Ein „Abzugsgeld“-Prozeß in Jena vom Jahre 1686

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Ein „Abzugsgeld“-Prozeß in Jena vom Jahre 1686

von Dr. H. KOCH, Jena
aus: Familiengeschichtliche Blätter, 30. Jahrgang, 1932, Heft 10/11, Sp. 325-328:


Im Jahre 1686 verzog der jenaische Apotheker Christian ZELCKE nach Weimar und nahm natürlich Hab und Gut dorthin mit. Schon aber saß die Stadtsteuerbehörde ihm an den Fersen: er müsse von dem, was er aus Jena fortgebracht habe, an die Stadt 5 % bezahlen als „Abzugsgeld“. Selbstverständlich wei- gerte sich dessen ZELCKE: die Forderung der Stadt sei völlig ungerechtfertigt, durch nichts begründet, und dazu sei er „civis academicus“ und als solcher von allen Zahlungen an die Stadt befreit. Um seiner Weigerung Nachdruck zu verleihen, machte er die Universitätsbehörden mobil, die nun ihrerseits die wohlerworbenen Rechte ihres „Universitätsverwandten“ in langen schwülstigen Nachweisungen tatkräftig unterstützte. Die Stadt hinwieder sah sich gezwungen, den Nachweis zu erbringen, daß sie seit undenklichen Jahren dieses Abzugsgeld nicht nur gefordert, sondern auch stets erhalten habe, und zwar nicht nur, wenn ein Bürger die Stadt verlassen habe, sondern z. B. auch, wenn die Tochter eines Bürgers nach auswärts geheiratet und ihre Mitgift aus der Stadt gezogen habe. Und um diesem Nachweis Nachdruck zu verleihen, verfaßte sie einen ausführlichen Auszug aus den Stadtrechnungen, um alle Fälle aufzuführen, in denen dies vorgefallen sei. Diese Aufzählung hat nun ein besonders großes familiengeschichtliches Interesse: die Stadtverwaltung griff auf das Jahr 1566 [1666, Druckfehler, siehe Ergänzungen] zurück, und wir erfahren aus diesen Beispielen, welche Bürgerstöchter sich nach auswärts verheiratet haben. Da unsre Kirchenbücher aus diesen Jahrzehnten verloren sind, stellen diese Angaben eine höchstbeachtliche Ergänzung zu den Kirchenbüchern dar, und gar manche Verwandtschaft, die wir nicht ermitteln konnten, wird aus diesen Aufzählungen klar. Dann aber handelt es sich um Namen, deren Träger hier geboren und sich anderswo dann niedergelassen haben, dort vielleicht Nachkommen hinterlassen haben, ohne daß man wußte, daß sie aus Jena stammten. Da hierbei nicht etwa nur Jenas unmittelbare Umgebung in Betracht kommt, sondern viele dieser Leute weithin gezogen sind, kann dieses Material sicherlich manche Forschungshilfe gewähren. Im folgenden wird in alphabetischer Reihenfolge eine Liste der Familiennamen gegeben und dabei, soweit nicht Jena zu ergänzen ist, auch der neue Aufenthaltsort sowie Beruf usw. angegeben.


  • ALTWEIN Christian, Magister;
  • AMMANN Johann, Magister, schwarzbg. Kanzler in Rudolstadt;