Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/091

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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Prag hingerichtet und mehr als 30,000 Familien des Landes verwiesen wurden. Nur der edle Georg Friedrich, Markgraf von Baden-Durlach, fand den Mut, für die Sache des Evangeliums einzutreten. Aber er wurde am 6. Mai 1622 von dem geschickten bayrischen Feldherrn Tilly bei Wiesloch geschlagen und entging der Gefangenschaft nur durch die Treue der 400 Pforzheimer. Seinem ältesten Sohne die Regierung überlassend lebte er bis zum 14. September 1638 in Straßburg, wo er das Haus „zum Drachenfels“ besaß und in eifrigem brieflichem Verkehr mit dem jetzt im Elsaß sich aufhaltenden vertriebenen Kurfürsten von der Pfalz stand.

Dieser hatte inzwischen zwei kühne Männer in seinen Sold genommen, den wilden Christian von Braunschweig und den verwegenen Grafen Ernst von Mansfeld. Nachdem letzterer vergeblich versucht hatte, dem Tilly und dem Spanier Spinola, welcher von den Niederlanden herbei gekommen war, die Pfalz wieder zu entreißen, rückte er in das Elsaß ein, um daselbst die kaiserliche Landvogtei zu erobern und wohl auch für sich zu behalten. Doch der Bischof von Straßburg rüstete ebenfalls ein Heer und zwar wider Wissen und Willen der Stadt, welche neutral bleiben wollte, und suchte den Grafen von Mansfeld aus der Stadt Hagenau zu vertreiben. Letzterer blieb indes in einem blutigen Gefechte der Sieger und ließ alsdann seine Truppen in kleinen Abteilungen nach allen Seiten ausschweifen, um das bischöfliche und österreichische Gebiet zu verwüsten. Nur die Städte und Dörfer der Grafschaft Hanau-Lichtenberg wurden geschont, teils weil sie dem evangelischen Bekenntnisse angehörten, teils weil ihnen Graf Johann Reinhard I. den Schutz des Mansfelders um 100,000 Gulden erkauft hatte.

Dennoch aber sollte Freistett nicht völlig von den Heimsuchungen des Mansfeldischen Krieges verschont bleiben. Schon im Januar 1622 kamen bei der strengsten Winterkälte Scharen von Männern, Weibern und Kindern aus dem österreichischen und bischöflichen Gebiete, aus Gamsen, Killstett, Bischweiler,