Eupen und Umgegend (1879)/175

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Eupen und Umgegend (1879)
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Einfluß der Soor in dieselbe verfolgend, und eine Brücke über die Letztere überschreitend, auf belgisches Gebiet. Eine recht gut unterhaltene Straße führt uns nun weiter und das bis hierher schon hübsche Thal entwickelt nun bald seine ganze Schönheit. Von bedeutenden Höhen rechts und links begränzt, bietet es in seinen vielfachen Windungen ein bei jedem Schritt wechselndes Bild: bald scheint es durch eine sich quer vorschiebende Höhe geschlossen, bald öffnet es sich wieder und läßt einen tieferen Einblick zu; dabei trägt der sich bis unmittelbar an die Straße herabziehende Wald mit seinen verschiedenen Baumarten in den prächtigsten, wechselnden Färbungen nicht wenig zur Verschönerung des Anblickes bei. Dicht an die Straße sich anlehnend, mit ihrem eigenthümlich dunkelbraun gefärbten Wasser, in ihrem steinigen Bett oft kleine Wasserfälle bildend, durch welche das dunkle Wasser, in weißem Schaume aufspritzend, wunderbare Gebilde hervorzaubert, nimmt die Soor noch einige kleine Waldbäche auf. In dem Thale wuchern Farrenkräuter und der rothe Fingerhut in seltener Schönheit. Diese wechselvollen Bilder schließen jede Ermüdung aus und treiben rastlos vorwärts, wenn auch oft zu kurzem Verweilen und genauerem Anschauen einladend. Bewundernd steht man dann still, lauscht dem Murmeln des Baches, den Stimmen der Waldvögel, durch kein profanes Geräusch gestört, den mächtigen poesiereichen Eindrücken Raum gebend. Wir wissen nicht, wie lange wir gewandert, wer hat auch bei solcher Pracht Zeit oder Lust die Uhr zu befragen, schlägt doch dem Glücklichen keine Stunde, und glücklich waren wir in des Wortes ganzer Bedeutung — immer weiter und weiter hat es uns gezogen, von dem Verlangen, all' die immer neu sich entwickelnde Scenerie anstaunend, voll und ganz zu genießen, was jeder Schritt uns Neues bietet. Da kreuzt eine Straße im rechten Winkel von Westen nach Osten gehend unfern Thalweg, und es scheint dies uns daran mahnen zu wollen, daß wir schließlich auch wohl wieder an eine Heimkehr denken müssen. Diese Mahnung sagt jedoch unserer Stimmung wenig zu und wir freuen uns ihr für jetzt noch ein Schnippchen schlagen und unsere Freude an dem köstlichen Genuß noch nicht verkürzen lassen zu müssen; denn noch sind wir ja