Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/095

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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in das Grab gegeben wurde. Nach Einführung des ersten Hanauischen Gesangbuchs 1679 („Lieder und Psalmen“, herausgegeben von Superintendent Heyler), ließen es sich die Bewohner des Tieffenthals nicht nehmen, am Leichenhause gleichsam als Abschiedsworte des Verblichenen den Liedervers zu singen:

„Nun gute Nacht ihr tieffen thäler,
Wo ich auf lauter dornen saß,
Und nur vergällte thränen-mähler
Und bittre coloquinten aß,
Mein schiff steht schon auf Ararat,
Wo es die ruhe funden hat.“

Doch kehren wir zum Jahre 1627 zurück. Auf Johann Kappes folgte als Pfarrer in Freistett Magister Daniel Kirchner, geboren zu Drusenheim, zuvor angestellt als Diakonus zu Herrlisheim. Derselbe war am 1. Mai 1627 dahier aufgezogen und hat all das Elend, das der dreißigjährige Krieg über die Gemeinde brachte, von Anfang bis zu Ende treulich miterlebt. Schon im Monat Mai rückten österreichische Kriegsvölker in unser Dorf ein. Am 27. desselben Monats mußte Kirchner wegen der Soldaten aus der Gemeinde fliehen. Ferner wird in unserem Kirchenbuche mitgeteilt, daß am 1. Juli ein Kindlein zu Gambshurst im Papsttumb a clerico (von einem katholischen Priester) getauft wurde, weil der Vater ebenfalls wegen der Soldaten ausgewichen war. Allem nach scheint die Besetzung des Hanauer Landes entweder durch den jungen Sohn des Kaisers, Erzherzog Leopold Wilhelm, der eben Bischof zu Straßburg geworden war, stattgefunden zu haben, oder, was wahrscheinlicher ist, durch seinen Ohm Leopold von Oesterreich, den vorigen Bischof, der mit Genehmigung des Papstes seiner Würde entsagt, sich am 19. April 1626 mit der reichen und schönen Claudia von Medici verheiratet und die Regierung der vorderösterreichischen Lande übernommen hatte, um mit seinen Truppen den Feinden des Evangeliums beizustehen.

Schon am 1. Juli wurde indessen Kirchner wieder herbeigeholt.