerstellen, und
2tens auf dem Lesumer Felde auf dem Blentjen 1 Scheffel 1 Viertel und daselbst auf den Wolfsstücken 3 Viertelsaat,

welches der Meyer Johann Brumerhop durch seines Namens Unterschrift hiermit bekräftigt.
Quelle: NLA - StA Stade Rep. 74 Blumenthal Nr. 4665



1839 (Ablösungsvertrag):
So geschehen Lesum und Platjenwerbe am 5. August 1839. Ablösungsvertrag für eine von der Pfarre Lesum aus der Teilung der Gemeinheit Langenholz zugekaufte Kuhweide, belegen zwischen Claus Lamke zu Wollah und Meyerholz zu Marßel. Die gutsherrlichen Rechte bestehen in Folgenden: als

1. an Meyerzins jährlich 4 rthlr 30 grt Gold
2. an Heimfallsrecht acht Pfennige

Der Capitalwerth dieser Gefälle ist vergleichsweise zur Summe von überhaupt 111 Rthlr ... festgesetzt. Die Zahlung dieses Capitals erfolgt zu Michaeli e. a. in einer Summe mit der laufenden bis dahin fällig gewordenen Meierprästation an die Königliche Kirchen-Commission zu Lesum.



1842 (Theilungsreceß):
Ablösung der Stelle durch Johann Brummerhop. Hinweis im Verzeichnis der gemeinheitsberechtigten Eingesessenen der Dorfschaft Platjenwerbe im Spezial Teilungsrezeß von 1846. Die Hofstelle ist auf der entsprechenden Karte nicht eingezeichnet.



1852 (Einwohnerverzeichnis):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 31 vom 3. Dezember 1852 aufgenommen von Baumeister Hermann Kühlken aus Platjenwerbe:

Ackersmann Johann Brummerhop (66), Ehefrau Metta (60), Sohn Martin (30), Sohn Tagelöhner Hinrich (20) und Tochter Metta (17).



1864 (Einwohnerverzeichnis):
Urliste der Einwohner und Wohngebäude in Platjenwerbe Nr. 12 vom 3. Dezember 1864 aufgenommen von dem Vorsteher Hinrich Seiden aus Platjenwerbe:

Pflugköthner J. Hinrich Brummerhop (33), Ehefrau Metha (24), Altenteiler Johann Brummerhop (77), dessen Ehefrau Metha (68) sowie ein angenommenes Kind Johann Bodenberg (10).



um 1950 - Heuernte Im Auetal, Parzelle 72, Am Fredeholz
1875 Urkataster-Ausschnitt Blatt 1

1874/75 (Grundsteuer):
Bei der Grundsteuerveranlagung in den Gemarkungsakten zum Ur-Kataster von Platjenwerbe für Platjenwerbe Nr. 12 sind dem Köthner Johann Hinrich Brummerhop folgende Flächen zugewiesen:
Blatt 1 Parzellen 41, 42, 43, 72; Blatt 2 Parzellen 133, 134, 135, 136, 137.

Geschlechterfolge

Brummerhop-N.N.

Warnke Brummerhop
* um 1634
† 1714 Platjenwerbe


oo


Gesche N.N.



Brummerhop-Jachens

Dirich Brummerhop
* 1670 Platjenwerbe
† 1759 Platjenwerbe


oo 1702 Lesum


Anne Jachens
* um 1679 Platjenwerbe
† 1759 Platjenwerbe



Brummerhop-Surhoff-Gloistein

Dierk Brummerhop
* 1709 Platjenwerbe
† vor 1763 Platjenwerbe

Köthner in Platjenwerbe


oo 1738 Lesum I. Ehe


Metje Surhoff
* 1715 Löhhorst
† 1743 Platjenwerbe


oo 1744 Lesum II. Ehe


Gesche Gloistein
* 1720 Hinnebeck
† 1782 Platjenwerbe



Brummerhop-Heißenbüttel

Dierk Brummerhop
* 1753 Platjenwerbe
† 1822 Platjenwerbe

Köthner in Platjenwerbe


oo 1782 Lesum


Könke Heißenbüttel
* 1759 Erve
† 1807 Platjenwerbe



Brummerhop-Bötjer

Johann Brummerhop
* 1786 Platjenwerbe
† 1866 Platjenwerbe

Köthner - Landmann
1842 Ablösung der Stelle - 1864 Altenteiler


oo 1816 Lesum


Anna Metta Bötjer
* 1797 Hohenfelde
† 1873 Platjenwerbe



Brummerhop-Jachens

Johann Hinrich Brummerhop
* 1832 Platjenwerbe
† 1890 Bremen

Landmann, Pflugköthner und Landwirt in Platjenwerbe


oo 1861 Lesum


Gesche Margarethe Jachens
* 1840 Platjenwerbe
† 1925 Platjenwerbe



Brummerhop

Johann Diedrich Brummerhop
* 1867 Platjenwerbe
† Platjenwerbe

Johann Brummerhop verstarb ledig, die Hofstelle erbte sein Bruder Hinrich.



Brummerhop-Meyer

um 1906 - Johann, Gesine und Hans Brummerhop

Johann Hinrich Brummerhop
* 1869 Platjenwerbe
† 1956 Platjenwerbe

Hofmeier (Adreßbuch 1938)
Laut Verlustlisten 1. WK, Ausgabe 698, S. 8934 vom 22.09.1915, "leicht verwundet"


oo 1904 Lilienthal-Klostermoor


Metta Gesine Meyer
* 1879 Klostermoor
† 1966 St. Magnus



Brummerhop-Erbengemeinschaft

Hans und Dietrich Brummerhop verkaufen den Hof um 1974
Das Haus wird abgerissen und ein neues Haus auf der Stelle gebaut. Die Scheune wird auf Abbruch verkauft. Lediglich das alte Backhaus befindet sich noch auf dem nebenstehenden Grundstück, auf dem die Familie Brummerhop ab 1936 ein neues Wohnhaus erbaut hatte.



Ergänzende Angaben

um 1930 - Hofmeierhaus Landgut Forsteck in Holthorst mit Hofmeier Brummerhop
Gratulation vom Landkreis

Es existiert in der Familie eine Schriftstück über eine Rede, die der Sohn, Schiffsingenieur Johann Dietrich Brummerhop (*06.08.1908 auf Gut Forsteck, Holthorst) am 25. November 1954 vorgetragen hat anläßlich der goldenen Hochzeit von:

Johann Hinrich Brummerhop (30.01.1869-01.05.1956 Platjenwerbe, Hofstelle Nr. 12), Hofmeier auf Gut Forsteck

und
Ehefrau Metta Gesine. geb. Meyer (20.02.1879 Klostermoor-09.04.1966 St. Magnus)


Zur Goldhochzeit

Ein Rückblick auf die verflossenen 50 Jahre.

Am 25. November 1904 war für Klostermoor ein ereignisreicher Tag. Wurde doch an diesem Tage auf dem Hofe von Diedrich Meyer die Hochzeit von Hinrich Brummerhop und Frau Gesine, geb. Meyer, gefeiert. Nach alter Sitte nahmen daran ausser den Verwandten, auch das ganze Dorf teil. Um einen ungefähren Begriff von dieser Feier zu bekommen, sei gesagt, dass 5 Manteltöpfe, die auf dem Hofe aufgestellt waren, für das leibliche Wohl der Gäste sorgten. Zur Unterhaltung und Tanz spielten 6 Musiker.

Die Vorgeschichte zu diesem Ereignis war folgende: Vater war in seinen jungen Jahren als Gutsarbeiter auf dem Landgut von Lührmann in Holthorst tätig gewesen. Nach dem Ausscheiden des Hofmeiers Wiebusch übernahm Vater im Frühjahr 1904 dessen Posten. Für diese Stellung war eine Dienstwohnung vorhanden. Da es für längere Zeit nicht möglich war, darin ohne ein weibliches Wesen zu leben, musste Vater sich nach einer Frau umsehen. Da war im Hause Bulling ein junges Mädchen, das, nachdem es zur Erlernung des Haushalts schon in Damholm gewesen war, ihre Kenntnisse in St. Magnus noch erweitern wollte. Auf dieses junge Mädchen hatte Vater ein Auge geworfen und die Werbung hatte Erfolg.

Nach der Hochzeit zog das junge Paar in ihr Heim ein. Nach einem Jahr stellte sich der erste Stammhalter der Familie ein, meine Wenigkeit, und drei Jahre später folgte noch ein Sohn.

Durch unglückliche Umstände musste der Besitzer Lührmann seinen Landsitz verkaufen, der von Herrn Carl Ed. Schünemann erworben wurde. Das Arbeitsverhältnis für Vater änderte sich dadurch aber nicht. Vater sprach später noch häufig von Lührmann, besonders von den Jagdpartien, die er mit ihm gemacht hat. Auch Vater konnte gut mit dem Jagdgewehr umgehen, kein Wunder, wenn man seine Militärzeit bei den Füselieren in Hannover verbracht hat.

Wir Kinder wuchsen in der schönen Natur auf. Da auch Mutter im Sommer zu Arbeitsleistungen im Garten herangezogen wurde, wurde für uns ein Kindermädchen eingestellt, das uns Jungen betreute. Mutter hatte hauptsächlich beim Pflücken zu helfen. Diese Arbeit begann schon morgens mit den taufrischen Erdbeeren, welche die Herrschaften dann zum Frühstück vorgesetzt bekamen. Ich kann mich aber erinnern, dass auch für uns Kinder von diesen schönen Früchten immer etwas abfiel. Trotz Regen und Unwetter mussten dann im Laufe des Sommers Erbsen, Gr. Bohnen und Bohnen gepflückt werden, wenn diese nach Meinung von Frau Schünemann zum Einkochen oder Essen gerade richtig waren.

Vater hatte zwei Mitarbeiter, Heinrich Bellmer und Hinnerk Seebeck. Im Sommer wurden 12 Stunden am Tage gearbeitet, von 6 Uhr früh bis 6 Uhr abends.

Obwohl es ein grosses Landgut war, hatten wir Kinder nur eine Sandkiste in der Grösse von einigen Quadratmetern, wo wir spielen durften. Daher war es wohl erklärlich, dass die schönste Zeit für uns begann, wenn im Herbst die Möbelwagen vom Hof rollten und Schünemanns ihre Winterwohnung in Bremen bezogen. Von diesem Tage ab gehörte uns der ganze Park und Garten.

Vaters Einkommen war nicht besonders hoch. Da hat Mutter im Winter noch genäht und zusätzlich Geld verdient. Für diesen Zweck hatte sie sich oben in der Wohnung ein Zimmer eingerichtet, wo auch wir die Winterabende verbrachten. Vater beschäftigte sich mit Holzarbeiten, und ich kann mich entsinnen, dass er auch Zigarrenkistenholz Bilderrahmen arbeitete, die s. Zt. modern waren. Für Thea Bulling hat er zu Weihnachten auch einmal ein Puppenbett gearbeitet.

Vor dem Kriege 1914/18 spielte das Pferd noch eine grosse Rolle. Fahrten nach Bremen wurden mit einem Gespann im Trab ohne Unterbrechung zurückgelegt. Bei dieser Gelegenheit erinnere ich an den Kutscher Emil Uhlenwinkel, einem Original mit stets grossem Hunter und noch grösserem Durst. – Die jungen Schünemänner hatten für ihren Sport einen Pony. Da dieser im Winter auch einmal bewegt werden musste, nutzten wir die Gelegenheit aus, um uns im Reiten zu üben. Meistens kamen wir aber schneller von seinem Rücken herunter als hinauf.

Trotz der anstrengenden Arbeit für Vater und seine Mitarbeiter gab es doch auch noch heitere Begebenheiten. Eine davon war folgende: Ein Reisender in Solinger Stahlwaren bot seine Erzeugnisse zum Kauf an. Vater hatte wohl die Absicht, eine Haarschneidemaschine zu kaufen, denn er schnitt uns die Haare selbst. Diese Maschine sollte aber auch ausprobiert werden. Das volle lockige, schwarze Haar von Hinnerk Seebeck war gerade richtig dafür. So musste er auf einer Leiter vor der Wagenremise Platz nehmen, und der Akt begann. Die Maschine arbeitete vorzüglich und im Handumdrehen war der Hinterkopf bis zum Wirbel kurz geschoren. Vater kaufte die Maschine und Hinnerk Seebeck liess man wie einen geschorenen Pudel laufen. Wie seine Frau ihn abends so gesehen hat, soll sie nicht gerade begeistert gewesen sein.

Der erste Weltkrieg brachte auch auf Forsteck erhebliche Veränderungen. Vaters Mitarbeiter wurden zum Heeresdienst eingezogen. Vater selbst, der s. Zt. schon über 45 Jahre alt war und daher nicht eingezogen wurde, machte als Mitglied des Kriegervereins Lesum, Bahnhofs- und Brückenwache. Frau Schünemann, die im Roten Kreuz eine führende Rolle spielte, liess Handschuhe und Strümpfe stricken, die an die Soldaten ins Feld geschickt wurden. Mutter hatte am Stricken einen grossen Anteil, und jede freie Minute wurde dafür ausgenutzt. Ich weiss nicht, wieviel Paare es gewesen sind, vielleicht weiss es Mutter noch selbst!

Hervorgerufen durch die schlechte Ernährungslage waren während des Krieges und in der anschliessenden Zeit Einbrüche an der Tagesordnung. Wir hatten zu dieser Zeit einen treuen Gefährten, unseren Schäferhund „Hero“. Er hat uns durch seine Wachsamkeit vor nächtliche Besuche beschützt und sogar beim Nachbarn einen Einbrecher gestellt, sodass er dingfest gemacht werden konnte.

1920 wechselte der Besitzer von „Forsteck“ wieder. Nach einem kurzen Gastspiel von Wageners, übernahm Wilhelm Brandes den Besitz. Für uns Kinder war das eine wesentliche Verbesserung. Brandes hatten zwei Söhne im gleichen Alter wie wir, und so stand uns auch der Park zum Spielen zur Verfügung. Ein früherer Tennisplatz wurde als Sportplatz hergerichtet, und wurden dort sportliche Kämpfe durchgeführt. Der älteste Sohn von Brandes, Dicker genannt, hat sich später viel bei uns aufgehalten, und er hat sich häufig geäussert, dass er sich bei uns im Zimmer wohler fühlte, als in der Villa seiner Eltern.

Im Jahre 1929 war die Silberhochzeit unserer Eltern. Da sie eine Feier nicht für angebracht hielten, fuhren sie nach Klostermoor. Nach dort hatte auch Oma Mutters Geschwister eingeladen. Mir fiel für diesen Tag die Aufgabe zu, die trotzdem erschienen Gäste zu empfangen und zu bewirten. Hierbei hatte ich in Hedwig Thomsen eine gute Hilfe. Erst am späten Abend kehrten die Eltern zurück. Einige Familienmitglieder hatten es sich nicht nehmen lassen, die Eltern von Klostermoor aus zu begleiten, und so ergab es sich, dass die Feier zu Hause noch fotgesetzt wurde.

In diesen Jahren war Onkel Johann, der das elterliche Erbe in Platjenwerbe bewirtschaftete, so gealtert, dass er dem Betrieb nicht mehr vorstehen konnte. Da übernahm Vater auch noch diese Arbeiten zusätzlich. Viele Stunden waren wir im Holte beim Heuen und auf dem Felde. Ich denke noch heute gern daran zurück, wie schön es war, wenn wir sonntags morgens gegen 4 Uhr zum Mähen fuhren. Rehe und Hasen waren beim Frühstück und Meister Reinecke schlich durch die Gegend. – So gingen die Jahre mit Arbeit dahin, und die Eltern mussten daran denken, für ein Heim zu sorgen, wenn Vater das Alter zum Ruhestand erreicht hatte. Der Nachfolger von Brandes, Herr Tecklenborg, gab Vater dann auch zu verstehen, dass er mit 65 Jahren einem Nachfolger Platz machen müsste. – So gingen wir gemeinsam daran, Baupläne zu schmieden. Im Herbst 1935 wurde das Haus, in dem wir heute gemeinsam feiern, errichtet. Ein zünftiges Richtfest fand auf der Diele des alten Hauses statt. Da die Dienstwohnung zum 1. Dezember geräumt werden musste, das neue Haus aber noch nicht ganz bezugsfertig war, zogen die Eltern erst vorübergehend in das alte Haus. Der Umzug nahm eine erhebliche Zeit in Anspruch, denn jetzt merkten wir erst, was sich im Laufe der Jahre alles angesammelt hatte. Martin Hashagens „Pudel“ hat viele Touren von Holthorst nach Platjenwerbe machen müssen, um allen Hausrat und alle Geräte hinüberzuschaffen.

Anfang 1936 bezogen die Eltern das neue Heim. So konnten sie die Arbeiten, die sie bisher nebenbei ausführten, als ihre Hauptaufgabe betrachten. Zunächst musste der Lehm, der bei Bau angefallen war, auseinander gefahren werden, wahrlich keine leichte Arbeit. Auch hierbei tat Pudel uns gute Dienste. Für einen Brotknust warf er sich tüchtig ins Geschirr und schaffte die schweren Fuhren dorthin, wohin sie sollten. Viele Verbesserungen im Garten und im alten Hause, das damals gerade 200 Jahre alt war, wurden vorgenommen. Ausserdem wurde der Viehbestand vergrössert.

Sonntags waren wir häufig Gäste in Platjenwerbe, und für unseren Hans Jürgen war es eine Freude, wenn er dort spielen konnte oder im Sommer bei der Heuernte half.

Mein Bruder war nach Beendigung seines Technikumbesuchs mit seiner Familie nach Elbing und später nach Danzig übergesiedelt, um bei der Schichau-Werft eine Stellung als Ingenieur anzunehmen. So liefen die Jahre gleichmässig dahin. Aber lange sollte die friedliche Stille nicht anhalten, denn schon wieder drohte ein Krieg, der auch für die Eltern Aufregung und Sorge brachte. Kurz vor Kriegsende musste Dirk mit seiner Familie aus Danzig flüchten, und fanden sie zunächst bei den Eltern in Platjenwerbe eine Unterkunft. Nach Beendigung des Krieges lagen Schiff- und Maschinenbau, sowie die Schiffahrt gänzlich am Boden. Daher entschloss sich mein Bruder, zunächst in der Landwirtschaft mitzuhelfen. Um die Arbeit rationeller zu gestalten, wurde auch ein Pferd angeschafft. Im Laufe der Zeit stellte sich aber heraus, dass der Hof für zwei Familien nicht gross genug war, daher ging Dirk wieder zur Seefahrt. Sein Beruf bringt es mit sich, dass er heute nicht bei uns sein kann. Daher wollen wir seiner besonders gedenken.

Die Arbeitskraft der Eltern war zwar immer noch ungebrochen, aber sie entschlossen sich letzten Endes doch, ihren Viehbestand zunächst zu verringern und dann ganz aufzugeben und die Ländereien zu verpachten. Im Garten blieb aber immer noch genügend Arbeit. Dirks Familie hat vor etwa zwei Jahren in Grohn auch ein eigenes Heim wiedergefunden. Als ständiger Wochenendgast kommt der jüngste Spross der Familie, die kleine Maren, zu den Grosseltern nach Platjenwerbe und ist dort ein stets gern gesehener Gast.

Damit bin ich am Ende meines Rückblicks und beschliesse meine Betrachtung mit den Wünschen, liebe Eltern, dass Euch für Euren weiteren Lebensabend alles Gute beschieden sein möge!

Platjenwerbe, den 25. November 1954



Internetlinks

Offizielle Internetseiten

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