Eupen und Umgegend (1879)/016

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Eupen und Umgegend (1879)
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„Histoire de Limbourg“ versucht wird, ist jedenfalls mindestens sehr gewagt. Wenn dieser Schluß richtig, dann müßte Eupen bereits vor dem Jahre 113 v. Chr. bestanden haben, zu jener Zeit, in welcher Celten oder Gallier Limburg und die benachbarten Provinzen bewohnten. Dieselben mußten Völkern germanischen Ursprunges Platz machen, welche, durch die Fruchtbarkeit des Bodens angezogen, den Rhein, die Grenze zwischen Germanien und Gallien überschritten, und den größten Theil Belgiens besetzten.[1] Nach Julius Cäsar muß dieß vor dem Einfall der Cimbern und Teutonen in Gallien geschehen sein, da, nach diesem Geschichtsschreiber, die neuen Bewohner den Einfall jener Barbaren verhinderten. Für eine solche Annahme jedoch fehlt jede Spur einer Bestätigung.

       Aber auch zur Zeit der Römerherrschaft in den Nachbarländern scheint eine Niederlassung oder dergl. hier noch nicht bestanden zu haben, denn abgesehen davon, daß noch niemals und an keinem Orte irgendwelche darauf hinzielende Ueberbleibsel gefunden wurden, so spricht auch der Umstand entschieden dagegen, daß die in der Gegend vorhandenen Römerstraßen den Platz nicht berührten. Es würde dies zweifellos zu einer Zeit der Fall gewesen sein, in welcher jene Verkehrswege vorzugsweise auf derartige Wohnplätze angewiesen waren.[2]


  1. Cäsar, de bello Gallico II. 4.
  2. Nach dem „Journal de l'architecture, quatrième année 1851“ wurden die großen strategischen Wege in Gallien von Marcus Agrippa, mit Lyon als Mittelpunkt, angelegt. (IV. Buch von Strabon. — Nach dem „Belgium Romanum“ wird die Anlage der Straßen auf Augustus zurückgeführt.) Einer dieser Wege wurde gegen die Berge der Auvergne, ein zweiter beträchtlicherer Ausdehnung, nach dem Rheine gerichtet. Dieser fühlte von Lyon auf Bavai über Rheims und durchkreuzt Belgien über Vaudrai (Vodgoriacum), Gembloux (Geminiacum)... ? (Perniciacum), Tongres (Atuatuca Tongrorum), Maestricht (Pons Mosae) und von da nach Köln (Colonia Agrippina) über Jülich (Juliacum) und Coriovallum. Von Bavai aus führten außer dem angegebenen Wege noch sieben andere in verschiedener Richtung: nach St. Quentin (Augusta Veromanduorum), nach Arras (Nemetacum Attrebatum), nach Boulogne (Gessoriacum), nach Gent (Gent de Venta), nach Utrecht (Trajectum ad Rhenum), nach Trier (Augusta Trevoriorum) und gen Solesmes.
           Von Maestricht aus führte eine Straße zweiter Ordnung nach Trier. Dieselbe wurde im Jahre 1768 von dem Zollbeamten Bredenraedt im Hertogenwalde aufgefunden und zwar in den Sümpfen desselben, welche unter dem Namen Venn, (Fagnes) bekannt sind. Der Finanzrath, hiervon in Kenntniß gesetzt, beauftragte die höheren Zollbeamten von St. Vith den Weg ohne Aufsehen zu untersuchen. Der Brigadier Balant begleitete demzufolge den Bredenraedt mit zwei Bauern nach dem Venn und berichtete am 6. Juni 1768 an den Finanzrath, daß die Straße auf eine Strecke von zwei Meilen aufgefunden sei. Sie gehe in der Richtung von Sauerbrodt nach Neau, könne in wenigen Tagen von dem Moose, dem Rasen und der Erde, womit sie bedeckt sei, befreit und durch in der Nähe vorhandene Steine ausgebessert werden. Eine andere zu weiterem Verfolg der Sache abgesandte Kommission berichtete unterm 7. September dess. J. unter Beifügung einer Karte, wonach die aufgefundene römische Straße von Hestreux bis zum Hofe Rasquin auf dem Venn, 1,415 Ruthen, die Entfernung von Eupen bis Hestreux 1,155 Ruthen, von Rasquins, von wo ab die Straßenreste aufhören, bis Sauerbrodt 1,260 Ruthen, und von Eupen bis Sauerbrodt 3,830 Ruthen beträgt. Im Jahre 1736 sandte die Rechnungskammer des Herzogthums Limburg eines ihrer Mitglieder, Herrn Koroskeny, zu weiteren Ermittelungen nach den bezeichneten Stellen, doch blieb diese Sendung ohne Erfolg, da bald darauf die brabantische Revolution ausbrach, welche ein weiteres Unternehmen unausführbar machte.
           Das „Bulletin des Commissions royales d'art et d'archéologie, t. X, pp. 367 et suiv.“ bezeichnet den Gang dieser Straße von Sauerbrodt über Baraque St. Michel, längs des Territoriums von Jalhai, bei Membach die Weser überschreitend, weiter über Henri-Chapelle, Remersdael, Fouron St. Pierre nach Maestricht.
           Die Fortsetzung der von Bredenraedt aufgefundenen Straße wurde vor längerer Zeit östlich der jetzigen malmedyer Chaussee oberhalb der belgischen Grenze ermittelt. Es scheint demnach, daß dieselbe sich etwa längs der Höhe ohnweit der Straßen vom „schwarzen Kreuz" bez. von Hestreux nach Membach hin gezogen habe.
           Die Herstellung dieser Straße über das Venn giebt ein abermaliges Zeugniß von der Kühnheit und dem Unternehmungsgeist der Römer in Ausführung ihrer Bauten. Nach J. F. van der Rit in dem „Journal de l'Architecture“ p. 76 besteht der Grund der Straße aus quer derselben gelegten Eichenstämmen. Auf dieser Querlage befindet sich eine weitere Lage solcher Eichenstämme in der Richtung der Straße und auf diesem dergestalt hergestellten Gitter eine starke Lage großer Steine.