Eupen und Umgegend (1879)/150

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Eupen und Umgegend (1879)
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       In den alten Häusern an der Straße, in welchen sich jetzt die Aufenthalts- und Schlafräume des männlichen Personals befinden, war damals die Fabrik, in welcher die Kinder vorzugsweise beschäftigt wurden; auch befanden sich darin für 3 bis 4 Personen Schlafräume. In diesem Zustande verblieb die Anstalt bis in das zweite Jahrzehnt des jetzigen Jahrhunderts. Das Vermögen vermehrte sich nur sehr langsam.

       Im Jahre 1798 besaß die Anstalt 16 Bonniers = 64 Morgen 24 Ruthen Weiden und Wald und 8 Kapitalien im Gesammtbetrage von 4256 Livres 16½ Sols oder etwa 1120 Thlr., welche jährlich 184 Livres 7 Sols, gleich etwa 50 Thlr. einbrachten. Dagegen war eine Schuld von 1957 Livres 4½ Sols vorhanden, so daß sich das Vermögen auf nur 2299 Livres 12 Sols stellte.

       Die arbeitsfähigen Kinder waren von des Morgens 6 bis des Abends 9 Uhr mit Spinnen und Weben beschäftigt. Um 8 Uhr Morgens, 12 Uhr Mittags und 4 Uhr Nachmittags fand eine Stunde Unterbrechung statt, während welcher Zeit sie je eine halbe Stunde Unterricht in Religion, Lesen und Schreiben erhielten. Ihr Mittagsmahl bestand hauptsächlich aus Gemüse und nur selten bekamen sie Fleisch.

       Nach einem Bericht der Herren J. Houben, J. P. Havenith, Leon. Schmits, G. Akens vom 26. Fructidor des Jahres VI der französischen Republik (12. September 1798) befand sich die von dem Ertrage der arbeitenden Kinder und von sehr geringen freiwilligen Beiträgen unterhaltene Anstalt sehr oft in drückender Noth, besonders bei häufig eintretendem Mangel an Arbeit und Theuerung der Lebensbedürfnisse. Zu Ende des verflossenen Jahrhunderts unterhielt die Anstalt 44 Kinder, 21 Knaben und 23 Mädchen. Diese schwierigen Verhältnisse dauerten auch im Anfange dieses Jahrhunderts noch fort, so daß sich die Anstalt noch immer nicht zu einer Erziehungs- und Wohlthätigkeits-Anstalt zu erheben vermochte. Die beständig andauernden kriegerischen Verhältnisse und die Kälte in religiöser Beziehung waren nicht geeignet den Sinn auf Wohlthätigkeit und Nächstenliebe zu lenken. Erst nachdem der Friede wieder hergestellt und damit die