Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/134

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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der Hoheitsrechte über alle jenseits des Rheins gelegenen lichtenbergischen Besitzungen. Diese wurden von dem deutschen Reiche losgerissen, und unser Graf sah sich genötigt, dem Könige von Frankreich zum erstenmal zu huldigen. Zum Hohne ließ Louvois die Särge unserer alten Landesherren von dem Schlosse Lichtenberg nach Buchsweiler hinabschaffen. Ferner legte er um das Schloß herum jene Bergfeste an, welche heute noch den Besucher mit Verwunderung erfüllt, und besetzte sie mit einer französischen Garnison. An Stelle des alten zerfallenen Dorfes Lichtenberg wurde ein Städtchen angelegt. Man wünschte auch Einwohner, aber nur katholische. Jedem herbeiziehenden Ansiedler wurde, wenn er dieser Confession angehörte, ein Zuschuß von 120 Gulden gegeben. So fing man's an, um mitten im evangelischen Hanau katholische Pfarreien zu gründen. Immer deutlicher trat Ludwig mit seiner Absicht heraus, die Protestanten allenthalben zurückzusetzen und zu verfolgen. Im Oktober 1685 ward in Frankreich das Religionsedikt von Nantes aufgehoben, wodurch 1598 den Evangelischen volle Glaubensfreiheit zugesichert worden war. Den Hugenotten wurde bei Todesstrafe und unter Androhung der Einziehung des Vermögens die Übung ihres Glaubens verboten und den Predigern, die ihren Glauben nicht abschwören wollten, bei Galeerenstrafe befohlen, binnen vierzehn Tagen Frankreich zu verlassen. Den Geistlichen dagegen, die vom evangelischen Glauben abfielen, ward eine lebenslängliche Pension ausgestellt, die um ein Drittel höher war als ihre vorige Besoldung. Der große Kurfürst nahm mehr als 16,000 um ihres Glaubens willen verfolgte Hugenotten in sein Land auf.

In dem Elsaß aber erhielten die Katholiken überall da, wo nur sieben Familien sich fanden, das Simultaneum oder Mitbenützungsrecht der evangelischen Kirche. In solchen Gemeinden wurden dann vom Staate bezahlte Priester oder Königspfarrer eingesetzt, welche den geheimen Auftrag hatten, möglichst viele Proselyten zu machen. Sie quälten die evangelischen