Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/074

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[073]
Nächste Seite>>>
[075]
Freistett-Geschichte.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Wilhelm klagte in einem Briefe, den er an seinen Bruder Johann schrieb, darüber, daß die deutschen lutherischen Prediger die reformierten Niederländer für Bösewichte hielten, die man am besten ausrotten würde. So kam es, daß der Sohn, den Magdalena zu Waldeck aus der ersten Ehe herübergebracht hatte, in der reformierten Lehre erzogen wurde. Philipp V., der im Namen seines Vaters diese zweite Vormundschaft übernommen hatte, wurde darum auf die Seite gedrängt und durch den reformierten Kurfürsten von der Pfalz ersetzt. Das kränkte die beiden Grafen sehr. Wir gestehen es zu, daß sie es wohl meinten, und auch das, daß die reformierte Lehre nicht besser ist als die lutherische. Wie gesagt aber war der Wille Gottes ein anderer. Junggraf Philipp Ludwig II., dessen Vater die Bluthochzeit zu Paris miterlebt, heiratete, zur Regierung gelangt, Katharina Belgika, die Tochter Wilhelms, des Befreiers der Niederlande, und führte vollends den reformierten Glauben nach der kurpfälzischen Konfession in Hanau-Münzenberg ein. Dadurch wurde den armen aus Belgien und Frankreich vertriebenen Reformierten eine neue Zufluchtsstätte erschlossen. Mit offenen Armen wurden sie zu Hanau am Main aufgenommen. Graf Philipp Ludwig II. ließ zu ihrem Besten 1597 die Neustadt Hanau anlegen, ein Unternehmen, das seinem Namen Unsterblichkeit, der Residenzstadt aber Reichtum und Glanz eingebracht hat. Aber auch uns in Freistett ist das von Nutzen gewesen, daß man das reformierte Bekenntnis neben dem lutherischen mußte achten lernen. Als später, nach dem dreißigjährigen Kriege, die reformierten Schweizer einwanderten, da dachte man nicht mehr, daß die Reformierten keine rechten Evangelischen seien, sondern nahm sie mit offenen Armen auf, und sie selber traten ohne Weiteres in die lutherische Gemeinschaft ein.

Bei all dem ehren wir es an Philipp dem IV., daß er von so entschiedenem lebendigem Glauben beseelt war. Im September des Jahres 1578 kam er persönlich nach Rheinbischofsheim