Tagelöhner

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Amtssprache

  • Tagelöhner, Taglöhner


1. Statusbeschreibung, 2. Berufsbezeichnung


Bedeutung
Tagelöhner ist ein Handarbeiter, welcher um Tagelohn arbeitet.

Bedeutung im 19. Jhdt

Tagelöhner ist ein Handarbeiter, der kein Handwerk betreibt oder kein eigentliches bürgerliches Gewerbe, sondern bloß diejenigen Dienste leistet, die auf dem Felde oder Acker verrichtet werden, und wozu er angewiesen wird, und in den Städten ein Handlanger, Handreicher, sowohl bei den Handwerkern, wie z. B. den Maurern, als auch bei andern Geschäften, im Handel oder Fuhrwesen, wo sie Handarbeiten verrichten.

Ein Tagelöhner oder Lohnarbeiter muß so viel verdienen, daß er noch eine Person und zwei Kinder mit ernähren kann. Der Tagelohn eines Mannes 7 1/2 Sgr., also auf dreihundert Arbeitstage insgesamt 75 Thlr.; für jährliche Miethe werden 12 Thlr. abgerechnet, so bleiben ihm noch 63 Thlr., welche auf dreihundert Arbeitstage vertheilt, den täglichen Lohn eines Mannes auf ungefähr 6 Sgr. 3 1/2 Pf. stellen.

Für Frauenarbeit zahlt man pro Tag 5 Sgr. beträgt, und jährlich 50 Thlr. Rechnet man nun für Miethe 12 Thlr. ab, so verbleiben noch 38 Thlr; demnach würde eine Frauenhandarbeit täglich mit 3 Sgr. und ungefähr 9 1/2 Pf. bezahlt werden.

In der Mitte des 19. Jhdts. werden als Tagelöhner nun auch noch diejenigen Arbeiter genannt, welche beim Straßen-, Chaussee- und Wasserbau; dann bei Anlegung von Eisenbahnen etc. arbeiten; die erforderliche Erde für die Trassenführung aus- und aufschippen, planiren, den Grund oder Kies aufschütten, ebnen und walzen, die Pfähle bei Grundbauten und Wasserbauten einrammen, und alle dergleichen Arbeiten leisten, wofür sie Tagelohn empfangen, entweder täglich oder wöchentlich bezahlt werden. [1]

Preußische Umrechnung

  • 1821–1871 (1873) galt in Preußen ein Neuer Reichstaler bzw. Thaler (Thlr., Rth.) 30 Silbergroschen (Sgr.) zu je 12 Kupferpfenni(n)g.
  • 1871–1873 wurde in allen deutschen Ländern der Taler durch die Mark (= 1/3 Taler) zu je 100 Pfennig abgelöst.

Eigenbehöriger als Tagelöhner oder Heuerling

  • Haus Ostendorf: Brüggemans Kotte 1748 den 19ten 7bris, hatt die Elisabeth Münnich, eine arme Dienstmagdt, von denen Elteren Johan Herman Münnich und Anne Marie, eine Tochter vom äigenhörigen Brüggemans Kotten Taglöhneren und Hewerlingen gebohren, umb von Leibäigenschaft freygelaßen zu werden gebetten, welcher die Freylaßung zugesagt für 7 Rt.
    • Quelle: Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e. V, Ostendorf (Lem.O), Findbuch, Lagerbuch S. 5

Stadt Marburg

Ein Tagelöhner ist ein ungelernter Arbeiter, vor allem im Baugewerbe und in der Landwirtschaft, der nach der Zahl der gearbeiteten Tage bezahlt wurde. Meist wurde dabei zwischen Sommerlohn und Winterlohn unterschieden, da im Sommer die Arbeitstage länger waren als im Winter.

Zwar wurden auch Meister und andere ausgebildete Handwerker im Tagelohn bezahlt, die Bezeichnung "Tagelöhner" galt jedoch nur für die ungelernten Arbeitskräfte. [2]

Fußnoten

  1. Quelle: J. G. Krünitz: Oekonomische Encyklopädie (1858)
  2. Quelle: Baurechnungen der Stadt Marburg 16./17. Jahrhundert (Staatsarchiv Marburg 330 Marburg A II,5)