Deutsche Namenkunde (Kluge)/003

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Deutsche Namenkunde (Kluge)
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I. Familiennamen.

      Während die abendländischen Kulturvölker der Neuzeit neben den Familiennamen noch Vornamen brauchen (Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Victor Hugo, William Shakespeare, Henrik Ibsen, Esaias Tegnér), herrschte im alten Rom Dreinamigkeit (Gaius Julius Caesar, Marcus Tullius Cicero). Aber ursprünglich hat überall für die Person ein einziger Name genügt: so bei den Juden des alten Testaments (Moses, Daniel), so auch bei den alten Griechen (Sokrates, Sophokles). Auch die alten Deutschen kannten nur Einnamigkeit (Otfried, Notker).

      Innerhalb der Einnamigkeit der Griechen und Germanen wie überhaupt in der Namengebung aller Völker und aller Zeiten verlangt die menschliche Sprache Sinn und Bedeutung der Namen; denn der menschliche Geist kann sich sprachlich nicht anders äußern als mit einem Gedankeninhalt. Das Kind, das bald nach der Geburt seinen Namen erhält, bekommt von den Namengebern (Eltern oder Paten) gute Wünsche für den Weg in und durch das Leben. So werden wir in den Rufnamen, die aus dem Kreise der Angehörigen, der Freunde oder der Gönner zu stammen pflegen, zunächst Wunschnamen der schlichtesten Art antreffen wie Gotthold oder Gottlieb, Fürchtegott oder Leberecht. Aber auch undeutliche und undeutbare Namen können Wunschnamen sein, wenn der Name Friedrich dem Knaben das Vorbild Friedrichs des