Eckernförde/Adressbuch 1897/III

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Online-Adressbuch
Eckernförde/Adressbuch_1897
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[II]
Nächste Seite>>>
[IV]
Eckernfoerde 1897.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Einwohner ihre Sympathien und es berührte schmerzlich, daß der Gouverneur v. Manteuffel deswegen mit Strafen einschritt. Als aber Schleswig-Holstein ein Theil Preußens wurde, haben auch die Eckernförder ihre anfängliche Abneigung gegen Preußen abgestreift. Die großen Siege der Jahre 1870 und 71 haben in Eckernförde hellen Jubel wachgerufen und die Proklamation König Wilhelms zum deutschen Kaiser wurde mit Freuden begrüßt.

In der Zeit schwerer Noth, als 1872 eine Sturmfluth furchtbare Verwüstungen anrichtete, wodurch namentlich die Stadt Eckernförde hart betroffen wurde, da zeigte es sich so recht, was es heißt, ein Glied des deutschen Vaterlandes zu sein. Von allen Seiten strömten Gaben herbei, um die Noth zu lindern, den Schaden zu bessern.

Wenn heute die deutsche Kaiserin, die Tochter des Herzogs Friedrich, die Stadt passirt, um ihrer Schwester, der Herzogin Caroline Mathilde in Schloß Grünholz einen Besuch abzustatten, da lassen die Eckernförder es sich nicht nehmen, ihre Anhänglichkeit und treue Gesinnung auch äußerlich zu zeigen.

An Sehenswürdigkeiten hat Eckernförde nicht viel aufzuweisen. Wer den parkartigen Friedhof der Stadt an einem Sommerabend besucht hat, wenn die Nachtigal ihr Lied ertönen läßt, der wird diesen stillen Platz lieb gewinnen. Dort ruht auch Theodor Preußer und nicht weit von ihm liegen die Dänen, die bei der Explosion Christian VIII. ihren Tod fanden. An die 1870/71 gefallenen Eckernförder erinnert ein Denkmal und neuerdings hat man auch den 1864 gefallenen preußischen Kriegern einen einfachen schönen Gedenkstein gesetzt. - Die Kirche der Stadt birgt ein von einem Eckernförder Künstler, Hans Gudewerth, geschnitztes Altarblatt: besonders schöne Schnitzereien zeigen zwei Stühle unter der Orgel. Auch befindet sich im Postgebäude, welches früher der Familie Ahlefeld als Absteigequartier diente, eine sehenswerthe geschnitzte Wendeltreppe. Ein altes Gebäude ist das Rathhaus mit dem Rathskeller, in welchem Asmus Jacob Carstens, ein berühmter Maler und Zeichner, eine Zeitlang als Küferlehrling gearbeitet hat. Ein hübscher Neubau ist das Kreishaus, welches sich neben der Wohnung des Königl. Landraths befindet. - An Lehranstalten besitzt die Stadt ein Königl. Lehrerseminar (seit 1885 eigenes fiskalisches Gebäude), eine Königl. Baugewerbeschule (Wintersemester reichlich 200 Schüler), eine städtische Mittelschule, eine Knaben- und eine Mädchen-Bürgerschule, sowie eine Privat-Präparandenanstalt und eine private höhere Töchterschule; außerdem ist für Lehrlinge eine Fortbildungsschule und ein Lehrlingsheim eingerichtet. - Eine Spar und Leihkasse, sowie eine Kreditbank, beide in eigenen Gebäuden untergebracht, zeugen durch ihren beträchtlichem Umsatz von dem regen Geschäftsverkehr. Für Verbreitung der Tagesneuigkeiten sorgen zwei Zeitungen, die in Eckernförde erscheinen. An industriellen Anlagen ist eine Tabakfabrik, eine Dampfgerberei, eine Eisengießerei, eine Salzsiederei zu nennen, auch giebt es einige Sägereien am Orte, die sich vornehmlich mit Fabrikation von Kisten für den Fischexport