Fahrt der Schule Platjenwerbe 1937

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Auf Froher Fahrt


Schülerberichte zu Planung und Verlauf dieser – für Platjenwerber Verhältnisse in der Zeit – außergewöhnlichen Unternehmung.



Die einwöchige Fahrt wurde von den Lehrern Hermann Koch und Friedrich von Ahn, begleitet von Frau Margarete Koch, durchgeführt.


Entsprechend einer Aufnahme vor dem Hermannsdenkmal nahmen 23 Schüler an der Reise teil. Die Namen konnten mit Hilfe von Frau Lisa Niebank, geborene Seebeck, und Frau Ilse Baer, geborene Wehrs, ermittelt werden.

1937

Die Schüler:
01 Diedrich Kropp - 02 Hermine Murken - 03 Gerhard Jachens - 04 Heinrich Murken - 05 Heinz Behrens - 06 Günter Buschhorn - 07 Friedel Göthel - 08 Rudolf Flathmann - 09 Herbert Flathmann - 10 Heiner Bartscher - 11 Dita Thielbar - 12 Käthe Hashagen - 13 Wilma Bärwald - 14 Agnes Hashagen - 15 Frieda Tietje - 16 Annegret Warms - 17 Bernhard Dodt - 18 Christian Keppler - 19 Heinrich Siemer - 20 Martin Hashagen - 21 Hildegard Jachens - 22 Marga Lemke - 23 Ilse Wehrs
Begleitpersonen:
24 Zweiter Lehrer Friedrich von Ahn - 25 Frau Margarete Koch - 26 Erster Lehrer Hermann Koch


Die Mappe mit den Äufsätzen in akkurat ausgeführter "Deutscher Schreibschrift" - 1935 an deutschen Schulen als Normalschrift eingeführt - erhielten wir im August 2009 aus dem Nachlaß von Hermann Koch zur Verfügung. Um dieses Dokument aus dem früheren Platjenwerber Schulleben auch der heutigen Jugend inhaltlich darstellen zu können, wurden die Texte in die heutige Schriftform übertragen. Die Bilder in der Transkription werden beim Anklicken in einer höheren Auflösung gezeigt.

Bereits 1941 ersetzte die "Deutsche Normalschrift", eine lateinische Schrift, die auf der Grundlage der deutschen Süterlin-Schrift entstandene, bis dahin gültige Schreibschrift.


Reiseverlauf - Skizze von Ilse Wehrs

Beiträge sind unterzeichnet von folgenden Schülern:

Ilse Wehrs
Hermine Murken
Heinrich Siemer
Herbert Flathmann
Dita Thielbar
Elfriede Hashagen
Dietrich Kropp
Christian Keppler
Bernhard Dodt
Günther Buschhorn
Annegret Warms









Transkription und Bearbeitung: Uta Bothe und Peter Branscheid - Im September 2009


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Platjenwerbe, im Juni 1937.


Wir schmieden einen Reiseplan.


Heute morgen ging es bei uns in der Schule recht lebhaft zu; denn wir schmiedeten Pläne für die kommenden Sommerferien.

Sonst hatte die Schule am Anfang dieser Ferien immer einen lustigen Tag veranstaltet, wo Eltern und Kinder immer einige fröhliche Stunden zusammen verlebt hatten. Das war auch stets sehr interessant gewesen und hatte uns viel Spaß gemacht.

Heute morgen nun teilte Herr Koch uns mit, er habe vor, wieder wie im vergangenen Jahre für uns einen lustigen Tag zu veranstalten. Wir Kinder aber hatten uns schon im Geheimen etwas Besseres ausgedacht und fielen Herrn Koch ins Wort.

Als er noch gar nicht recht wußte, was dieser Ansturm sollte, baten wir Herrn Koch, er möchte doch einmal mit uns eine Fahrt machen. Gleich für 8 – 14 Tage. Herr Koch überlegte. Nach seinem nachdenklichen Gesicht zu rechnen schien er mit unserem Plan zufrieden zu sein.

Nach einigem Hin und Her nahm Herr Koch unseren Vorschlag an. Wir freuten uns natürlich wie die Heiden. Es gab ein lautes Hallo bei uns in der Klasse. Uns hat’s nur gewundert, daß Herr von Ahn, der in der zweiten Klasse unterrichtete, nicht hereinkam und nach dem Grund dieses Lautseins


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fragte. Aber da dieses nicht geschah, können wir wohl annehmen, daß der laute Krach bei uns der zweiten Klasse wohl nichts geschadet hat.

Endlich rief uns Herr Koch durch ein lautes Klopfen auf dem Tisch zu Anstand und Vernunft zurück. „Wo wollt ihr denn hin?“ rief er. Ach – was kam da nicht alles an Tageslicht. – Was hatten wir nicht für Wünsche! – Wo wollten wir nicht überall hin! Wieder wird es bei uns in der Klasse laut. „Nanana – so geht das aber nicht.“ „Solchen Lärm dulde ich nicht.“ „Finger zeigen, wenn man was sagen will.“ „Oder wir machen gar nichts.

“ Nun recken sich hübsch die Finger in die Höhe und es wird vorgeschlagen: „Eine Dampferfahrt nach Helgoland.“ „Olle Quatschliese – willst wohl seekrank werden,“ tönt eine wichtige Jungenstimme aus der Ecke. „Lothar, du wolltest doch was sagen.“ „Weißt du was besseres?“ Lothar, das scheinbar unschuldigste Lamm auf Gottes weiter Erde, steht auf. „Nach dem Rhein müßten wür mal runterfahrn.“ „Ja“, meint Herr Koch „das ist ja eine sehr schöne Fahrt. „Aber das Geld will nicht immer reichen.“ „Ich weiß, eure Eltern geben es euch gern.“ „Manchen aber fällt das sehr schwer.“ „Aber zur Weser könnten wir mal“, meint Lisa. „Ja, das wäre ja schon so etwas.“ „Nein“, ruft eine Stimme dazwischen, „den Harz müßten wir abklappern.“

Herr Koch klatscht in die Hände. „Nun Schluß.“ „Weiterrechnen.“ „Erst müssen einmal ein paar wichtige Schritte getan werden. Dann erst kann


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kann es losgehen. Wir rechnen. Nach einiger Zeit sagt Herr Koch: „Heini, häng doch mal die Karte von der Prov. Hannover auf.“ Heini hängt die Karte von Hannover auf. Herr Koch setzt sich vor die Karte und mißt mit einem Lineal herum und rechnet. Ein paar Neugierige stehen schon wieder mit gespannter Miene bei ihm. Bald kommen mehr herzu.

Herr Koch meint, daß wir eine schöne Fahrt zum Harz machen könnten. „Aber überlegt auch, was es heißt, am Tage 30 Klm. Marschieren.“ „Das geht –; das werden wir schaffen,“ so schreien wieder einige Vorlaute durcheinander.„Nein das geht nicht.“ „So viel trau ich euch allen nicht zu,“ sagt Herr Koch. „Wenigstens den Kleinen nicht. Da könnten nur das 5 – 6 – 7 und 8. Schuljahr mitmachen. „O-“. Das paßt den Kleinen gar nicht. „Nanana, nun seid aber ruhig“, sagt Herr Koch. „Wenn ich mit euch fahre, fahren wir nach Italien. Schallendes Gelächter ertönt. Wenn Herr Koch uns mit Schularbeiten auch manchmal total zwirbelt, so ist er auf der anderen Seite aber auch sehr spaßig und läßt sich manchen Scherz gefallen. Bald ist es 12 Uhr, und wir gehen mit frohem, leichtem Sinn nach Hause.

Am anderen Morgen kommt das Gespräch gleich wieder auf die Fahrt. Herr Koch hat sich mit dieser Geschichte eingehend beschäftigt. Jetzt ist er zu einem festen Entschluß gekommen und teilt uns mit, daß wir nach Detmold fahren. Erst bedauern wir es sehr. Doch Herr Koch macht uns die Gründe klar, und wir beraten nun, durch welche Gegenden wir fahren müssen, um das Schönste zu sehen.

Nachdem wir uns über manches klar geworden sind, schreibt Herr
Koch gleich an einige Jugendherbergen in Hameln, Detmold, Vlotho,
Meißen und Hausberge. Die ganze Fahrt von hier nach Det-

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mold kommt 15 M. Einige sind unter uns, die nicht auf einmal so viel Geld haben. Aber auch sie sollen diese Fahrt mit erleben. Keiner soll zu Hause bleiben und den anderen sehnsüchtig nachschauen, wenn sie reisen können.Herr Koch wird dafür sorgen, daß das Geld hervorgezaubert wird und wir werden später sehen, daß alle die, die gesund bleiben, mitfahren. Da helfen alle mit, die es eben können.

Nach etwa 8 Tagen haben wir von den Jugendherbergen Nachricht. In Hausberge ist alles besetzt. Dafür können wir aber in Meißen bei Minden bleiben, und später in Vlotho und Detmold. Hameln schickt keine Nachricht. Wir warten noch einige Zeit. Als aber nichts kommt, werden die Vorbereitungen getroffen. Die Jüngeren, die eine Tour noch nicht mitgemacht haben, sind etwas unbeholfen bei den Vorbereitungen. Aber denen wird bald geholfen.

Eines Morgens teilt Herr Koch uns mit: Am Mittwoch den 7. Juli kann es losgehen. Morgens um 6 Uhr 41 Min. fährt unser Zug von Lesum ab. Ein Jubelsturm der Freude bricht auf, der nicht enden will.


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Platjenwerbe den 7. Juli 1937.


Wer recht in Freuden wandern will …….


Nach allerhand Vorbereitungen und großer Vorfreude naht der Morgen des 7. Juli heran. Es ist morgens ½ 6 Uhr. Auf dem Schulhof herrscht reges Leben und Treiben und eine Freude und ein Jubel wie sonst nie. Einige Frühaufsteher sind nämlich schon schwerbepackt angekommen. Nach und nach finden sich auch die übrigen ein.

Als alles versammelt ist, werden noch die Erbs- und Kochwürste in den Brotbeuteln verstaut, denn wir müssen uns den ersten Tag selbstversorgen. Nach einiger Zeit marschierten wir im festen Marschschritt durch das Dorf dem Lesumer Bahnhof zu. Dort angekommen, löst Herr Koch für uns einen Schein. Dann kommt der Zug. Wir steigen schnell ein und schon verläßt der Zug die Haltestelle Lesum.

In Bremen mußten wir umsteigen. Nach 20 Min. Aufenthalt fährt der Zug weiter. Wir fahren über Verden – Nienburg – Minden – Hausberge nach Porta.

Während der Fahrt sehen wir aus dem Abteilfenster. Bald waren die ersten Berge in Sicht. Wie Wolken sahen sie aus. Nach einiger Zeit sahen wir die Wittekindsburg mit dem Kaiserwilhelmsdenk-


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mal. Später entdeckten wir auch den Jakobsberg mit der Bismarksäule. So kommen wir unserem Ziel immer näher.

Als wir in Porta aussteigen, macht Herr von Ahn auf dem Bahnhof eine Aufnahme. Dann marschierten wir los.

Unser Ziel war Meißen. Doch wollten wir vorher noch das Kaiserwilhelmdenkmal und die Bismarkssäule besichtigen.

Da mußten wir über die Hängebrücke. Am Ende der Brücke stand ein Zollhaus. Dort mußten wir 3 Pf. Brückenzoll zahlen. Dann erst durften wir hinüber gehen.

Als wir schon ein Stück Wegs gegangen waren, sahen wir vor einem Hause ein Schild. Darauf stand: Hier werden Fahrräder und Gepäck aufbewahrt.

Da einige schon sehr mit ihrem Kram zu schleppen hatten, luden wir hier in einem Schuppen unser Gepäck ab. Dann hingen wir uns Brotbeutel und Feldfla-


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sche um und fort gings. Was uns sehr interessierte, war eine Freilichtbühne. An einer Anschlagssäule lasen wir dann, daß heute nachmittag ein Ritterspiel gegeben wurde. „Das Kätchen von Heilbronn“ hieß es. Wir fragten Herrn Koch, ob wir nicht dieser Vorstellung beiwohnen könnten, und er versprach uns, wenn wir früh genug wieder da wären, mit uns die Vorstellung zu besuchen.

Jetzt ging es zum Kaiserwilhelmsdenkmal. Immer im Zickzack geht der Weg steil hinauf. Anfang ging es ganz gut. Als wir aber eine Std. gegangen waren, wurde es doch schon etwas schwieriger. Bald mußten wir am Ziel sein. Wir hatten schon ein gutes Stück hinter uns, da sahen wir die Spitze des Denkmals. Noch gut 10 Min. und wir kommen auf eine wunderschöne – breite – ebene Straße. Bald hatten wir das Denkmal erreicht. So groß wie wir es jetzt vor uns sahen, haben es sich manche wohl nicht vorgestellt. Staunend betrachteten wir das große Werk, das von Menschenhänden erbaut worden war. Wir gingen die Terrasse hinauf.

Von oben herab hatte man eine schöne Aussicht auf die Stadt. Da sah man die Häuser mit ihren Gärten, die wie Streichholzschachteln aussahen. Als wir eine ganze Zeit oben gewesen waren und uns sattgesehen hatten an der schönen Aussicht die sich uns bot stiegen wir hinunter auf den Vorplatz, wo schöne Bänke standen. 104 Stufen zählte ich, als wir unten waren.Wir verteilen uns auf einige Bänke und essen unser Brot. Noch einmal betrachten wir das schöne Denkmal. Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht hatten, verließen wir den Platz. Wenn wir vorhin immer bergauf gingen, mußten wir jetzt natürlich bergabgehen. Das ging aber lange nicht so gut, denn die Wege sind sehr steil. Da muß man immer im Trab laufen, was sehr ermüdet. Doch wie so


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manches auf der Welt, nahm dies ungewöhnliche Wandern auch einmal sein Ende. Als wir wieder bei der Freilichtbühne ankamen, ruhten wir uns dort aus. Herr von Ahn wollte noch zur Bismarkssäule hinauf. Wir waren schon alle sehr müde. Aber doch waren einige dabei, die noch Lust hatten, mit ihm zu gehen. Wir holten unser Gepäck ab und gingen zurück zur Freilichtbühne. Dort hielten die, die nicht mehr mitgingen, die Plätze frei und verwahrten das Gepäck derer, die noch wieder fortgingen.

Dann ging es los. Es gab keinen anderen Weg zur Bismarkssäule als den über die Hängebrücke. Da mußten wir also wieder 3 Pf. Zoll zahlen. Wir bekamen schon wieder Angst vor dem Steigen. Aber es war gar nicht so schlimm. Es ging viel flotter vorwärts als wie auf dem Wittekindsberg. Wenn man nun also denkt, daß es auf dem Jakobsberg genau so aussieht, als auf dem Wittekindsberg, so irrt man sich. Während man auf dem Wittekindsberg nichts als Wald und schmale Sandpfade sah, so war das hier doch noch etwas anders. Hier entdeckte einer von uns einen Telegraphenpfahl und dann sahen wir auch die Drähte. Das ist ja komisch. Da müssen hier oben auf dem Berg ja Menschen wohnen. Und richtig. Als wir ein gutes Stück gegangen waren, schimmerte zwischen den Bäumen ein rotes Dach hervor. Es war gar nicht mal ein sehr kleines Haus. Als wir dann weiterkamen, trafen wir noch mehr Häuser an. Ganz oben war sogar eine Gastwirtschaft.

Die Jungen waren schon ein gutes Stück voraus. Plötzlich blieben sie stehen. Als wir näherkamen, stand seitwärts ein kleiner Schuppen. Wir lugten neugierig durch einen Spalt. Da sahen wir 3. Adler, die am Fuße an einer Kette gebunden waren. Das war natürlich


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etwas für unsere Jungen. Doch Herr von Ahn mahnte zum Weitergehen. Da kamen wir auch schon bei der Säule an. Wir besichtigten uns dieselbe und fanden, daß das Kaiserwilhelmsdenkmal doch schöner war. Von hier oben aus hatte man einen schönen Blick auf den Luftkurort Hausberge. Nach einiger Zeit gingen wir in der entgegengesetzten Richtung, aus der wir gekommen, den Berg hinunter. Allmählich war es an zu regnen gefangen. Als wir wieder auf der Hängebrücke waren, fing es in Strömen an zu gießen. Das war für uns natürlich nicht schön.

Bei der Freilichtbühne angekommen, hatten sich die zurückgebliebenen Schüler unter die vorstehenden Dächer der Zinkebuden, die dort standen, geflüchtet. Herr Koch beschloß, weiter zu ziehen, denn bei einer Freilichtbühne hat man ja kein schützendes Dach überm Kopf. Wer weiß, wann dieser Regen hätte aufgehört. Dafür können wir jetzt auch weitergeh’n, daß wir unsere Jugendherberge erreichen. So mußten wir die Vorführung, auf die wir uns so gefreut hatten, fahren lassen.

So machten wir uns denn auf den Weg, der uns wieder über die Hängebrücke führte und unsere Geldbörse um 3. Pf. leichter machte. Wir waren aber kaum einige Schritte von der Brücke entfernt, da hörte es auf zu regnen. Das schönste Wetter brach durch. So ist es immer, wenn man sich etwas vornimmt.

Unsere Jugendherberge war leicht zu finden. Wenn wir vor einer Kreuzung standen, zeigte uns meistens ein Wegweiser den Weg. War ein solcher mal nicht vorhanden, so zeigten ihn uns nette Leute. In einem Kolonialwarengeschäft


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Kauften ein paar große Mädchen das nötige Brot für den Abend ein, denn wir mußten uns den ersten Tag selbst versorgen. Dann ging es weiter.


7. Juli 1937.
Unser erster Tag in der Jugendherberge!


Zwischen den Bäumen sahen wir eine Fahne der D. J. H. aufflackern.


Das war unser Ziel. Das müßte unsere Jugendherberge sein. Die letzte Kraft wurde zusammengenommen, und schon nach wenigen Min. standen wir vor der Herberge, die uns das Bild links zeigt.


Die Treppe führte zum Schlafraum der Mädchen. Die Tür links von der Treppe führt zum Tagesraum und zur Küche. Das Fenster da neben ist das Tagesraumfenster.


Wie wir sehen ist die Jugendherberge nicht sehr groß, aber für uns war sie ganz gemütlich, da wir unser Reich hier ganz für uns hatten. Die Herbergseltern wiesen uns zurecht.


Nachdem wir unser Gepäck im Schlafraum niedergelegt hatten und der Reisestaub fortgewaschen war, gingen die Jungen in ihr Holzhäuschen, worin sie schliefen und die Mädchen mit Frau Koch in die Küche. Dort wurde


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schnell ein Feuer angezündet. Die Erbstwürste wurden vom Papier befreit und in den Topf getan. Später wurden auch die Kochwürste gekocht.

Während nun eine auf den Topf paßte, liefen die übrigen schnell hin und holten ihre Teller und Bestecke. Bald war alles im Tagesraum versammelt. Von da aus gehts mit den Tellern in der Hand zur Küche. Dort steht Herr von Ahn mit einem großen Löffel in der Hand vor dem Kochtopf. Jeder bekommt einen ordentlichen Löffel voll auf den Teller.

Dann gehts mit den gefüllten Tellern in den Tagesraum. Wir stehen auf und Herr von Ahn ruft: „Ein jeder esse was er kann.“ Darauf antworten alle: „Ran“.

Da sind wir aber auch mal ordentlich rangegangen, denn bald verriet ein lautes Löffelgeklapper unseren guten Appetiet. Der große Kochtopf, vor dem wir vorhin schon ein bißchen Angst hatten, wurde wirklich leer.

Nach dem Essen war für uns Mädchen genug Arbeit da. Geschirr mußte abgewaschen und getrocknet werden.

Als alle Arbeit getan war, gingen wir in den Tagesraum, wo uns der Jugendherbergsvater den Plan für die Umbauung der Herberge zeigte.

Plötzlich hörten wir viele Stimmen. Wir sahen aus dem Fenster. Noch eine Schule war angekommen.


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Aber hier ist doch alles besetzt. Was wollen die hier denn? Das muß wohl ein Irrtum sein. Der Herbergsvater kommt herzu und sagt ihnen, daß er sie nicht aufnehmen kann. So müssen denn die müden Wanderer weiterziehen. Das war für uns Glück im Unglück. Hätten wir uns die Vorführung bei der Freilichtbühne angesehen, so wären wir später gekommen und hätten die Jugendherberge nicht einnehmen können. Aber nun ist es umgekehrt gekommen. Wir gehen beruhigt in den Schlafraum, während die Lehrer noch im Tagesraum sitzen und den nächsten Tag besprechen.<br<

Na – meint ihr, wir wären gleich eingeschlafen? Nein – schwer geirrt meine Herren. Krach haben wir gemacht. Und wie! Da kam erst Leben in die Bude. Zuvor hatten sich schon einige ihre Trainingsanzüge angezogen und waren in ihren Schlafsack gekrochen. Das dauerte aber nicht lange, da wurden sie wieder herausgezerrt. Wenn man das nicht fertig brachte, nun – so zog man ihnen die Wolldecke weg. Geärgert wurden diese faulen Dinger immer. Eine mußte auch immer dabei sein, die die anderen in Angst brachte, durch das plötzliche Rufen: „Still – Herr Koch kommt!“ Es wurde natürlich gleich still.

Schließlich kam und kam der Betreffende aber nicht und es stellte sich heraus, daß wir belogen worden waren. Der aber, der diesen Kram aufgebracht hatte, mußte sich wohl hüten; denn bald kriegte er hier einen geklebt und bald sauste ihm dort eine Wolldecke an den Kopf. So entstand hier so richtig eine Balgerei. Eine Kissenschlacht war es. Bald mußten wir unsere Decken zusammenholen, denn eine hatte 4 - 5


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Decken und die andere hatte überhaupt keine mehr. Bald ist alles wieder einigermaßen hergestellt. Ich holte meine Mundharmonika aus dem Brotbeutel, legte mich aufs Bett und fing an, ein heiteres Lied zu spielen. Natürlich stimmten gleich alle mit ein.

Schließlich wurde das aber doch zu langweilig. Was die Jungen wohl machten? Ob sie wohl schon schliefen? Ich stand auf und lief an die Tür. Bald hörte ich, daß auch dort frohes, lautes Leben herrschte. Ich machte die Tür auf. O, da war es ja noch lauter als bei uns. Immer huschte hier und da einer am Fenster vorüber. Schade, daß dasselbe nicht etwas größer war, dann hätte man doch etwas mehr sehen können.

Vielleicht dachten sie, wir schliefen schon. Puh – das wäre ja ärgerlich. Die sollten doch nicht wissen, daß uns der Marsch, den wir heute morgen gemacht hatten, schon so ermüdete. Sicher spotteten sie morgen darüber. Das mußte aber auf alle Fälle verhindert werden. Darum rief ich, die Aufmerksamkeit der Jungen auf mich ziehend: „Jungen – Jungen!“ Erst hörte mich niemand. Doch als ich dann noch einmal rief, wurden ein paar Köpfe am Fenster sichtbar. Ich fragte: „Schlaft ihr denn schon?“ „Wir? – I wo“, kam die Antwort. „Schlaf ihr denn schon?“ „Nein“, rief ich. „Hört ihr unseren Lärm denn nicht?“ „Nein“, kam es zurück. „Schade“, rief ich und knallte die Tür hinter mir zu.

Ein paar Mädchen hatten schon wieder etwas zu beraten. Wie können wir Herrn Koch wohl mal eins auswischen? „Pingel unters Bett binden“, rief ich. „Au das wär was“. „Habt ihr denn ‚ne Pingel?“, rief ich. „Nein.“ „Na – da hat’s ja keinen Zweck“. – „Ich weiß was.“ „Ich krabbel unter Herrn Kochs Bett,“


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ruft da die naseweise Agnes „und spiel das Gespenst.“ „Au fein; das wird ein guter Spaß“. Schon flitzt Agnes unter Herrn Kochs Bett.

Inzwischen habe ich mich auf das Fensterbrett gesetzt und schaue auf die Stadt. Plötzlich sehe ich auf dem Wittekindsberg ein auffallend großes Licht, das sich nach allen Seiten dreht. „O – ein Schweinwerfer“, rufe ich. Im Nu kommen alle auf mich zu. Auch Agnes, die ja unbedingt alles sehen muß, krabbelt schnell unterm Bett hervor. So schauen wir eine ganze zeitlang zum Berg hinüber. Die kleine Elfriede, die wohl nichts hat sehen können, geht an die Tür. Plötzlich ruft sie: „Die Lehrer kommen“, und stürzt ins Bett.

Wir stürmen natürlich auch wie die Wilden auf unsere Bette zu. „Agnes, Agnes schnell!“ Agnes liegt schon in den Federn. „Um Himmelswillen – Agnes“. „Kind.“ „Schnell doch.“ Agnes sieht sich verstört um. „Mensch was denn?“ „Was ist denn los?“ „Du wolltest doch Herrn Koch ..................“ Agnes kriegt nen Schreck. „O – Mensch“, entfährt es ihr. Schon will sie aus dem Bett springen. Doch im selben Augenblick geht die Tür auf und die Lehrer treten ein. Wir tun, als ob wir schlafen. Geärgert haben wir uns aber doch.

Natürlich glaubt Herr Koch ja nicht, daß wir schlafen. Als die Lehrer in den Federn liegen, macht Hermine das Licht aus. Ach - das ist ja furchtbar, daß gerade unter mir; aber auch gerade ausgerechnet unter mir Frau Koch schläft. – Eigentlich ist es aber doch wieder ganz gut. Da wird man nicht so leicht beobachtet. Es ist ganz still. Aber an Schlaf ist noch nicht zu denken, trotzdem es schon 11 Uhr ist.

Wenn man nur mal seinem Ärger Luft machen


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könnte. Daß Agnes ihr Stück verpaßt hatte, wollte mir garnicht passen. Die Jungen hatten es gut. Die schliefen in ihrem Häuschen für sich und hatten keine Aufpasser. Sie waren wirklich zu beneiden. Sicher machten sie noch lauter dummes Zeug.

Vielleicht war es mir irgend möglich, einmal an die Tür zu gehen. Abwarten! Schlafen sollten diese Herren Lehrer noch nicht. Ich machte z – z – z .. - Frau Koch klopfte unter mein Bett, daß ich still sein solle. „Was kümmerts mich“ dachte ich und machte unbeirrt weiter. Wenn die anderen nun nach meiner Pfeife tanzten; dann nur zu. Aus der Ecke kam die Antwort „z.“ Wieder machte ich „z“, und wieder antworteten ein paar Stimmen. Zum zweiten Male klopfte Frau Koch. Nur immer zu, dachte ich und rief: „Froschkonzert!“ Elfriede, der das Lachen immer lose auf der Zunge lag, wollte vor Lachen platzen und zog den Kopf unter die Decke, damit sie niemand hören sollte. Neben mir wurde auch ein Kichern hörbar. Da mußte auch ich mir den Mund zuhalten, damit ich nicht laut an zu lachen fing.

Endlich hatten wir uns erholt, da sah ich gerade den 12Uhr Zug vorüberfahren, und da ich nichts anderes wußte, rief ich übermütig: „Da fährt ’n Tutzug!“ Natürlich fingen wieder einige an zu kichern.

Ich war wohl die letzte, die einschlief; aber auch die erste, die am anderen Morgen wieder aufwachte. Als die anderen noch alle im festen Schlaf lagen, stand ich auf und sah nach der Uhr. Es war 10 Min. vor 5 Uhr. Ich schlich mich wieder leise in mein Bett. Mal sehen,


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wann die anderen aufwachten. Nichts regte sich. Nach etwa 1 Std. wachten Marga und Frieda. Wir gaben uns immer Zeichen. Schließlich wachte auch Elfriede und Agnes. Jetzt fingen wir an, mit einer Garnrolle zu fangen.

Plötzlich rührte sich etwas bei der Tür. Das war Herr von Ahn. Er ging im Trainingsanzug nach unten. Agnes und Frieda folgten ihm.

Nach kurzer Zeit kommen sie wieder herauf. Agnes trat an mein Bett. „Komm raus, wir wollen einen Morgenlauf machen!“ „Au fein“, rief ich und sprang aus dem Bett. Auch Marga war schon so weit. Husch die Treppe hinunter.

Unten warteten die Jungen auf uns. Nach einigen Min. geht’s los. Niemand begegnet uns. Es ist ja auch noch früh. Wir kommen auf eine Landstraße. Nach etwa 5 Min. biegen wir in einen kleinen, schmalen Weg ein. Hinter uns wird ein lautes Brummen hörbar. Wir bleiben stehen. Militärfahrzeuge fahren vorbei. Wir laufen weiter. Bald haben wir unsere Jungendherberge wieder erreicht. Wir gehen in den Schlafraum hinauf. O, Wunder – die Stubenhocker sind ja auch schon zu Beine gekommen. Wir ziehen die Trainingsanzüge aus und holen unsere Toilettensachen hervor. Dann gehts im Turnanzug nach unten. Schnell werden die Waschschüsseln mit frischem Wasser gefüllt. Wir wollen uns einmal ordentlich abschruppen. Danach werden die Zähne geputzt. Dann geht es wieder in den Schlafraum wo man sich glatt frisiert und ordentlich anzieht.

Bald sind wir fertig – packen Auflage und Besteck aus und gehen in den Tagesraum. Dort empfängt uns ein angenehmer


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Kaffeeduft, der einigen dickbauchigen Kaffeekannen entströmt. Bald sitzt alles gemütlich zum Frühstück beisammen. Heute wollen wir die Jugendberge verlassen.

Wir wollen weiterziehen nach Vlotho. Jeder streicht sich daher für den kommenden Marsch 4 – 6 Schnitten Brot auf. Nach dem Frühstück wird der Schlafraum in Ordnung gebracht und der Tornister gepackt. Um 11 Uhr ist alles schwerbepackt vor der Jungendherberge angetreten.

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Wir wollen uns noch eine schöne Erinnerung von der Meißener Jugendherberge mitnehmen, indem uns der Jugendherbergsvater photographiert.



Dann gehts, ein frisches Lied auf den Lippen, den Berg hinab, einem neuen Ziel entgegen. Noch einmal winken wir Abschied nehmend der Jugendherberge zu. Vielleicht sehen wir sie später einmal wieder und verleben noch einmal so frühliche Stunden in ihrem behaglich und gemütlichen Zimmerchen, wie wir sie gestern und heute erlebt hatten.

Ilse Wehrs
14 Jahre alt


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Us’ Reise nan Wesertal.


Siet langem wer da all bespraken,
gemeinsam ene Reis’ to maken.
Doch Gottes Welt is jo so schön;
wo steiht denn use Sinn woll hen?
Dat Reisen kost bekanntlich Geld.
Doch dat is dat wennigste up disse Welt.
Use Herr Koch de segt wohlweißlich:
„Liebe Kinder nun spart auch alle recht fleißig.
Die Fahrt ins Wesertal kost’ dreizehn Mark u. dreißig.“
So kem de Reisedag heran.
Recht vullbepackt wer jeder Mann.
Jo, Mudder haw us got bedacht,
doch Vadder hett dorüber lacht.
So stun’n wie nun dor as de Lichter
und makten all vergnögte Reisegesichter.
Denn worden wie noch mol dorüber belehrt,
wat up son Isenbahnfahrt lichte passert.
So ging de Fohrt von Lesum na Bremen,
um in Meißen dat erste Quartier to nehmen.
Son Herbergsleben is doch schön.
Wie hawwe jo al sowat noch nicht sehn.
Doch wie haww us Kröten dat woll gahn,
haw Muddi Koch nicht för us an’n Fürherd stahn.
denn an jede Eck' stun’n all en paar und lungere.
Wat hawn wie doch förn gräsigen Hunger.
Arfken mit Knackwus för jeder Mann
und Herr von Ahn segt: „Jungs haut ran.“
Na Vlotho gungt denn den nächsten Dag.


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Wat heft wi dor binn Fröhstück lacht.
Heinerle kunn den Schinken nicht biten
he wer dor mit de Tähn ant rieten.
Und als he use Lachen seh,
wen he und segt: „Ich hab Leibweh!“
Doch son litjen Kummer is bald wedder verweiht
vör allen wenn man reisen deit
Von Vlotho na Detmold ging’t wedder mit de Bahn
und jeder wull vör Gewalt an’t Finster stahn
Wat wert förn Gesnater twüschen Grode u. Klen
Wat geft unnerwegs ok nicht alls to sehn
Wir segen in de Ferne den Teutoburger Wald.
„Na töh man Herman no die komt wi ok bald.“
Doch Detmold wer us nächste Quartier.
Von dor ut gungen wie däglich int Revier.
Non Hermannsdenkmal und no de Externsten’.
O - wat kulle uns abends de Ben.
Bargub und bargdal bie Lachen un Lieder;
so gung et immer immer wider.
Sogar use Klensten, stets unverdroten,
in Schritt und Tritt as de Sudoten.
Jo, jo so ene Reis’ is doch en körten Sprung,
doch am schönsten ist de Erinnerung!

Ilse Wehrs


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Die Porta Westfalica



Vor vielen, vielen Jahren hatte die Weser einen ganz anderen Lauf. Sie floß südlich vom Wiehengebirge nach Westen und vereinigte sich mit dem Lauf der heutigen Ems.


Das Wesergebirge war damals noch nicht voneinander getrennt. Südlich von dem Gebirge lag ein großer See mit viel Wasser. Dieses Wasser durchsägte das Gebirge allmählich, sodaß der heutige Lauf der Weser entstand. Wo ein harter Felsen in den Weg kam, machte das Wasser eine Biegung.


Auf der östlichen Seite der Weser liegt das Wiehengebirge mit dem Wittekindsberg, der seinen Namen von dem großen Sachsenführer Wittekind hat. Die Bewohner der Provinz Westfalen haben hier Kaiser Wilhelm I. zum Dank für die Einigkeit der deutschen Stämme ein Denkmal gebaut, das 88 Meter hoch ist. 104 Treppenstufen führen auf den Sockel, auf dem sich die Figur erhebt.


Kaiser Wilhelm hebt segnend die Hand über das Sachsenland. Auf der anderen Seite liegt das Wesergebirge mit dem Jakobsberg, auf der die

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Bismarksäule sich erhebt. Sie erinnert uns an den Schmied des 2. Deutschen Reiches.


Nicht weit von der Bismarksäule steht das Schlageterkreuz. Es soll uns immer mahnen an das große Opfer, das dieses für die Freiheit seines Volkes brachte. –


Die Weser hatte zuerst ein breites Flußbett. Nach und nach aber wurde es immer schmäler; denn das Wasser brachte Schlick und Schlamm mit sich und setzte es dort ab. Da durch entstand neues Land. Auf diesem Land ist jetzt die Stadt Porta gebaut.


Über die Weser führt eine Brücke. Dieses ist eine Hängebrücke. Wann man über diese Brücke geht, muß man drei Pfennig bezahlen. Mit diesem Geld wird die Brücke in Ordnung gehalten.


Den Weg durch die Porta Westfalica haben die Römer benutz, als sie das Germanenland bedrohten. Die Römer haben den Namen „Porta Westfalica“ eingeführt.


Wie ist nun das Weserbergland entstanden und aufgebaut. Das kam so. Früher war die Erde eine glühende Kugel. Nach und nach ist sie aber abgekühlt und vieles Land ist dadurch eingefallen. Das höher gelegene Land nannte man das Gebirge. Es ist aus verschiedenen Steinenaufgebaut. Z. B. aus Kalk- Kreide und Sandstein.

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Sandstein wird nach allen Gegenden Deutschlands geschickt. Man verwendet ihn zum Häuserbau, für Mühlsteine und Treppenstufen.


In der nahen Stadt Minden sind viele Häuser davon gebaut. Ja selbst in Bremen und Bremerhafen fand der Stein Verwendung für den Bau des Doms und der Hafenanlagen. Ins Gebirge sind tiefe Aushöhlungen geformt.<br<


Wenn man auf die Berge steigt, hat man von dort eine schöne Aussicht auf die Umgebung.

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Platjenwerbe, den 15.9.1937.


Von Meißen nach Vlotho.


Bei herrlichem Sonnenschein verlassen wir Meißen. Der freundliche Herbergsvater begleitet uns ein Stück Wegs. Nachdem wir eine Strecke die Hauptstraße benutzt haben, biegen wir in einen schmalen Feldweg ein. Hier dehnen sich zu beiden Seiten große Kornfelder aus. Bald nimmt uns der Wald auf. Wir spüren es deutlich, daß es bergauf geht. Einige können nicht so schnell mit und bleiben darum zurück. Noch immer geht der Herbergsvater mit uns.

Wenn wir wandern, beobachten wir auch gleichzeitig die Natur und geben auf alles acht. Nun haben wir einen günstigen Platz zum Rasten gefunden. Wir setzen uns auf einen Baumstamm und essen unser am Morgen aufgestrichenes Brot. Auch warten wir gleichzeitig auf die, die zurückgeblieben sind. Nachdem wir uns noch eine Weile ausgeruht und uns vom Herbergsvater verabschiedet haben, wird die Wanderung zum Bahnhof nach Porta fortgesetzt.

Bald sind wir in Hausberge und erreichen nach einer halbstündigen Wanderung den Bahnhof Porta. Langweilig wird es uns nie, denn der Humor ist unser steter Begleiter. Auch singen wir lustige und fröhliche Wanderlieder. Eine breite Treppe vor dem Bahnhof bietet uns Sitzgelegenheit. Das schwere Gepäck wird abgelegt und das am Morgen gestrichene Brot verzehrt. Danach betreten wir den Bahnhof und warten auf den Zug nach Oeynhausen.

Schon zeigt sich das Dampfroß in der Ferne und in einigen Minuten steht der Zug vor uns. Leider können wir nicht alle in ein Abteil kommen, denn soviel Platz ist nicht vorhanden.

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So werden wir auf verschiedene Abteile verteilt. Bald haben wir Oeynhausen erreicht. Wir besichtigen nun erst einmal die Stadt, die uns viele Sehenswürdigkeiten bietet. Vor den Kurhäusern sehen wir wunderbare Anlagen. An den Wegen und auf dem Rasen stehen viele Bänke und Liegestühle. Die erholungsbedürftigen Menschen, die hier zur Erholung sind, sehen wir überall sitzen.

Auf einmal entdecken wir einen großen Springbrunnen. Es ist nur schade, daß er nicht in Tätigkeit ist. Auf einem großen Rasenplatz sehen wir einen aus Blumen zusammengestellten Adler, der weit hinleuchtet. Dieses sieht sehr hübsch aus. Nun kommen wir zu einem großen Bassin, in dem viele Goldfische schwimmen. Ein großer Karpfen wird sichtbar. Alle Fische schwimmen schnell heran; denn sie denken, sie bekommen Futter.

Nun führen uns die Wege noch weiter und überall sehen wir herrlichen Schmuck. Es duftet hier süß und lieblich von den blühenden Blumen. Wie wir alles besehen haben, gehen wir einen anderen Weg, um wieder nach der Hauptstraße zu gelangen. Alle Wege sind sauber und in bester Ordnung. Als wir dann nach Vlotho weitergehen, kommen wir an einen Gemüseladen. Hier kaufen wir uns Äpfel, Bananen; Kirschen und Birnen. Die Früchte essen wir unterwegs auf. Dann marschieren wir frisch und fröhlich weiter.

Nach einiger Zeit biegen wir von der Hauptstraße ab und kommen auf eine andere Chausse, diese ist sehr lang. Aber immer tröstet uns der Lehrer, daß wir nur noch einige Kilometer von unserem Ziel entfernt sind. Wir singen schöne Wanderlieder, die wir in der Schule gelernt haben. Unser lästiges Gepäck wird immer schwerer. Wir zählen schon immer die Kilometersteine, damit wir wissen, wie weit wir noch wandern müssen. Endlich bietet uns ein Grabenrand einen Lagerplatz. Wir legen uns müde und matt hin und ruhen aus. Am Grabenrand pflücken wir die ersten reifen Brommbeeren und lassen sie uns wohl schmecken.

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Auch vergessen wir nicht, unser Brot zu essen. Hier bleiben wir erst noch eine Viertelstunde. Bevor wir dann den Weg weiter fortsetzen, wurden wir noch auf der Landstraße photographiert.

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Dann geht es frisch gestärkt und munter weiter. An einer Kreuzzung steht ein Wegweiser daran steht: „Nach Vlotho 2 km“. Wir marschieren jetzt noch die letzte Strecke. Da sehen wir eine Schwebebahn in unserer Nähe. Diese Körbe holen Sand und Schlick vom Bagger in der Weser und schaffen es in Eisenbahnwagen. Nachdem wir uns erkundigt haben, wie weit es noch zur Jugendherberge sei, marschieren wir weiter. Die letzten Kräfte werden zusammengenommen, um den Rest der Wanderung zurückzulegen. Nach einer kurzen Zeit sehen wir unser Ziel, die Herberge vor uns. Freudig eilen schon einige voraus, die nicht mehr die Zeit abwarten können. Es sind bereits viele andere B.d.M. Mädel (Bund Deutscher Mädel) da. Die Herberge hat eine sehr günstige Lage. Sie liegt etwas von der Hauptstraße entfernt.

Nun werden wir nach unserer langen Wanderung von den freundlichen
Herbergseltern herzlich empfangen.

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Platjenwerbe, den 5. September 37


In Vlotho!


Nach langen Marsch kommen wir ermüdet in der Jugendherberge zu Vlotho an. Die netten Herbergseltern empfingen uns freundlich, und wiesen uns die Tages- und Schlafräume an.


Wir bekommen schöne, sonnige Zimmer. Hier legten wir das schwere, lästige Gepäck an, und zogen die vom Marschieren staubig gewordenen Wanderschuhe aus. Aus unserm Tornister holten wir das Waschzeug. Dann gingen wir in den Waschraum, um uns vom Reisestaub zu säubern.


In dem Raum sah es sehr bunt aus. Auf den Börten und Fensterbrettern lagen Kämme, Seife und sonst noch viel Toilettensachen. Diese gehörten B.D.M. Mädeln, die für längere Zeit hier in der Jugendherberge verweilten.


Als wir uns frisch gemacht hatten, besahen wir die Herberge von innen und außen. Alles war hier in bester Ordnung. Als wir an der Küche vorbei gingen, roch es verlockend nach schönen Speisen. Nach einer Weile

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rief uns die Herbergsmutter. Schnell liefen wir zu ihr hin. Sie sagte: „Ihr Mädchen könnt schon aufdecken.“ Sie gab uns die Teller und Löffel. Alle Mädchen packten mit zu; denn viele Hände leichte Arbeit. Wie wir nun aufgedeckt hatten, holten wir die vollen Suppenschüsseln. Es gab schöne Linsensuppe. Alle Teller wurden von der schönen Suppe gefüllt. Hei, wie es uns schmeckte! Nachher spielten wir noch ein Stündchen auf dem Sportplatz.

Wie es dunkel wurde, mußten wir zu Bett. Weil unsere Lehrer fort waren, lachten und scherzten wir noch. Wir wollten den Lehrern auch einen Streich spielen. Aber wir wußten noch nicht, wie wir es anfangen sollten. Alle standen und überlegten.

Mit einem Male rief Ilse: „Ich weiß, wie wir es machen!“ Schnell teilte sie es uns mit. „Dort“, sagte sie, und wies dorthin, „stehen Kastanienbäume mit Früchten. Diese wollen wir Herrn Koch und Herrn von Ahn unter die Decke legen.“ Wir liefen dorthin und suchten die Früchte auf. Diese legten wir dann unter die Decke.

Die Zeit wurde uns zu lang, bis die Lehrer wieder kamen. Die Minuten wurden zu Stunden. Wie es dunkel wurde, kehrten sie endlich wieder zurück. Sie zogen ihr Zeug aus und legten sich ruhig nieder.

Aber was war denn das! Lauter kleine runde Kugeln lagen unter ihrer Decke, und die steckten noch dazu. Wie der Blitz fuhren sie von ihrem Lager auf, um einmal nachzusehen, was für Übeltäter in ihrem Bett lagen. Siehe, da kamen die kleinen Kastanien zum Vorschein. So ging es bei den Knaben her.

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Bei uns Mädchen war es anders. Wir waren zuerst ganz still; denn Frau Koch sollte erst schlafen. Wie sie nun schlief, herrschte bei uns die Fröhlichkeit. Man merkte nichts mehr von unserem langen Marsch, sondern war fröhlich und munter. Die gutherzige Marga warf uns mit Bonbons. Wir sprangen und liefen danach. Die sonst so lustige Hildegard lag ganz still auf ihrem Lager. Frau Koch hatte nämlich gesagt, sie solle ganz still liegen, denn vorige Nacht habe sie garnicht geschlafen, weil Ilse sich so viel gewälzt und gedreht hatte. Aber Hildegard hatte noch nicht den Mut verloren, sie lachte und scherzte noch mit uns.

So waren wir noch fröhlich bis spät in die Nacht hinein. Am anderen Morgen waren wir schon wieder früh auf den Beinen. Wir machten uns wieder reisefertig; denn wir wollten vor der Abreise nach Detmold noch einmal Vlotho besichtigen. Als wir in den Tagesraum kamen, war schon für uns aufgedeckt. Mit großen Bissen verschlangen wir das Brot.

Nach dem Essen schrieb die Schülerin Ilse Wehrs in das Gästebuch einen Spruch, der etwa folgenden Wortlaut hatte:


„Täler und Höhe haben wir hier gesehen.
Wir werden nie vergessen,
wie wir hier beisammen gesessen.
Den Herbergseltern vielen Dank
für Mühe, Speis und Trank!


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Als Ilse fertig ist, besichtigen wir noch die Stadt Vlotho. Auf der Straße dorthin wurden wir photographiert. Ein kleiner steiler Weg führt zu der Stadt. Ab und zu kommen einige Treppen. Bald waren wir in der Stadt. Alte Häuser aus Fachwerk standen zu beiden Seiten der Straßen. Dies alte Stadtviertel besahen wir uns genau.

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Nach einer Stunde mußten wir wieder nach der Jugendherberge zurück. Aber erst kauften wir uns noch Früchte. Als wir den steilen Weg hinauf gingen, wurden wir noch einmal photographiert.

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Bald kommen wir bei der Herberge an. Schnell packten wir noch einige Sachen in den Tornister. Dann schnallten wir diesen auf, und fort ging’s. Mit einem flotten Marschlied verließen wir die Jugendherberge von Vlotho.

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Platjenwerbe den, 7. 9. 1937.
Der Aufstieg zum Hermannsdenkmal.


Es ist am frühen Morgen. Die Nacht in der Jugendherberge zu Detmold haben wir gut verbracht. Heute geht es zum Hermanns-denkmal, welches in den Teutoburgerwald steht. Das wird aber fein werden.

Marschbereit stehen wir vor dem großen Herbergsgebäude. Jetzt geht es los. Gutes Wetter haben wir ja gerade nicht. Es regnet schon seit einigen Stunden. Gurgelnd fließt das Regenwasser in die Ablaufrinnen. Diese sind vom Wasser überfüllt und sind nahe dabei überzulaufen.

Endlich können wir den Wald schon vor uns sehen. Ein steiler Weg führt hinauf. Auf einmal fängt es fürchterlich an zu regnen. Dicke Tropfen fallen vom Himmel auf die Erde hernieder. Am Walde steht eine alte Mühle. Darin suchen wir für eine Weile Unterschlupf.

Immer dichter fällt der Regen. Die Straßen sind überschwemmt. Nach einer geraumen Zeit läßt der Regen ein wenig nach. Durch die letzte Wolke bricht sich schelmisch lächelnd ein kleiner Sonnen-strahl hervor.

Bald können wir, nach längerem Aufenthalt, unsere Wanderung fortsetzen. Es wird immer schwerer, denn der Weg wird mit jedem Schritt steiler. Es geht langsamer, und das vorwärtskommen fällt uns schwer. Die kleineren Kinder bleiben weit

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zurück und müssen sich tüchtig anstrengen. Der Weg zum Hermannsdenkmal ist mit Kreuzen an den Bäumen gekennzeichnet, damit von weither kommende Wanderer den richtigen Weg im Auge behalten. Jetzt sind wir auf einem langen Waldweg. Den müssen wir immer entlang gehen. Hier und da liegen große Steine und an einigen Stellen ist der Weg auch sehr schlecht.

Wo der Weg zu ende ist, ist eine Kreuzung. Dort zweigen viele Wege nach verschiedenen Seiten ab. Wir teilen uns in zwei Gruppen. Die eine Gruppe geht den steilen aber kürzeren Weg hinauf, andere den bequemen aber längeren Weg hinauf. Es geht jetzt schnell vorwärts, und bald haben wir unser Ziel erreicht. Oben an der Ecke steht ein Kaffee. Es heißt Kaffee Tusnelda. Tusnelda war Hermanns Frau. Sie ist von Segestes, ihrem Vater, geraubt worden; denn Hermann hat sich seine Frau ohne Segestes Einwilligung genommen. Vor

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uns steht nun das große Denkmal. Ernst von Bandel hat im Jahre 1830 angefangen, das Denkmal zu bauen. Erst wurde der Sockel gebaut. Er ist 27 m hoch. Ernst von Brandel mußte da zu aber viel Geld gebrauchen. Dieses aber hatte er nicht gleich zur Hand. Daher setzte der Bau mehrere Jahre aus. In dem Jahre 1875 wurde das ganze Denkmal fertiggestellt. Der Körper ist mit dem Schwert 27 m hoch. Ernst von Brandel wohnte während dieser Zeit in einem Holzhaus, welches dort oben heute noch steht.

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Man kann das Hermannsdenkmal schon von weitem sehen. Als wir oben verweilten erzählte Herr Koch, unser Lehrer, in kurzen Worten von der Bedeutung des Hermannsdenkmal.

Wenn man oben am Denkmal steht, hat man von dort auf die Stadt Detmold und deren Umgegend eine schöne Aussicht. Ich werde diesen Tag am Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald nicht wieder vergessen. Es war ein schöner und auch feierlicher Tag.



Hermine Murken.


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Der Teutoburger Wald in der Geschichte
Das Hermannsdenkmal


Zu Beginn unserer Zeitrechnung versuchte der Kaiser des großen römischen Reiches das Germanenland zu erobern. Er schickte zuerst seine beiden Söhne Drusus und Tiberius nach Germanien. Sie eroberten den südlichen Teil des Landes bis zur Donau und bis zum Rhein. Tiberius blieb dort, aber Drusus unternahm mehrere Heereszüge gegen die Germanen im Norden und unterjochte durch List alle Stämme zwischen Rhein und Elbe. Er suchte nun überall die römische Sprache, römisches Recht und römische Sitten einzuführen. Viele germanische Fürsten schickten ihre Söhne nach Rom, um dort erzogen zu werden oder ließen sie, im römischen Heer ausbilden. Hierunter war auch Armin, der Sohn des Cheruskerfürsten.

Im Jahre 6 n. Chr. kam als Statthalter Varus nach Germanien. Es wurde jetzt an der Weser ein festes Lager errichtet und die ganze Gegend wurde wie eine römischen Provinz behandelt. Er setzte römische Richter ein, die nach ihrem Gesetz die Germanen richteten. Nur widerwillig ertrugen die Germanen diese Einrichtung.

Der Retter aus der Not wurde Armin, der im römischen Heer die römische Kriegskunst erlernte. Wegen seiner Tapferkeit auf verschiedenen Kriegszügen war ihm der Rang eines Ritters verliehen worden. Mit tiefem Schmerze sah er, wie sein Volk unter der römischen Knechtschaft litt und sich nach Freiheit sehnte. Er rief mehre Fürsten zusammen und verabredete mit Ihnen die Be-

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freiung des Landes. Armin war bei Varus gut angesehen und Varus glaubte, Armin sei im Herzen ein Römer. Zwar warnte ihn Segest, ein römerfreundlicher Germane und sagte: „Traue Armin nicht, er ist ein Verräter!“ Segest war der Vater von Thusnelda, die Armin geraubt und zu seiner Frau gemacht hatte, Varus glaubte es aber nicht, denn er dachte es sei nur Rache.

Bald darauf erhielt Varus die Kunde von dem Aufstande eines Stammes an der Ems. Es war so geplant worden, um Varus und sein Heer recht tief in den Wald hineinzulocken. Er bracht mit seinem Heer auf und zog mit vielem Gepäck durch den dichten Wald an der Weser dahin. Hier fielen die Germanen aus dem Dickicht des Waldes die Römer an. Sie zogen weiter und kamen in den Teutoburger Wald. Der Regen floß in Strömen herab und ein furchtbarer Sturm brauste durch das Dickicht. Der Weg wurde für die Römer schwer. Aus jedem Busche drangen die Germanen jetzt hervor, von jedem Baum schossen sie ihre Pfeile auf die erschrockenen Römer herab. In der Nacht war der Kampf erst beendet. Die Römer waren wie Halme zur Erde gefallen. Als Varus das sah, daß alles verloren war, stürzte er sich in sein eigenes Schwert. Der Kaiser rief aus, als er die Nachricht bekam: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder.

Hermanns größter Wunsch war, nach dieser Befreiung die germanischen Stämme zu einen. Doch durch Neid anderer gelang es Hermann nicht. Die Zwietracht triumphiert wieder und Hermann, der diese so gern ausgerottet hätte, wurde hinterrücks erstochen. Er ist und bleibt für unser deutsches Volk ewig ein großer Held. Wegen seines Heldentums und seiner Einigungsbestrebungen erbaute Ernst von Bandel

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auf dem Teutoburger Walde ihm zum Danke ein Denkmal. Hier sehen wir Hermann auf einem hohen Sockel als kraftvollen germanischen Kämpfer in dessen Hand das blanke Schwert mit der Inschrift:

Deutsche Einigkeit meine Stärke,
meine Stärke Deutschlands Macht.


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Platjenwerbe, im Dezember
Wir besichtigen die Externsteine.


Auf der Fahrt nach dem Teutoburger Wald, die wir von der Schule aus machten, besahen wir auch die Externsteine. Sie liegen unweit der Stadt Detmold, wo wir die letzten Nächte schliefen. die Externsteine sind, wie der Name schon sagt, große gewaltige Steine. Sie wurden durch eine Straße getrennt.

Am Fuße der Steine liegen verwitterte Steinbrocken, die durch Witterungseinflüsse (Regen und Frost) abgesprungen sind. Mit der Zeit sind sie nach unten gefallen. Der obere Teil einer Steinsäule ist befestigt worden, damit er nicht zur Erde fällt.

Man erzählt, daß hier in früherer Zeit die Irminsäule gestanden hat. Sie ist durch Karl den Frankenkönig, der den Sachsen das Christentum beibringen wollte, zerstört worden. Die Reste der Säule kann man heute noch dort sehen.

Die Externsteine waren schon früher eine Opferstätte der Germanen. Wenn an bestimmten Festen Feuer, das man weit im Lande sehen konnte, brannte, so wußte man gleich, daß die Germanen ihren Göttern bei den Externsteinen Opfer brachten.

Kam der Frühling ins Land der ihnen Licht Wärme und neues Leben brachte, so feierten sie mit großer Freude das Sommerwendfest. Die Runen, die

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von den Germanen dort eingemeißelt wurden, deuten darauf hin, daß es eine Opferstätte war. Auch sieht man die Kreuzabnahme Christi in den Steinen. Diese ist sehr wahrscheinlich von den Mönchen um die Zeit, als das Christentum verbreitet wurde, hier eingehauen worden. Damit wollten sie äußerlich ihren Sieg über die Religion unseres Vorfahren zeigen.

Beim Anblick dieser Steine muß man immer wieder staunen über die Wunder der Natur. Unsere Gedanken aber führen sie zurück in eine längst entschwundene Zeit.


Heinrich Siemer


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Platjenwerbe, den 22.12.1937


Der Aufstieg zum Jakobsberg.


Wir stehen vor dem großen Wiehengebirge. Jeder der mit auf den Jakobsberg will, der kann mit Herrn von Ahn hinaufsteigen. Ich gehe auch mit. Das ganze Gebirge besteht aus Kalk und Sandstein. Bei der Bahn fällt das Gebirge steil ab.

Nun besteigen wir das hohe Gebirge. Ein schmaler Weg führt hinauf. Der zickzackförmig verläuft. Überall an den Wegen stehen Bänke, auf denen man ausruhen kann. Von weitem sieht man die Bismarksäule. Links davon steht das Schlageterkreuz. Wir laufen schon immer voraus. Bald haben Heinz Behrens und ich das Ziel erreicht.

Oben auf dem Berge ist eine Einfriedigung, in der wir einen Esel laufen sehen. Die Schulkinder ärgern ihn. Er hätte mich bald getreten. Einige Schüler stehen an einem großen Käfig, in dem ein paar Adler leben. Sie haben große Krallen und einen spitzen Schnabel. Hier und da finden wir große Vertiefungen. Hier hat man früher Steine gebrochen, die dann zum Bau vo Häusern und Kirchen verschickt worden sind. Leider überrascht uns der Regen und wir müssen den Abstieg beginnen.


Herbert Flathmann


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Platjenwerbe, den 20.12.1937


Wir besteigen den Wittekindsberg.


Wir gingen von Porta aus nach dem Wittekindsberg. Da mußten wir über eine Hängebrücke hinüber. Der Mann nahm uns jedem 3 Pfennig ab. Dann legen wir unser lästiges Gepäck ab, denn es war sehr schwer für uns Kleinen.

Am Wege waren viele Buden mit schönen Andenken aufgebaut. Einige Kinder kauften sich auch etwas, was sie mit nach Hause nehmen wollten. Nun gingen wir vergnügt den Wittekindsberg hinauf. Wir teilten uns in zwei Gruppen. Die Knaben gingen den steilen Weg und die Mädchen den bequemen. Nun wollten wir eine Wette machen, wer wohl zu erst hinauf kam. Die Knaben waren aber doch zuerst oben. Nun besahen wir uns das Kaiser Wilhelmsdenkmal.

Dann hielten wir eine kleine Frühstückspause. Wir hatten großen Appetit. Als wir fertig waren, gingen wir nach unten. Dort standen viele Bänke, wo wir uns ausruhen konnten. Frau Koch machte noch eine schöne Aufnahme von dem Wittekindsberg. Auf dem Wittekindsberg sahen wir viele Bückeburger. Die hatten ihre schönen Trachtenkleider an. Sie sahen wundervoll darin aus. Rings um den Wittekindsberg war eine Mauer. An der einen Stelle war ein Fernrohr aufgestellt. Man mußte 10 Pfennig hineinwerfen, wenn man da durch sehen will. Wir hatten eine schöne Aussicht vom Kaiser Wilhelmsdenkmal aus.


Dita Thielbar


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Platjenwerbe, im Dezember 1937


In Meißen


Als wir eine Fahrt ins Wesergebirge machten, übernachteten wir die erste Nacht in Meißen. Wie wir dort ankamen, machten wir uns frisch und wuschen uns. Dann spielten wir draußen kriegen. Um 7 ½ Uhr aßen wir Abendbrot, aber wir aßen kein Brot sondern Erbswurstsuppe. Diese hat uns sehr gut geschmeckt.

Um 8 Uhr gingen wir zu Bett. Wir haben noch viele Dummheiten gemacht. Als ich eben im Bett lag, bekam ich eine halbe Flasche Wasser von meiner Freundin ins Gesicht geschüttet. Mein Bett war auf einer Stelle ganz naß.

Um 10 Uhr kamen Herr Koch und Herr von Ahn herein. Meine Freundin hatte ein paar Sahnebonbons gesalzen und bot sie Herrn Koch und Herrn von Ahn an. Dann sind wir alle allmählich eingeschlafen.

Mitten in der Nacht bin ich aus dem Bett gefallen und habe mich sehr tüchtig gestoßen. Am anderen Morgen lag ich verkehrt im Bett. Wo ich sonst mit den Füßen lag, lag ich jetzt mit dem Kopfe. Da habe ich selbst gelacht. So verlebten wir die erste Nacht in Meißen.



Elfriede Hashagen.


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Platjenwerbe, d. 17.12.37.


Am Abend in der Jugendherberge in Meißen.


Nun waren wir in der Jugendherberge in Meißen angekommen. Zuerst begrüßte uns der Herbergsvater. Die Mädchen mußten Essen machen. Nun wuschen wir uns. Es dauerte noch eine ganze Zeit, bis das Essen fertig war. Nun holten wir uns unser Eßgeschirr aus unserem Zimmer. Das Essen war soweit fertig. Nun setzten wir uns um einen großen Tisch, um zu essen. Jeder mußte sich einen Teller voll Essen holen. Nun ging es ran zum Essen. Wir wurden (sicher) alle satt.

Nach dem Essen wuschen wir unser Eßgeschirr. Als wir dies noch nicht fertig hatten, kam noch eine Schule. Sie wollten hier auch noch übernachten. Aber wir hatten es in unserm Besitz. Nun brachten wir unser Eßgeschirr wieder in unsere Kammer.

Um zehn Uhr mußten wir im Bett sein. Die Jungen hatten einen Schlafraum für sich. Es war nur ein kleiner Schlafraum. Nun ging es in’s Bett. Wir erzählten uns sehr viel Witze. Bald waren wir eingeschlafen. Am Morgen wachten wir sehr früh auf.



Dietrich Kropp.


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Platjenwerbe, den 17.12.1937.


Auf dem Flugplatz in Detmold.


Auf der Reise ins Wesergebirge übernachteten wir in Meißen, Vlotho und Detmold. In Detmold blieben wir 3 Tage. Detmold ist eine schöne Stadt. Als wir dieselbe besichtigt hatten, suchten wir unsere Jugendherberge auf. Nachdem wir unsere Betten und unser Zimmer in Empfang genommen hatten, holten wir schnell einen Ball und spielten auf dem Sportplatz Fußball. Da sahen wir auf einmal viele Flugzeuge hochsteigen.

Eiligst liefen wir zu Herrn Koch und erzählten ihm dies. „Na, da wird wohl ein Flugplatz sein.“ „Oh, da möchten wir so gerne einmal hin. Herr Koch, erlauben Sie das?“ Auch Herr von Ahn war herzugetreten. So wurden nun beide mit Wünschen und Fragen bestürmt. Nun gingen wir zum Flugplatz. Wir mußten 5 Minuten bis zum Flugplatz gehen. Auf dem Wege dorthin hatten wir sehr viel Spaß.

Von weitem sahen wir schon den Flugplatz. Viele Flugzeuge stiegen gerade hoch. Es waren alles Doppeldecker. Bald hatten wir unser Ziel erreicht. Es war ein großer Platz. Viele Flugzeuge hatten Aufstellung genommen. In einem Flugzeug konnten 2 Mann sitzen. Am heutigen Abend war gerade schöner Wind. Die Flugzeuge flogen beim Aufstieg eben über unseren Kopf weg. Wir machten alle die Beobachtung, daß beim Aufstieg die Flugzeuge gegen den Wind fuhren. Wir gingen immer weiter um den

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Platz herum. Auf einmal war der Weg abgesperrt. Wir legten uns hier ins Gras. Es dauerte nicht lange, da flog wieder ein Flugzeug über uns weg.

Auf der einen Seite durften nur die Flugzeuge landen. Auf der entgegen gesetzten Seite stiegen welche auf. Wenn 2 Flugzeuge auf einmal herunter wollten, schoß der eine Raketen ab. Dies war das Zeichen für den anderen, solange zu warten.

Ein Flugzeugführer kam zu uns und erzählte uns etwas von den Flugzeugen. Es war eine große Freude für uns. Eine ganze Zeit waren wir nun schon hier und wir mußten, wenn wir noch Abendbrot abhaben wollten, schleunigst zur Jugendherberge zurück. Am anderen Tag wollten wir in den Teutoburger Wald und das Hermannsdenkmal besichtigen. So vergingen die Tage wie im Fluge.


Christian Keppler.


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Platjenwerbe, im Dezember 1937


Der Weg vom Hermannsdenkmal bis zu den Externsteinen.


Als wir das Hermannsdenkmal besichtigt hatten, gingen wir weiter zu den Externsteinen. Dieser Weg war aber sehr weit. Es waren zehn Kilometer.

Als wir eine kleine Weile gegangen waren, kommen wir an eine Bickbeerenstelle. Hier liefern wir alle hinein und pflückten für unseren Mund. Bald danach kamen wir an das Kaffeehaus Tusnelda.

Wir waren schon lange gegangen, da wollten wir Rasten. Hier war eine schöne Landschaft. An der rechten Seite waren die hohen Berge, und zur linken das tiefe Tal. Wir wollten hier wieder ein paar Scheiben Brot verdrücken.

Auch unsere Schuhe waren sehr schmutzig, denn der Weg war nicht so besonders gewesen.

Als wir uns nun erfrischt hatten, gingen wir weiter. Da kamen wir an einen großen freien Platz, wo wir photographiert wurden. Dann gingen wir durch einen Tannenwald. Hier hatten wir viel Spaß; denn wir erzählten uns gegenseitig Witze. So kamen wir bei den

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Berlebecker Quellen an. Diese Quellen haben eine besondere Bedeutung, denn die ganze Stadt Detmold bekommt hier ihr Wasser her.

Nun gingen wir weiter. Wir hatten noch einige Kilometer vor uns. Aber als wir es geschafft hatten, freuten wir uns doch. Wir sahen sie schon von weitem. Es waren große Felsen. Früher war es eine Opferstätte der Germanen. Es geht auch eine Treppe hinauf. Wir durften aber nicht hinauf, denn es konnte leicht ein Unglück geschehen.


Bernhard Dodt


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Platjenwerbe, den 17.12.37


Eine Fahrt mit der Straßenbahn.


Nun wollten wir wieder zurück nach Detmold. Wir stiegen bei den Externsteinen in eine Straßenbahn und fuhren nach unserer Jugendherberge zurück.

Unterwegs sahen wir, daß das Land sehr hügellig war. An beiden Seiten der Straße standen lange Reihen Bäume und Sträucher. Auf großen Plätzen standen Omnibusse welche die Leute hin und her brachten.

Unterwegs hatten wir viele Haltestellen, wo die Leute aus und ein stiegen. Wie wir so fuhren, hielt die Straßenbahn und ein anderer Wagen wurde angespannt.

Nach einer halben Stunde waren wir da.


Günther Buschhorn


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Platjenwerbe d. 17.12.37


Die Fahrt nach Hause.


Nun war der Tag gekommen, wo die Abreise beginnen sollte. Früh schon waren wir wach. Um 7 Uhr standen wir auf. Herr Koch fühlte sich nicht gut. Das Wetter war nicht schön. Es regnete in einem fort.

Der Morgenkaffee wurde aufgetragen und wir machten uns unsere Reisebrote fertig. Dann wurde der Rucksack gepackt. Mit fröhlichem Mut ging es zum Bahnhof. In einigen Minuten fuhr unser Zug ab. Jeder wollte am Fenster stehen und ausgucken. Wir schupsten und drängten uns hin und her. Andere saßen in einem Abteil für sich und scherzten.

Bald kam die Station Herford, und wir mußten umsteigen. Wir hatten unseren Rücksack auf dem Rücken und sprangen in den anderen Zug. Es regnete noch immer in einem fort.

Der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Unsere fröhliche Stimmung wurde für einen Augenblick getrübt, denn ein unvernünftiger Reisender schlug die Tür so heftig zu, daß Hildegard Jachens die Hand dazwischen bekam. Dabei wurde ein Finger gequetscht. Nun war bei ihr der heitere Mut verschwunden.

Herr von Ahn sorgte für einen Verband.

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Nun waren wir in Bad Oeynhausen. Hier war es sehr schön. Der Bahnhof war mit Blumen geschmückt. Wir bekamen nicht viel von dem schönen zu sehen, denn der Zug fuhr schnell weiter. Alles war grün, denn wir waren in eine Waldgegend gekommen.

Die schöne Landschaft flog an uns vorüber. Da sahen wir große Spargelfelder. Das feine Grün guckte schon aus der Erde. Die Beete sahen aus, wie Maulwurfshaufen aneinander gereiht.

Bald bekamen wir Hunger. Wir nahmen unser Brot heraus, und ließen es uns gutschmecken. Nun hatten wir uns erfrischt. Da lachte auch Hildegard wieder.

Wir mußten in einen anderen Zug. Wir hatten unsere Sachen wieder abgelegt. Nun dachten wir auch einmal daran zu singen. Wir stimmten ein Lied an. Die Zeit verging mit lustiger Unterhaltung.

Die Gegend wurde immer bekannter. Es regnete noch immer. Nun sahen wir, daß sich viele Schienen trafen. Darauf standen Güterwagen. Hier in der Nähe mußte ein Bahnhof sein. Da fuhren wir in den Bremer Hauptbahnhof ein. Der Rucksack wurde aufgeschnallt. Wir stiegen in den Zug ein, der nach Lesum fuhr. Nun noch 20 Minut. Das Gepäck ließen wir auf.

Da waren wir schon in Lesum. Wir stiegen aus. Bei Bruns teilten wir uns. Der letzte Rest wurde fröhlich zurück gelegt.


Annegret Warms