Materialist: Unterschied zwischen den Versionen

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1. Handelsherr (Fernhändler und Verleger, Internationaler Handel in Genossenschaften mit Schiffslasten, nationale Handeslsniederlassungen) </br>
 
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2. Großhändler (Lagerist als Verleger, nationale Verteilung von Lasten in Fuhren) </br>
 
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3. Händler in Residenzstädten, Reichsstädten, Großstädten (Belieferung von [[Apotheker|Apothekern]], [[Spezereihändler|Spezereienwarenhändlern]], [[Krämer|Krämern]], [[Zuckerbäcker|Zuckerbäckern]], [[Färber|Färbern]], [[Glasmacher|Glasmachern]]) </br>
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3. Händler "en gros" in Residenzstädten, Reichsstädten, Großstädten (Belieferung von [[Apotheker|Apothekern]], [[Spezereihändler|Spezereienwarenhändlern]], [[Krämer|Krämern]], [[Zuckerbäcker|Zuckerbäckern]], [[Färber|Färbern]], [[Glasmacher|Glasmachern]]) </br>
 
4. Krämer (Handel in Kleinstmengen an Endverbraucher) <ref>Stratmann, Bodo: [[Rezepturhandschrift (Westfalen)|Rezepturhandschrift eines westfälischen Spezereiwarenhändlers]]</ref>
 
4. Krämer (Handel in Kleinstmengen an Endverbraucher) <ref>Stratmann, Bodo: [[Rezepturhandschrift (Westfalen)|Rezepturhandschrift eines westfälischen Spezereiwarenhändlers]]</ref>
  

Version vom 29. November 2017, 20:34 Uhr

Einblick in Handelsstrukturen um 1500: Im Jahre 1909 wurde im Kloster Salem beim Entrümpeln in einem alten Schreibtisch eine verstaubte Aktenmappe entdeckt. Diese enthielt Geschäftspapiere der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft aus den Jahren 1472 bis 1527. Dem Zufall dieses Fundes verdankt Ravensburg und die Geschichtswissenschaft insgesamt einzigartige Einblicke in seine große wirtschaftsgeschichtliche Vergangenheit, wie sie für keine andere deutsche Stadt der damaligen Zeit möglich sind.

Berufsbezeichnung

Handelsqualifizierung in der frühen Neuzeit

Die Materialisten lassen sich nach dem Gewicht ihrer Handelswaren klassifizieren, die auch entsprechende Investionskosten bedingte:
1. Handelsherr (Fernhändler und Verleger, Internationaler Handel in Genossenschaften mit Schiffslasten, nationale Handeslsniederlassungen)
2. Großhändler (Lagerist als Verleger, nationale Verteilung von Lasten in Fuhren)
3. Händler "en gros" in Residenzstädten, Reichsstädten, Großstädten (Belieferung von Apothekern, Spezereienwarenhändlern, Krämern, Zuckerbäckern, Färbern, Glasmachern)
4. Krämer (Handel in Kleinstmengen an Endverbraucher) [1]

Handelsgruppen

Als Materialien, Materialia bezeichnete man um 1800 alle und jede Waren, welche sowohl zur Arzenei, als als wegen des guten Geschmacks und Geruchs zur Speise, ebenso zum Räuchern und Färben benötigt wurden.

Warengruppen

Demnach umfassen sie alle Drogeriewaren, namentlich

  • 1) alle Apothekerwaren, oder solche Materialien, welche die Apotheker zur Verfertigung der Arzeneien gebrauchen;
  • 2) alles Räucherwerk, oder solche stark riechende Materialien, die zum Räuchern dienen;
  • 3) alles Farbzeug, oder solche Materialien, deren sich die Färber zu ihrer Arbeit bedienen; und
  • 4) alles Gewürz, oder solche Materialien, die um eines guten Geschmacks und Geruchs willen an die Speisen getan werden, ungeachtet sie auch zuweilen zum arzeneilichen Gebrauche und zum Räuchern angewendet weden können.

Insbesonder versteht man unter Material-Waren die Spezereien oder Spezereiwaren der Spezereihändler, besonders alle Arten vom Gewürz und andern Materialien, welche in den Apotheken benötigt.

Materialist als Kaufmann

Der Handel "en gros" mit Materialwaren in der ersten Bedeutung, wird als Materialhandel oder Materialhandlung bezeichnet, und von einem Materialisten ausgeübt.

Materialpalette

In den Verkauf kommen so unterschiedliche

  • 1) Produkte von Tieren, wie Gemsenkugeln, Bibergeil, Hirschhorn, Zibeth, Dachsschmalz; etc.
  • 2) Gewürz, wie Safran, Zimt, etc.
  • 3) Farben, wie Gold in Muscheln, Zinnober etc.
  • 4) eingemachte Sachen, wie Calmus, etc.
  • 5) Rinden und Schalen der Bäume und Früchte, als Pommeranzenschalen, China, etc.
  • 6) Blumen, als Roßmarin= und Granatenblüten, etc.
  • 7) Blätter, als Senesblätter, etc.
  • 8) Früchte, als Feigen, Datteln, Feigen, Rosinen, Corinthen, Pflaumen, Mandeln, etc.
  • 9) Gummi und Harze, als Ambra, Aloe, Myrrhen, Weihrauch, etc.
  • 10) Kräuter und Blätter, als Tee, Wermuth etc.
  • 11) Edelsteine, als Amethyst, Carneol, etc.
  • 13) Hölzer, als Franzosenholz, etc.
  • 14) aus der See kommende Sachen, wie Corallen, Perlen, etc.
  • 15) Metall und Mineralien, wie gebranntes Kupfer, Quecksilber, Alaun, etc.
  • 16) destillirte Oele, wie Aniesöl, Rosmariennöl, etc.
  • 17) gemeine Oele, als Mandelöl, Nussöl, etc.
  • 18) Geister oder Spiritus, wie Scheidewasser, etc.
  • 19) Wurzeln, wie Angelike, etc.
  • 20) Salz, wie Salpeter, Weinsteinsalz, etc.
  • 21) Samen, wie Leinsamen, Melonenkerne, etc.
    • Der damals zeitlich aktuelle Preis vieler Materialwaren ist wohl am besten aus den noch vorhandenen Hamburger, Nürnberger und Amsterdammer Preiszetteln zu ersehen.

Im Einzelhandel in der Neuzeit

  • Klein-Lebensmittelhändler, Krämer
  • Detailhändler, Spezereihändler, welcher mit Materialwaren oder Spezereien handelt, auch s. v. w. Droguist [2]

Quelle(n)
  1. Stratmann, Bodo: Rezepturhandschrift eines westfälischen Spezereiwarenhändlers
  2. Materialist in Meyers Konversationslexikon, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892 bei retrobibliothek