Kreis Soldin/Kreisarchiv 1939

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Kommentar: Der folgende Artikel ist auf dem Stand von 1939 und damit überholt. Diese Abschrift will keine falschen Hoffnungen wecken. Der Verbleib des Kreisarchivs Soldin ist unklar. Nach meinem Dafürhalten ist es weder in das Brandenburgische Landeshauptarchiv, Potsdam noch in das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin gelangt. Deshalb scheinen alle angesprochenen Quellen derzeit verloren. Sollte irgendwer Standorte der angesprochenen Archivalien und Akten oder sogar das Schicksal des Kreisarchivs kennen, bitte ich um eine kurze Nachricht. Vielen Dank. Carsten Schmegel


Quelle
W. Strempel (Liebenfelde): "Familienkundliche Schätze in unserem Kreisarchiv", Heimatjahrbuch des Kreises Soldin, 14, 1939, S.35–41.

Die mehrfachen Aufrufe der Kreisverwaltung zur Sammlung von Archivalien zwecks Bildung eines Kreisarchivs haben schon einen recht guten Erfolg gehabt. Da ist eine stattliche Anzahl von Akten aller Art, Rezesse, Innungsbücher, Urkunden, Kaufverträge, alte Zeitungen, Bücher u. a. m. zusammengekommen. Wenn diese Schätze auch erst von sachkundiger Hand geordnet werden müssen, so bieten sie doch schon heute dem Forscher vorzügliche Quellen für die Geschichte unserer Heimat. Eine wahre Fundgrube sind sie für die Familienforscher. Aus der Fülle des Stoffes will ich nachstehend einige Beispiele bringen.

Die wichtigsten Quellen für den Familienforscher sind ja die Kirchenbücher. In vielen Orten unseres Kreises reichen sie bis zum Ausgang des 30jährigen Krieges zurück. Aber in einigen Dörfern sind sie durch Brände oder andere Unglücksfälle verloren gegangen. So beginnt das Kirchenbuch von Staffelde erst um 1812. Hier können uns nun einige Aktenstücke des Kreisarchivs über den "toten Punkt" hinweghelfen. Drei Aufstellungen über die Einwohner bzw. die Grundbesitzer unserer Dörfer im 18. Jahrhundert sind vorhanden. 1. Die berühmte "Klassifikation" von 1718/19, 2. Eine "Akte über Hufensachen von 1724" und 3. Eine "Tabelle der Einwohner" von 1743. Was sagen sie uns nun über Staffelde?


1718/19 1724 1743
Klohne, Christian, Bauer Klan, Christian, Bauer Klaehne, Christian, sen., 72 Jahre, Bauer
Klohne, Hans, Bauer Klan, Hanß, Bauer
Klohne, Paul, jun., Bauer Klan, Paul, jun., Bauer Klaene, Johann, 75, Bauer
Klohne, Paul, Bauer Klan, Paul, Bauer Klaehne, Paul, 50, Bauer
Klaehn, Christian, 28, Bauer
Klaehn, Martin, 43, Haus=mann
Klaehn, Christian, 40, Weber
Gilde, Sigmund, Bauer Gilde, Sigmund, Bauer Gülle, Siemund, 58, Bauer
Gülde, Hans, Bauer Gülde, Hans, Bauer Gülle, Johann, 50, Bauer
Gülde, Jürgen, Bauer Gülde, Jürgen, Bauer
Gülde, Martin, Bauer Gülde, Martin, Krüger und Bauer
Gülde, Michel, Bauer Gülde, Michael, Bauer
Gülle, Christian, sen., 46, Bauer
Gülle, Christian, jun., 29, Bauer
Gülle, Georg, 46, Freimann
Worm, Martin, Kossät Worm, Martin, Kossät Worm, Martin, 60, Kossät
Schwartze, Heinrich, Kossät Schwartz, Heinrich, Kossät Schwartze, Heinrich, 60, Kossät
Katzner, Friedrich, Kossät Kastner, Friedrich, Kossät Kastner, Friedrich, 56, Kossät
Ohrtmann, Martin, Bauer Ortmann, Martin, Bauer
Ohrtsmann, Matthis, Bauer Ortmann, Matthis, Bauer
Orthmann, Martin, 23, Bauer
Orthmann, Martin, 36, Bauer
Orthmann, Siegmung, 40, Bauer
Orthmann, Mattis, 38, Hausmann
Jäger, Martin, Bauer Jäger, Martin, Bauer und Schulze
Jäger, Christian, 50, Bauer
Jäger, Daniel, 28, Bauer
Wernke, Valentin, Bauer Wernicke, Valentin, Bauer
Wehrt, Hans, Bauer Wehrt, Hans, Bauer
Lütert, Christian, Bauer Lüter, Christian, Bauer
Jordan, Martin, Bauer Jordan, Martin, Bauer
Priebe, Jürgen, Bauer Priebke, Jürgen, Bauer
Wolff, Matthis, Bauer
Wulff, Jürgen, Bauer Wulff, Georg, 43, Bauer
Wulff, Peter, Kossät Wulff, Peter, 54, Kossät
Süring, Abraham, Bauer
Süring, Christian, Bauer
Süring, Martin, Hausmann Siering, Martin, 52, Haus=mann
Dremel, Erdmann, Bauer Dremel, Erdmann, Bauer Dremel, Erdmann, 40, Bauer
Dremel, Paul, 37, Bauer
Dremel, Siegmund, 40, Bauer
Haferfeldt,Jürgen, Kossät
Haverland, Jochen, Kossät Haberland, Joachim, 60, Kossät
Westphal, Karl, Kossät Westfahl, Karl?, Kossät
Westphal, Johann, 34, Kossät
Schramm, Christian, Kossät
Willig, Rüdiger, Lehnschulze
Heinrich, Martin, Bauer
Vernau, Daniel, Bauer Wernau, Daniel, 50, Bauer
Filitz, David, Schmied
Philitz, Friedrich, 35, Schmied
Pahl, Michel, Hausmann
Pahl, Martin, 40, Bauer und Schulze
Widiger, Friedrich, Schul=meister
Wüdiger, Christian, 60, Schulmeister
Buchholz, Martin, Hirt
Buchholz, Christian, 50, Schweinehirt
Hafermann, Hans, Hausmann
Seehagen?, Schneider
Block, Heinrich, Hausmann
Prockhoff, Hans, Hausmann
Haupt, Hans, Hausmann
Fischer, Zacharias, Schäfer
Wiesecke, Johann, 50, Bauer
Kohlicke, Christian, 34, Bauer
Siefert, Josa, 36, Krüger
Kühne, Johann, 50, Förster
Bernsee, Christian, 50, Schäfer
Boehling, Christian, 38, Kuhhirte
Schuster, Christian, 32, Kälberhirte
Pretel, Johann, 40, Freimann
Wiethergt, 40, Hausmann
Büttner, Gottfried, 34, Hausmann
Büttner, Johann, 40, Haus=mann
Ilius, Martin, 34, Hausmann
Wichmann, Zander, 40, Hausmann
Zuch, Gottfried, 42, Hausmann
Strese, Gottfried, 36, Haus=mann
Bluhme, Martin, 34, Haus=mann
Donner, Joachim, 42, Haus=mann
Paul, Joachim, 38, Hausmann
Thiemen, Ww.
Abitz, Michel, 52, Hausmann
Schmaller, Friedrich, 36, Hausmann
Schumann, Christian, 40, Hausmann
Wegener, Christoph, 70, Hausmann
Wagenburg, Ww.
Lehmann, Daniel, 36, Verwalter
Poelicke, Bartelmeus, 50, Meier

Wenn diese Aufstellungen auch keine lückenlosen Ahnenfolgen bieten, so sehen wir doch, welche Familien im 18. Jahrhundert ansässsig waren. Die Gegenüberstellung zeigt uns auch, welche Familien in diesen 25 Jahren seßhaft waren, welche sich verbreiteten und welche aus dem Ort verschwanden.

Aber in der Familiengeschichte kommt es ja nicht so sehr auf die trockenen Namen und Daten an. Wir wollen doch von unsren Vorfahren wissen, wie sie gelebt und gestrebt haben, wollen hören von ihrem Beruf und ihren Schicksalen. Und gerade hierüber können wir in unserm Kreisarchiv manchen wertvollen Fund machen. In den alten Innungsladen finden sich neben den Innungsbüchern auch Gesellen- und Meisterbriefe, Wanderbücher und Aufenthalts-Atteste, die vielfach recht hübsch ausgestattet sind, wie das untenstehende Beispiel zeigt. ... Wie kümmerlich nehmen sich unsere heutigen Geburtsurkunden aus gegen die untenstehende, die wir in der damals üblichen Rechtschreibung abdrucken.

Wir Bürgermeister und Rath der Königlichen Preußischen Neumärkischen Stadt Lippehn, 
fügen hiermit Männiglichen Kund und Zuwissen, wie daß vor uns erschienen Michael 
Stelter Einwohner und Tagelöhner alhier, und Uns zuerkennen gegeben, wie daß Er 
willens wehre seinen jüngsten Sohn Friederichen ein ehrlich Handwerk erlernen Zulaten 
und zu dem ende wegen seiner Ehr und ehelichen Geburth eines Schriftlichen Zeugnisses 
benötiget wehre, mit bitte Ihm solches Zuertheilen.

Wann Uns dann zum Theil Wollwissendt, es auch der auszug auß hiesigen Kirchen-buch vom 
Herrn Oberpfarrer Thesendorffen mit mehren angezeiget, daß gedachter Friderich von 
Michael Steltern Einwohner und Togelöhner alhier und Maria Völtingers, seine beiderseits 
Rechten, Natürlichen und Leiblichen Eltern, aus einem keuschen Ehe Bette, Recht, Echt, 
Ehr und Ehelich, freyer deutscher und untadelhafter Nation gezeuget, den 12ten Januarii 
Anno 1691 auf diese Weldt geboren, den 15ten ejusdem zur Heyl. Taufe befordert, und 
Meister Friderich Müllern, Königl. Maltz Müllern, Meister Christian Kunitzen Bürger und 
Zimmermeister und Martin Persiggen Einwohner und Ackersmann, allerseits alhier Wohnhoft, 
zu Tauf-Zeugen gehabt. Der Groß-Vater ist George Stelter Kossäthe in Dieckow und die 
Groß-Mutter Maria, Hanß Zabatzkens Einwohners daselbst Eheleibliche Tochter; der 
Groß-Vater von der Mutter Jochim Völtinger Bürger und Kuchmacher alhier und die 
Groß-Mutter Anna Weinings, Martin Weinings Bürgers und Ackermanns alhier Eheleibliche 
Tochter gewesen, und haben sich sowoll die Eltern als Groß-Eltern jederzeit so 
aufgeführet, daß von nichts als waß der Ehre gemäß ist, gesaget werden kann. 
Derowegen wir zu steuer der Wahrheit gedachten Fridrich Steltern diesen Gebuhrts-
Brief zuerteilen kein bedenken getragen: Gelanget demnach an alle und Jede so hiermit 
angetreten werden möchten, nach Standes Gebühr, Unser diensthrl. Bitte, man wolle 
oberzähleten nicht nur allein Völligen glauben Zustellen, sondern auch ofterwehnten 
Fridrich Steltern seiner Ehr und Ehelichen Gebuhrt halben, in Ehrliche Zünffte, 
Innungen und Bürgerschaft auff und annehmen, damit Er dieser Unser Kundschafft 
fruchtbarlich genießen möge; Solches sind Wir umb einem Jedem hinwieder zuverschulden 
willig und erbötig; und haben zu mehrerer beglaubigung Unser der Stadt Insiegel 
hierunter gedrucket und mit gewöhnlicher Unterschrift corrobiret. 
Geschehen zu Lippehne den 8ten July Anno Eintausend Siebenhundert und Neun.

Im Namen Bürgermeister und Rath. Christian Schmidt, Consul

Im folgenden möchte ich nun kurz die Archivalien unseres Archives aufführen, die für den Familienforscher besonders wichtig sind.

An eigentlichen Familienakten ist naturgemäß recht wenig vorhanden. Die "Akte betr. die Familienverhältnisse der von Enkevorts" enthält Abschriften über den Lebenslauf des Kardinals Wilhelm Enkefort, Nachrichten über die Familie in flämischer und französischer Sprache, sowie einige Urkunden und Eingaben aus der Zeit Friedrich d. Gr. Das "Testament des Franz Wilhelm Salingre-Rostin 1847" führt dessen Erben auf. Eine Leihgabe, das "Hausbuch von Dertzow" ist ja in der Literatur bereits bekannt, es enthält Nachrichten über die Familie von Burgsdorff. In einem Beiheft finden wir eine Übersicht über die weitverbreitete Familie.

Zahlreicher sind schon Akten, die uns Aufschluß über die Bevölkerung einzelner Orte oder des Kreises geben. Das "Vermessungsregister von Rostin, 1777" enthält die Liste der Rostiner Bauern. Während die "Akte über Grenzregulierung zwischen Rostin und Herrendorf, 1811" eine Liste der Hausleute von Rostin enthält. Eine wahre Fundgrube ist aber der Band "Abschriften der Contrakte und Lohnbücher beim Rittergut Rostin" von 1797-1849. Es enthält Contrakte der Schmiede, Müller, Schäfer, Jäger, Hirten usw. Vielfach finden sich darin auch Hinweise über die Heimat dieser Personen. Listen der Tagelöhner finden sich gleichfalls in diesem Band. Weniger wichtig für die Familienkunde sind die nachstehenden Akten, da sie ja jüngeren Datums sind.

"Akte von Rosenthal über Kommunalakten" von 1839, "Rezeß von Rosenthal" 1839, "Dismembrationsakten von Rosenthal" (19. Jahrhundert), "Akte betr. Gut Wuthenow", "Rezeß von Wuthenow" 1812.

Lose Akten enthaltend: "Kauf- und Pachtverträge von Dölzig, Rosenthal, Rehnitz und Hohenziethen" (19. Jahrhundert). Die "Akte betr. Hufensachen des Kreises Soldin von 1724" mit der "Tabelle der Unterthanen und Frey-Leut des Soldinschen Kreises" 1743 haben wir schon oben kennen gelernt. Von besonderer Wichtigkeit für den Familienforscher ist ja die letztere, gibt sie doch neben dem Hausvater auch Namen und Alter der Söhne und Knechte an, sowie deren Aufenthaltsort.

Am zahlreichsten sind im Archiv die Innungsakten vertreten, und sie sind ja für uns auch besonders wertvoll.

"Protokollbuch der Schmiedeinnung zu Berlinchen" 1728-1855, "Hauptbuch der Schmiedeinnung zu Berlinchen" 1855-1892, "Protokoll der Fischerinnung zu Soldin" ab 1827, "Innungsbücher der Kürschner zu Soldin" 3 Bände, 1716-1866, "Meisterbuch der Böttcher zu Bernstein" ab 1759, "Gesellenprüfungen der Tischler und Rademacher zu Lippehne" 1852-1868, "Protokollbuch des Schuhmachergewerks zu Soldin" 2 Bände, 1729-1901, "Innungsbuch des Garnweber-Gewerks zu Soldin" 1749-1863.

Alle diese Bücher enthalten reiche familienkundliche Nachrichten. Wir finden neben den Protokollen über die Quartalssitzungen die Lehrlingsaufnahmen, Gesellenlossprechungen, und Meisterprüfungen. Die Innungen umfaßten meist nicht nur die Meister des betreffenden Ortes, sondern auch die Dorfmeister und auch solche aus den benachbarten Städten. Ergänzt werden diese Bücher noch durch nachstehende Aktenstücke:

"Rechnungsbuch der Schmiedeinnung zu Berlinchen" 1743-1842, "Akten über die Schmiedeinnung zu Berlinchen" ab 1754, "Akten über die Böttcherinnung zu Berlinchen, ab 1759, "Rechnungen der Böttcherinnung zu Berlinchen" ab 1759, "Belege der Schmiede- und Schlosserinnung zu Berlinchen" (18. Jahrhundert), "Akten über Rechnungslegungen des Böttchergewerks zu Bernstein" 1759-1869.

Einen weiteren wertvollen Schatz bieten die vielen Gesellen- und Meisterbriefe, die Geburtsurkunden und Aufenthalts-Atteste, Lehr- und Bürgerbriefe und Wanderbücher. Ein Verzeichnis hierüber kann im Archiv eingesehen werden. Zum Schluß sei noch eine besonders ergiebige Quelle der Familienforschung angeführt: "Soldiner Kreisblatt, 2. Jahrgang 1838".

Es bringt nicht nur die "Nachrichten über Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle", sondern unter den "Intelligenznachrichten" und Anzeigen wird mancher Nachrichten finden, die seiner Familiengeschichte erst richtig "Fleisch und Blut" verleihen.

Noch manches wäre über die Schätze unseres Kreisarchives zu sagen. Aber wer die Familienforschung als "nebensächlicher Papierkrieg" und "überflüssiger Aktenkram" ansieht, dem mag das Vorstehende schon zuviel sein. Aber für ihn ist es ja auch nicht geschrieben, sondern für den, dem die Ahnenforschung eine Herzenssache ist. Und wer aus diesen Zielen Hilfe und Anregung gewonnen hat, der wird sich auch verpflichtet fühlen, mitzuhelfen, daß unser Kreisarchiv weiter ausgebaut wird. Er wird dafür sorgen, daß alle ihm bekannten Urkundenschätze dem Archiv zu treuen Händen übergeben werden, damit sie hier sichergestellt und für die Volksgemeinschaft ausgewertet werden können.

Kontakt: Carsten Schmegel some mail


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