Raben (bei Belzig)/Mühle

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Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Brandenburg > Landkreis Potsdam-Mittelmark > Raben (bei Belzig) > Raben (bei Belzig)/Mühle

Einleitung

Mühle in Raben vor dem Brand im Jahr 1915
Neubau der Mühle in Raben, Foto aus dem Jahr 1930
Mühle in Raben im Jahr 1973
Am Beginn der Plane, 101 m über NN, unterhalb des 153 m hohen Rabensteins liegt die Mahlmühle von Raben. Am Beginn der Plane war die Wasserkraft dieses Baches nie allzu groß, die Plane muss man sich jedoch wasserreicher vorstellen, als heute. Durch das Abholzen des Hohen Flämings und nicht ausreichende Wiederaufforstung, ist der "Schwamm" Wald und Waldboden dabei, allmählich auszutrocknen. Der Humus wurde in's Tal gespült. Das Planetal zwischen Raben und Rädigke ist ca. 200 bis 500 m breit und inzwischen wieder zu einer unberührten Sumpflandschaft renaturiert worden.
Von der Dorfstraße zur Mühle hinunter gibt es noch heute den Kopfsteinpflasterweg. Früher lagen hier auch Schienen auf denen Loren das Rundholz von dem Platz, wo heute das Feuerwehrhaus steht, zum neben der Mühle gelegenen Sägewerk brachten. Wer heutzutage vor der Rabener Mühle steht, kann die Geschichte dieser Stelle nicht erahnen. Inzwischen ist die Mühle als Wohngebäude ausgebaut, das Mühlrad ist vor langer Zeit (nach 1953) demontiert worden, der Mühlenbach wurde zugeschüttet, um das Wasser nicht mehr zu den Gebäuden zu leiten, die Plane verläuft weit entfernt vom Haus, dort wo früher die Freibache war, in dünnem Rinnsal. Die Wiesegärten im Tal werden von wild wuchernden Erlen bedeckt.

Urkundlich wird die Mühle in Raben vor über 500 Jahren das erste Mal erwähnt

Die Rabener Mühle entsteht vermutlich im Zuge der Anlage der Burg Rabenstein. Zum Bau der Burg halten sich über lange Zeit viele Handwerker und Arbeiter in Raben auf, viele Händler kommen durch. Das Dorf Raben hat durch die Burg eine gewisse Bedeutung erlangt und wird bis zum Jahr 1388 als "Stetchin" erwähnt. Es muss viel Korn gemahlen werden, Kartoffeln gib es noch nicht. Unter den 8 Türkensteuerpflichtigen Einwohnern Rabens findet sich 1496 neben dem Schulzen und dem Krüger auch ein Müller.

Über die Mühle gibt es folgende Eintragungen

  • 1496 Müller unter den acht Türkensteuerpflichtigen
  • 1506 "der Müller hat die Mühle mit 1 Rad und zinst von der Dorfhufe".
  • 1542 hat der Müller nur noch die Mühle,
  • 1591, also direkt vor dem 30-jährigen Krieg, gibt es in Raben acht besessene Mann und den Müller mit der Wassermühle mit zwei Gängen.
  • 1640 ist Raben ganz wüst, aber
  • 1661 gibt es unter den drei Kossäthen auch wieder einen Müller
  • 1682 wird berichtet, dass der Müller neben der Mühle eine wüste Hufe zu Wulkow hat
  • 1701 wird der Müller unter den drei Kossäthen gezählt
  • 1764 unter den zwei Einhüfnern
  • 1822 unter den sieben Vollhüfnern


Allgemeine Information

Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Evangelische Kirche Raben


Geschichte

Rabener Mühle und Burg Rabenstein

Der Müller muss für die Berechtigung eine Mühle an der Plane betreiben zu dürfen Abgaben an den Kurfürsten von Sachsen-Wittenberg leisten, die durch den jeweiligen Schlosshauptmann (Vogt, Advocatus) auf der Burg Rabenstein eingetrieben werden. Der Kurfürst kann vom Müller statt dessen oder zusätzlich Hand- und Spanndienste unterschiedlichster Art (Wasserservitut von 1814: Verpflichtung "das Räderwerk des Brunnens auf dem Rabenstein anzutreiben" s. u.) fordern. Im Gegenzug legt er fest, dass für die Bauern der umliegenden Dörfer Mahlzwang besteht, diese also ihr Korn nur in der Rabener Mühle mahlen lassen dürfen.
Der Wassermüller scheint spätestens 1820 auf eigene Rechnung zu mahlen und zu schroten. Bei den Abgaben der Rabener Mühle fehlt die für eine Gutsmühle typische Verpflichtung: Das Korn des Gutes unendgeldlich zu mahlen und zu schroten.
Als 1720 der Besitzer des Rabensteins, Gottfried Leyser, plant auf Zerensdorf eine Windmühle zu bauen, erhebt der Rabener Wassermüller Einspruch gegen den Bau. Die Windmühle wird trotzdem errichtet und besteht bis sie 1814 von einem Sturm umgeworfen und wieder aufgebaut wird. Aus dieser Begebenheit lässt sich schließen, dass die Mühle nicht unter der Befehlsgewalt des jeweiligen Vogts des Rabensteins steht. Ein Widerspruch wäre ansonsten undenkbar.
Die Mühlenpacht von 39 Talern jährlich ist (1823) an das königliche Rentamt in Belzig zu entrichten. Die Mühle ist Besitz in Erbpacht, der jeweilige Besitzer kann die Mühle vererben, die Abgaben gehen an den Erben über.
Unter den Abgaben, die 1822 vom Eigentümer der Mühle, Romer, zu leisten sind, stehen:
1. an das von Oppen`sche Gut zu Sandberg (Belzig), am Tage Thomae zu leisten:
  • 2 Scheffel Pachtmaß Roggen,
  • 3 Scheffel Pachtmaß Rauchhafer
1823 entspricht dies einem Betrag von 2 Talern, 4 Silbergroschen und 4 Pfennigen)
2. die Ländereien sind abgabepflichtig an das königliche Rentamt in Belzig :
  • Hufengeld, Erbschass, Erbzins.
3. Für die gepachteten Wiesen am Baitzer Bach im 17. und 18. Strich sind abzuliefern:
  • 8 gangbare Schocke incl. Kavallerieverpflegung, im Wert von 2 Talern, 18 Silbergroschen und 8 Pfennigen.


Das Wasserservitut des Rabener Müllers für den Rabenstein

in der Erzählung vom

"Ebersprung"
Siegfried Dalitz: "Es wird erzählt, dass das Wasser des Brunnens auf der Burg Rabenstein plötzlich ungenießbar ist. Die Burgmannschaft kann hierfür keine Erklärung finden. Als der Koch wieder Wasser schöpft, entdeckt er im trüben Wasser im Eimer Schweineborsten. Die Erklärung liegt nah: Der schon seit Tagen vermisste Zuchteber ist in den Brunnen gefallen. Daraufhin wird der Brunnen mit einem Deckel versehen und mit Erde zugedeckt. Jahrhunderte lang ist er so verborgen. Bei Bauarbeiten auf dem Gelände der Burg Rabenstein Ende des Jahres 1990 wird der mit Steinplatten abgedeckte Brunnen wieder freigelegt."
Der teilweise freigelegte Brunnen neben der Burg Rabenstein
Wasserversorgung der Burg
Bei Höhenburgen, wie dem Rabenstein, stellt die Wasserbeschaffung ein Problem dar. Zwar kann der Regen in Zisternen aufgefangen werden, aber nach längeren Trockenperioden wird das Wasser knapp. Der Mangel an Wasser auf dieser Anhöhe erfordert bei einer größeren Burgbesatzung den Bau eines Brunnens. Es muss 75 m tief bis hinunter zum Grundwasserspiegel gegraben werden. Der Brunnen existiert noch heute. Unklar ist, warum der Brunnen heute außerhalb der Befestigungsmauern liegt. Sieht man in ihn hinein (nur 17 m sind bisher freigelegt), kann man sich die Mühe, die hier aufgewendet werden musste, nur in etwa vorstellen! Es wird gesagt (von Ansess), dass es ebenso teuer ist, einen Brunnen dieser Art zu graben, wie eine Burg zu bauen.
Mühselig werden viele Eimer Wasser zur Stillung des Durstes auf der Burg aus dem Brunnen heraufgezogen. Bei Belagerungen der Burg, die in der Geschichte oft genug vorkommen, ist der Brunnen überlebenswichtig. Das Vieh, das in den Schlosshof getrieben wird, damit die Fleischversorgung der zusätzlich verstärken Burgbesatzung gewährleistet ist, muss getränkt werden. Bei Beschuss des hauptsächlich aus Holz gebauten Schlosses mit brennenden Pfeilen muss Löschwasser zur Verfügung stehen.
Nicht nur der Zuchteber, der in den Brunnen gefallen ist, wird daran schuld sein, dass das Wasser ungenießbar ist, sondern auch die Freiluft - "Toiletten" an der Außenwand der Burg in unmittelbarer Nähe des Brunnens.
Freilufttoilette der Burg Rabenstein

"Die Verpflichtung "das Räderwerk des Brunnens auf dem Rabenstein anzutreiben", später dann "zu schmieren und in Stand zu halten, nicht aber neu zu liefern".

Sauberes Wasser für die Menschen, Pferde und das Vieh muss jetzt auf die Burg transportiert werden - in der ersten Zeit wahrscheinlich von den spanndienstverpflichteten Bauern aus Raben - insbesondere dem Müller.
Hinweise darauf, wie die Burg weiterhin mit Wasser versorgt wird, finden sich in den Kaufverträgen aus dem Jahr 1814 zwischen dem Müller Grohmann und dem Käufer, dem Müller Romer und aus dem Jahr 1822 mit dem Müller Opitz (bis 1953 haben die Opitzes die Mühle in Raben), die noch erhalten sind: Die Mühle im Planetal fünfzig Meter unter dem Rabenstein hat 1814 die Verpflichtung "das Räderwerk des Brunnens auf dem Rabenstein anzutreiben", später dann "zu schmieren und in Stand zu halten, nicht aber neu zu liefern".
Die einfache oder komplizierte Erklärung gibt Siegfried Dalitz im Fläming-Echo vom 12. 1. 1991: Er schreibt dort, dass nach dem "Ebersprung" im Dorf Raben unterhalb der Burg eine Anlage gebaut wird: Ein großes Rad wird montiert, über das ein Seil bis zur Burg hinauf läuft, an dem Eimer befestigt sind, die im Dorf gefüllt und auf der Burg entleert werden. Bedienstete der Burg oder Bauern des Dorfes füllen auf Signal von der Burg Eimer mit Wasser, der Müller spannt seine Ochsen vor den Göpel und die Wassereimer schweben zur Burg empor. Jahrzehntelang lebt man mit dieser unzufriedenstellenden Notlösung.
Wasserleitung von der Brennerei 170 Fuß hoch auf den Schlossberg
Diese Anlage im Dorf wird bis 1850 erhalten. Nach Mühlmanns Schilderungen in seinen "Wanderungen durch den Fläming" von 1870 ( S.139) nimmt der industrielle Fortschritt in Raben Einzug: "Dem lästigen Wassermangel oben auf dem Rittergute (auf der Burg Rabenstein) wurde im Jahre 1850 durch Anlegung einer Wasserleitung abgeholfen, welche durch die mit der Brennerei zusammenhängende Dampfmaschine das Wasser mittelst gusseiserner Röhren 170 Fuß hoch auf den Schlossberg hinauftreibt." Folgerichtig wird nach den vorliegenden Urkunden das Wasserservitut des Müllers Opitz in Raben im Jahre 1852 abgelöst.

Rabener Müller und ihre Familien

Christian Romer um 1750 Eigentümer der Mühle in Raben

In den Papieren der Müllerinnung Niemegk befindet sich die Geburtsurkunde von Johann Samuel Wilhelm Romer, welcher am 15.04.1750 in Raben als Sohn des Wassermüllers Christian Romer und der Marie Thiele getauft wird. Die Bestätigung wurde am 09.05.1768 ausgestellt.

Johann Gottfried Romer sen. 1778 Eigentümer der Mühle in Raben

Im Jahr 1778 heiratet der Witwer und Müller Johann Gottfried Romer sen. die Jgf. Dorothea Elisabeth Paul (Eintragung im Rabener Kirchenbuch).

Im selben Jahr wird Sohn Johann Gottfried Romer jr. geboren.

In der zweiten Ehe Johann Gottfried Romers sen. wird am 10.02.1780 (+ 20.07.1814 Belzig) eine Tochter, Christiana Sophie, geboren, die am 07. Juni 1807 in Raben den Schmiedemeister Johann Friedrich Görisch aus Belzig in Raben heiratet.

Johann Friedrich Grohmann ab 1791 Eigentümer der Mühle in Raben

Nach dem Tod des Romer sen., etwa 1791 heiratet Dorothea Elisabeth Romer geb. Paul wieder: Den Mühlenmeister Johann Friedrich Grohmann (* 05.03.1763 in Rädigke (siehe Rädigke/ Mühle ). Es werden Friederike Sophie und Louise Karoline geboren. Louise Karoline Grohmann heiratet den Mühlenbesitzer am 11.04.1822 in Reinharz den Mühlenbesitzer Johannes Gottfried Kretzschmann. Friederike Sophie heiratet 1815 den Eigentumsmüller Friedrich August Loesche, Sohn des Müllers Johann Loesche.

Johann Gottfried Romer jr. ab 1814 Eigentümer der Mühle in Raben

Kaufvertrag Grohmann-Romer von 1814

Von Johann Gottfried Romer jr. (*1778) wird am 22. 7. 1814 - etwa ein Jahr nach der Schlacht auf dem Hagelberg und der Völkerschlacht bei Leipzig - auf dem Schloss Eisenhardt in Belzig vor der Königlich Sächsischen Justiz ein Kaufvertrag unterzeichnet. Romer jr. kauft von seiner Mutter, Dorothea Elisabeth Grohmann, verwitwete Romer, geb. Paul und seinem Stiefvater, Johann Friedrich Grohmann, die Mühle in Raben mit einigen Grasgärten, (ca. 5 Morgen) und 2 Morgen Wiese an dem Baitzer Bach für 2.275 Taler und ein Altenteil für das Ehepaar Grohmann.

Es werden "Kriegsreste", erwähnt, die noch in der Mühle lagern. Erstaunlich viel Vieh wird aufgezählt: 2 Pferde, 3 Ochsen, 3 Kühe, 1 Stier, 6 Schweine, 67 Schafe und 34 Lämmer. Welche Lasten aus dem Krieg noch auf die Rabener Mühle zukommen werden, wissen die Grohmanns nicht, sie erwähnen gesondert, dass sie eventuell ausstehende Forderungen nicht kennen.


Johann Gottfried Romer (*1778 Raben + 1822 Raben) heiratet nach dem Kauf der Mühle Anna Louise Thiele (* 30.7.1796 Rietz + 27.4.1846 Raben),

die Tochter des Rietzer Gastwirts und Hüfners, Andreas Thiele und der Johanne Christiane geb. Opitz (geb. 2.5.1774 in Dahnsdorf) die aus der Neuen Mühle in Dahnsdorf stammt (siehe Dahnsdorf/ Neue Mühle ). Die Braut bringt als Mitgift 1.400 Taler und 2 Kühe à 15 Taler mit in die Ehe.

Als Napoleon 1806 mit seinen Truppen in Sachsen einzieht, ist Anna Louise 10 Jahre alt. Ende 1812, Anna Louise ist 16 Jahre alt, kommt die geschlagene, verwundete, ausgehungerte und erfrorene und kranke Grande Armee ungeordnet wieder von Russland zurück. Dies müssen sehr schwierige Zeiten für die Bewohner an den großen Durchgangsstraßen gewesen sein.

Nach der Heirat ca. im Jahre 1818 werden den jungen Romers zwei Kinder geboren.

Kinder von Johann Gottfried Romer (*1778) und Anna Louise Thiele (*1796)

  • am 01.5. 1819 (Taufe am 05.05.1819) wird Caroline Louise und
  • am 7.1.1822 (Taufe am 15.01.1822) Johanne Wilhelmine geboren. Johanne Wilhelmine verstirbt am 10.02.1832.

Caroline Louise heiratet am 15.03.1838 in Raben den Mühlmeister und Besitzer der Mühle in Lüsse Johann Friedrich Kettmann (30) Lüsse/Mühle. Den beiden werden 10 Kinder (3 Töchter 7 Söhne) geboren. Caroline Louise verstirbt 47-jährig am 01.11.1866.

Romer wird Hüfner

Der Mahlmüllermeister Gottfried Romer erwirbt zwei Hufen Land. Damit ist er nicht mehr nur allein Müller mit einigen Grasgärten um die Mühle herum gelegen, sondern auch Hüfner. Ein Kaufvertrag für die 2 Hufen Land existiert nicht. Diese erscheinen aber in Romers Testament 1923, im Kaufvertrag 1814 Grohmann - Romer sind sie noch nicht aufgeführt. Es handelt sich um eine Hufe Acker auf der wüsten Mark Wolkow und eine Hufe auf der wüsten Mark Leisdorf, zusammen etwa 20 Hektar. Der Kaufpreis für eine Hufe Acker - mit hohen Abgaben belastet - beträgt in Rädigke zum gleichen Zeitpunkt 225 Taler, für Raben wird der Preis ähnlich sein.

Rechtsstreit

Der Kauf der zwei Hufen Land erlangt Bedeutung bei dem Rechtsstreit, den der Mühlenmeister Romer gegen die Rabener Gemeinde anstrengt. Die Sachlage: Romer war von der Rabener Gemeinde untersagt worden, 4 Pferde und 3 Ochsen auf dem gemeinsamen Hütungsland weiden zu lassen. Auf Grund des Kaufs der zwei Hufen Land erhebt Romer jedoch Anspruch hierauf. Die Hüfner haben Anteil an der Allmende (gemeinsam genutzter Wald, Weide, Wasser).

Das Urteil:
Das königlich preußische Land? und Marktgericht verurteilt die Rabener Gemeinde,
das Weiderecht zu gestatten,
die Kosten des Prozesses zu tragen und
Entschädigung wegen der untersagt gewesenen Nutzung der Weide "in seperato" zu leisten.

In dem Urteil vom 8. 12. 1817 werden 4 Pferde erwähnt. Hieraus ist zu schließen, dass seit dem Kaufvertrag von 1814 zwei Pferde hinzugekauft worden sind.

Investitionen

Die 1814 erworbene Mühle scheint in keinem sehr guten Zustand zu sein. Von Zimmermeister Gottlieb Sämler (1 Meister mit 5 Personen) wird sie in 20 Wochen für 1.602 Taler und 16 Silbergroschen neu gebaut. Die Mühle ist oberschlächtig, hat zwei Mahlgänge, 1 Graupengang und 1 Schneidegang, 11 Fuß Gefälle und durchschnittlich für 1 Gang ausreichend Wasser. In Romer jr.`s Zeit (1814-1822) wird neben der Mahl- auch eine Schneidemühle errichtet. 1822 besteht diese, die Wasserkraft reicht aber nicht aus, gleichzeitig zu mahlen und Holz zu schneiden.


Die Investitionen, die Romer jr. tätigt sind höher als die Mitgift seiner Frau Anna Louise:

  • 2.275 Taler und ein Altenteil für die Mühle,
  • ca. 450 Taler für 2 Hufen Land
  • ca. 60 Taler für 2 Pferde
  • 1.602 Taler für den Neubau der Mühle
  • und eine unbekannte Summe für die Schneidemühle.

Das Zusammentreffen dieser Belastungen mit der Agrar-Absatzkrise der 1820-ger Jahre ist unglücklich, zumal das Land mit hohen Abgaben belastet ist.

Johann Gottfried Romer erkrankt, die Doctoren der Medizin, Kretschmar zu Belzig, Brand und Strauß zu Jüterbogck werden bemüht (10 Thaler), teure Medikamente werden gekauft. Der Müllermeister Johann Gottfried Romer stirbt am 21. 9. 1822.

Seine Witwe, Anna Louise geb. Thiele ist zu diesem Zeitpunkt 26 Jahre alt und hat zwei Töchter, eine von drei Jahren und eine von sieben Monaten.

Testament des Johann Gottfried Romer (*1778 + 21. 9. 1822)

Auf Grund des fehlenden Testaments muss der Land- und Gerichtsaktuar Winkler 1822-23 die Mühle in Raben inventarisieren und abschätzen, um den Nachlass des Johann Gottfried Romer anzufertigen.

Exakt führt der Actuar Winkler nun Posten für Posten auf, von 100 Talern Schulden bei der Hebeamme bis zu den 5 Talern für den Sarg des Verstorbenen. Er errechnet die Erträge, listet die Belastungen auf und errechnet hieraus das Kapital, das die Mühle und die dazugehörigen Grundstücke darstellen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Wert der Mühle und was dazugehört

3.379 Taler 12 Silbergroschen beträgt.

Diesem Aktiva stehen jedoch Forderungen gegenüber. Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situation der Mühle zu Raben ist die Gegenüberstellung der Erträge und der feststehenden Ausgaben zu betrachten.

Anzumerken ist hierzu, dass die Abgaben feststehen, die Erträge nur geschätzt werden und stark von äußeren Einflüssen abhängen: Gesundheit des Müllers, Wetter. Kriege usw. Weiterhin sind in der Tabelle nicht die Kosten für das Altenteil für das Ehepaar Grohmann berücksichtigt, ebenso wenig die Kosten für die Arbeitskräfte, das Gesinde, für außerordentliche Reparaturen, besondere Anschaffungen, Arztkosten usw.

Die wirtschaftliche Situation der Mühle ist demnach alles andere als rosig. Die exakte Auflistung des Land- und Stadt-Actuarius Winkler zu Belzig zeigt denn auch, welche Schulden inzwischen von dem jungen Ehepaar mit zwei Kindern angesammelt worden sind.

Bei der Testamentseröffnung des Johann Gottfried Romer jr. 1824 wird der am 14.2.1791 in Dahnsdorf in der Komthur-Mühle Dahnsdorf/ Komthurmühle geborene Johann Heinrich Opitz (*14.2.1791 Dahnsdorf + 12.11.1868 Raben) erwähnt.

Grenadier Johann Heinrich Opitz (*1791) arbeitet als Mühlenbursche bei seiner Cousine

Johann Heinrich Opitz kommt nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst - entweder schon während der Krankheit Romers oder gleich nach dessen Tod - nach Raben. Zum Eröffnungstermin des Testaments in Raben wird erwähnt, dass der "Mühlenbursche" Heinrich Opitz bis zum Juli 1824 ein Lohnguthaben von 53 Talern, 3 Silbergroschen und 9 Pfennigen hat.

Teilnahme am Russlandfeldzug Napoleons

Für die Königswürde stellt sich Friedrich August von Sachsen (1768-1827) auf die Seite Napoleons, die Lasten (Kontributionen und Requisitionen) trägt die Bevölkerung des Kurfürstentum Sachsen. Dahnsdorf gehört bis 1815, wie der gesamte Kreis Belzig, zu dem Kurfürstentum. Als Soldaten für den Russlandfeldzug Napoleons im Frühjahr 1812 gestellt werden müssen, wird auch der 20-jährige Johann Heinrich Opitz zu den Grenadieren eingezogen und erreicht mit der Grande Armée am 15.9.1812 Moskau. Die Russen haben die Stadt jedoch abgebrannt. Auf Grund der früh einsetzenden starken Kälte entscheidet sich Napoleon am 18.10.1812 zum Aufbruch und Rückzug aus Russland, die Grande Armée von 500.000 Mann ist untergegangen. Johann Heinrich Opitz ist unter den 3.500 Soldaten aus Sachsen, die den Russlandfeldzug überlebt haben, die anderen 22.500 sind getötet worden oder ihren Erfrierungen oder Krankheiten, die sie sich auf den Feldzügen und bei den Kämpfen zugezogen haben, erlegen.
Am 20. 1. 1814 bei der Testamentseröffnung seines 1813 verstorbenen Vaters (Johann Friedrich Opitz [*1760] in Dahnsdorf) ist Grenadier Johann Heinrich Opitz noch "im Felde". Er hat also - auf sächsischer = napoleonischer Seite die Völkerschlacht bei Leipzig 16.-18.10 1813 mitgemacht und ist auch noch in der Zeit Soldat, als Wittenberg am 12 und 13. Januar 1814 erstürmt wird.
Als Kriegsbeute gehen 1815 der Kreis-Zauch Belzig und damit auch Raben entsprechend den Beschlüssen des Wiener Kongress vom Kurfürstentum Sachsen an das Königreich Preußen über.

Anna Louise Opitz ab 1824 Eigentümerin der Mühle in Raben

Nach der Testamentseröffnung und nach Jahresfrist nach dem Tode Romers, am 28. 8. 1824 heiraten Johann Heinrich Opitz und die Witwe Romer, seine Cousine, Anna Louise geb. Thiele, nachdem Dispensation zu dieser Heirat zwischen nahen Verwandten erteilt wurde, wie ausdrücklich im Kirchenbuch erwähnt wird.

Nach der Heirat ist von Heinrich Opitz immer als dem Mühlenmeister die Rede. Die Besitzrechte an der Mühle behält Anna Louise Zeit ihres Lebens - so wie Generationen nach ihr auch noch 1924 Johanna Emilie Maria Opitz ! - sie vererbt die Mühle und die Grundstücke 1846 direkt an ihren ältesten Sohn.

Kinder von Johann Heinrich Opitz (*1791) und Anna Louise Thiele (*1796)

  1. Johann Heinrich Opitz (* 31. 03. 1826),
  2. Johann Friedrich Carl (* 14. 08. 1828, + 27. 05. 1847 Raben),
  3. Johanne Caroline Opitz heiratet den Freisassen Friedrich Opitz in Lebbin

Johann Heinrich Opitz (*1791) führt die Mühle für seine Frau und nach deren Tod 1846 für seinen Sohn bis zu dessen Volljährigkeit 1850. Er muss sehr gut wirtschaften: Die Schulden und Belastungen, die 1824 bei Testamentseröffnung nach dem Tod Romers bestehen, sind 1846 getilgt. Der Grundbesitz nimmt sogar gering zu, Opitz (*1791) hat von seinem Schwiegervater Andreas Thiele aus Rietz 5 Morgen Wiese am Baitzer Bach und bei Rottstock für 100 Taler und jährlich einen Fuder Heu erworben. Er besitzt weiterhin 1 Morgen 162 q - Ruthen Belziger Landschaftswiesen.

Dass die Grundstücke ohne Belastung sind, ist um so erstaunlicher, wenn man berücksichtigt, dass der Kauf in die Zeit die Ablösung der Servitute und die Separation fällt. Die Bauern können sich von ihren Lasten freikaufen, das Gemeindeland wird verteilt, die Bauern werden im eigentlichen Sinne Eigentümer.

Anlegung der Hypothekenbücher

In die Zeit, in der Opitz (*1791) die Mühle führt, fällt auch die Anlegung der Hypothekenbücher, für Raben werden diese 1832 herausgegeben.

Ab 1832 - nachdem die Alte Mühle in Dahnsdorf an Kuhlmey verkauft ist (siehe Dahnsdorf/ Komthurmühle) - wohnt die Mutter des Johann Heinrich Opitz (*1791), Marie Elisabeth Opitz, geb. Schroedter aus der Alten Mühle (Comthurmühle), in Raben. Am 9. Dezember 1839 vererbt sie ihrem Sohn 200 Taler für die Pflege und Wartung, die er ihr erwiesen hat.

  • Raben zählt 1843 132 Einwohner.

Testament der Anna Louise Opitz, geb. Thiele

Am 26.4.1846 ist Anna Louise Opitz, geb. Thiele, todkrank, sie klagt über ein Brustleiden und ist außerstande zu schreiben. Ihr Sohn, Johann Heinrich (*1826), holt Beamte aus Belzig herbei und sie verfasst ihr Testament.

Dies Testament gibt einen Eindruck von der Lebenserfahrung, Umsicht der noch nicht 50-jährigen Frau. Sie weiß sehr genau was sie will und verfügt, dass ihr noch minderjähriger ältester Sohn , Johann Heinrich (*1826), die Mühle und die Grundstücke erben soll. Bis in die Einzelheiten hat sie sich Vorstellungen gemacht, wie alles weiter laufen soll, wie für ihren Mann gesorgt werden soll, aber auch für den kränkelnden Sohn, Johann Carl, dessen weiteres Wohlbefinden ihr sehr am Herzen liegt. Schlechte Erfahrungen hat sie mit dem Vormundschaftsgericht gemacht, dieses versucht sie deshalb von vornherein auszuschalten. Es zeigt sich denn auch, dass sich ihre Kinder und ihr Mann ihrem letzten Willen fügen und das Testament nicht anfechten, um das ihnen gesetzlich zustehende Erbe zu erhalten.

Am 27. 4. 1846 stirbt Anna Louise geb. Thiele, verwitwete Romer verheiratete Opitz, 49 Jahre alt.

Der älteste Sohn, Johann Heinrich (*1826) ist gerade 20 Jahre alt, die Schwester Johanne Caroline und der kränkelnde Bruder Johann Carl dürften auch etwa in diesem Alter sein. Auf dem Hof ist weiterhin noch Marie Elisabeth Opitz (*1761), 84 Jahre alt.
Der Sohn Johann Carl Opitz verstirbt ein Jahr nach der Mutter am 27. 5. 1847. Dessen Erbteil (1.000 Thaler) fällt an den Vater Johann Heinrich Opitz (*1791) zurück.

Hiervon verteilt dieser:

  • 200 Thaler an seine Stieftochter Johanne Louise Kettmann Lüsse/ Mühle
  • 200 Thaler an seine Tochter Johanne Caroline Opitz und
  • 200 Thaler an den Sohn Johann Heinrich Opitz (*1926), dem er auch den Rest,
  • 400 Thaler zu 4 % Zinsen leiht.
  • Die Tochter Johanne Caroline heiratet einen Freisassen Friedrich Opitz in Lebbin, sie wird dann als Freisasse Opitz bezeichnet. Sie hat sich unter Abtretung ihres Hypothekenbriefs an den Böttchermeister Hannemann in Belzig 1.300 Taler auszahlen lassen.

Vier Jahre lang, bis 1850, führt Mühlenmeister Opitz (*1791) die Mühle und den Hof für seinen Sohn bis zu dessen Volljährigkeit.

Rabener Chronik

  • In der Revolution des Jahres 1848 zeigt auch die Rabener Landbevölkerung große Widerspenstigkeit. Dieser macht erst der eingesetzte Amtmann Wilhelm Witte ein Ende.
  • Im Jahr 1849 ist der Herzog Leopold Friedrich von Anhalt dreimal, nämlich im Juni, Juli und August auf dem Rabenstein zu Besuch.
  • Auf dem Rabenstein wird im Jahre 1850 an Stelle des vorhandenen Brunnens, "dessen Räderwerk die Mühle in Raben anzutreiben hatte eine eiserne Pumpe gesetzt, diese muss der Müller dann in Stand halten und schmieren aber nicht neu liefern." Als aber auch diese versagt - 1852 wird die Dienstbarkeit des Müllers aufgehoben - wird 1863 mit einem Kostenaufwand von 7.000 Talern eine 1.100 m lange Wasserleitung vom Brennereigebäude, das 1851 erbaut wurde, zum Rabenstein hoch verlegt.
  • Ein besonderer Festtag war der 27. 8.1849, als der König von Preußen, Friedrich Willhelm IV. zur Enthüllung des Denkmals auf dem Schlachtfelde von Hagelberg in Belzig weilt. Während der Feier kommen auch der Herzog und die Herzogin von Anhalt - Dessau, die gerade auf dem Rabenstein weilen, und bereiten dadurch dem König eine unerwartete Freude.


Johann Heinrich Opitz (*1826)ab 1850 Eigentümer der Mühle in Raben

Johann Heinrich Opitz (*1826) ist der erste Opitz, der in der Rabener Mühle geboren wird. Er hat zwei Geschwister, Johann Carl (27. 5. 1847) und Johanne Caroline. Er wächst in einer Zeit auf, in der sich das vormals sächsische Gebiet, das Amt Belzig, daran gewöhnen muss, preußisch zu sein. Grundbücher werden 1832 angelegt, die Lasten der Grundstücke hierin aufgeführt, die Servitute abgelöst.
Als er zwanzig ist - also noch bevor er volljährig ist - denn das ist man damals erst mit 24 Jahren - stirbt seine Mutter und vererbt ihm die Mühle. Bis zur Volljährigkeit führt der Vater, der Mühlenmeister Heinrich Opitz (*1791), die Mühle für ihn, dann - Johannis 1850 - wird Raben No. 6 sein Eigentum.
Seiner Schwester, Johanne Caroline, die den Freisassen Friedrich Opitz in Lebbin geheiratet hat, muss er 1.300 Thaler in 1/4-jährlichen Raten zu 5 % zu verzinsen, zahlen.
Die im Haus wohnende Großmutter, Maria Elisabeth Schroedter verh. Opitz, vererbt am 23.1.1848 ihr gesamtes Eigentum an ihren Sohn, Johann Heinrich Opitz (*1791). Das Altenteil hat sie weiter bezogen auch nach dem Umzug in die Mühle in Raben und zwar von dem jeweiligen Besitzer der Mühle in Dahnsdorf Dahnsdorf/ Komthurmühle , ab 1832 von Ernst August Otto.

1851 Johann Heinrich Opitz (*1826) und Friederike Karoline geb. Näthe(*1830) heiraten

Am 24. 4.1851(8.Mai 1851), ein Jahr nach der Volljährigkeit und nachdem er Mühlenbesitzer geworden ist, heiraten Johann Heinrich Opitz (*1826) und die gerade 21-jährige Friederike Karoline (* 8. 4.1830 + 19.2.1891), Tochter des Erb- Lehn- Gerichtsschulzen Peter Näthe (*15.3.1797) und dessen Frau Maria Elisabeth geb. Görisch aus dem Nachbardorf Bergholz. Friederike kommt aus "altem bäuerlichen Adel".
  • Im Erbbuch von 1550 Bergholz/ Erbbuch 1550 wird ein Nöte / Näte erwähnt: Merten Nöte, Richter (Laurenz Nöte) hat Haus, Hof und 3 freie Lehenhufen, gibt auf den Fall (Erbanfall) 1 Schock 30 Gr. Lehenware, lehnet dem Amt und zinst darin 7 Gr. Pferdegeld Pfingsten, 5 Gr. Wiesenzins, 1 Sch. Dürrkorn, Martini 12 Hühner.

Die Separation 1821 und das Ablösungsgesetz von 1850

Bei Antritt der Erbschaft 1850 ist im Hypothekenbuch für die Rabener Mühle unter der Rubrik II "Beständige Lasten und Beschränkungen des Eigentums und der Disposition" eine lange Liste von Belastungen aufgeführt, die der Besitzer der Mühle zu tragen hat und entspricht etwa der Anzahl der Lasten, die im Testament von Romer jr. aufgeführt sind. Die Mühle in Raben ist nicht von dem Regulierungsedikt vom 14. 9. 1811 erfasst worden, denn die Ablösung der Naturaldienste und Zahlungen hat bis Mai 1852 noch nicht stattgefunden. Auch an der Separation 1821 dürfte die Mühle nicht teilgenommen haben, denn der Besitz ist bis 1852 gleichbleibend. Das Ablösungsgesetz von 1850 dehnt die "Bauernbefreiung" auf alle landwirtschaftlichen Betriebe und alle Vertragsverhältnisse aus - auch die privaten - wie dies ursprünglich mit dem Regulierungsedikt von 1811 beabsichtigt war.
Nun nimmt die Rabener Mühle auch an der Separation teil, sie bekommt Anteile an dem in gutsherrlich - bäuerlichen Gemeinbesitz befindlichen Weide-Wald und Wasserflächen: Der Landbesitz der Mühle nimmt zu. Dr. Boehmer schreibt, dass die Ablösung der auf den Dörfern lastenden Servitute (Dienstbarkeiten) teils in Körnern, teil in Land stattgefunden hat und dadurch der Besitz des Rabenstein "immerfort zunimmt". Aus den Körnern, die dem Rabenstein zustehen wird ein Kapital von 20.000 Talern. Die Dörfer Raben, Klepzig, Groß- und Kleimarzehns geben statt baren Geldes Land, so dass der Grundbesitz des Rabensteins 3.100 Morgen = 7.750 Hektar beträgt.

Folgende Kinder von Johann Heinrich Opitz (*1826)und Friederike Karoline (*1830)werden in der Mühle in Raben geboren:

  • 12.6.1852 Alwine Pauline heiratet Puls in Hohenwerbig
  • 20.12.1853 Luise Mathilde " Wachsmuth in Nichel
  • 05.10.1855 Johann Heinrich übernimmt die Mühle in Raben
  • 24. 5.1857 Anna Caroline heiratet Puls in Klein Marzehns
  • 18. 2.1859 Elisabeth Pauline " Kühn, Belzig
  • 04. 12.1860 Maria Anna " Friedrichs, Locktow/ Mühle
  • 06. 8.1863 Friedrich Wilhelm dessen Tochter Maria heiratet Bethge in Berlin
  • 23. 6.1865 Ernst Gustav heiratet Ottilie geb. Pannier
  • 10. 9.1867 Marie Emma bleibt ledig.

Der Großvater, Russlandfeldzugteilnehmer und Müllermeister, Johann Heinrich Opitz (*1791), stirbt am 12. 11. 1868.

Einwohnerzahlen Raben

1843 132 Einwohner
1867 200
1871 192 Danach ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen:
1895 166
1902 167

Nach dem Krieg 1870/71 werden die Hypothekenbücher durch Grundbücher abgelöst.

Am 19.2.1891 stirbt Friederike Karoline Opitz geborene Näthe (60 Jahre alt).Bis 1892 gehen vier Kinder aus dem Haus. Opitz (*1826) zahlt ihnen Mitgift oder das Vaterteil aus. Ein Jahr später, am 31. August 1892 verkauft Opitz (*1826) seinen Besitz, die Mühle, das Wohnhaus und die Grundstücke für 19.275 Mark an seinen unverheirateten 37-jährigen ältesten Sohn Johann Heinrich Opitz (*1855). :*Er reserviert für sich ein Altenteil und freies Essen, Trinken und Wohnen für die unverehelichte Tochter Anna (32 Jahre alt).
  • Er muss seinen Bruder Gustav auszahlen, hierfür muss er 6.000 Mark zuzüglich 225 Mark Hochzeitsbeihilfe aufbringen. Außer ihm wohnen noch
  • seine Schwestern Anna (32?) und Maria (25) in der Mühle in Raben. Ihnen sollen je 4.500.- Mark zusätzlich 525.- Mark Hochzeitsbeihilfe ausgezahlt werden.

Johann Heinrich Opitz (*1826) lebt noch knapp 1 Jahr und 5 Monate als Altsitzer. Er stirbt am 16. 1. 1894.

Johann Heinrich Opitz (*1855) ab 1892 Eigentümer der Mühle in Raben

Johann Heinrich Opitz wächst mit zwei Brüdern und fünf Schwestern in der Mühle in Raben auf. Als Kind erlebt er - auch bewusst - seinen Großvater, den Teilnehmer des Russlandfeldzuges Napoleons Grenadier Johann Heinrich Opitz (*1791).Der Großvater stirbt 1868, als Johann Heinrich 13 Jahre alt ist. Beim Krieg 1870/71 ist Johann Heinrich 15 Jahre alt, das Deutsche Reich wird proklamiert, die Gründerjahre folgen, die Währung ändert sich zu Mark und Pfennigen. Die Geschwister verlassen den Hof, heiraten Bauern in den Nachbardörfern.

'Handschriftliche Berichte aus der Mühle und aus Raben'

In seinem Tagebuch, das Johann Heinrich Opitz in der Zeit von 1889 bis ca.1. Oktober 1890 führt, notiert er Dinge aus der Landwirtschaft, Aussaaten, Ernten, aber auch die

Löhne des Gesindes und die Namen:

  • Karoline Wägner,Klepzig große Magd 114 Mark

1895

  • Gottfried Paul großer Knecht 240 Mark
  • Friedrich Paul kleiner Knecht 192 Mark
  • Karoline Wegner Klepzig große Magd 127 Mark
  • Friederike Heinrich kl. Magd v. 1. 5. 1895 -1. 1.1896 51 Mark

1896

  • Gottfried Paul 240 Mark
  • Friedrich Paul 174 Mark
  • Karoline Wägner 117 Mark
  • Minna Raeck kl. Magd
Anmerkung:
Die Barbeträge sind Jahresgehälter, sie wurden in vier Raten ausgezahlt.Zu diesen Jahresgehältern sind aber noch Naturalzuwendungen hinzuzurechnen: Freie Kost und Logis. Als billigere Arbeitskräfte waren ansonsten die Kinder auf dem Hof, später dann die noch unverheirateten Geschwister. Für Erntezeiten wurden zusätzlich Tagelöhner eingestellt.

Am 24.3.1898 heiraten Johann Heinrich Opitz und Emilie Kappert(*13.12.1873 Weddin +6.12.1938 Raben) Tochter des Kossäthen Karl Kappert und dessen Frau Friederike Gutewort aus Weddin.

"Flaschenpost" aus dem Jahr 1898 wird 1977 gefunden

Am 28.6.1898 fertigt Opitz ein Schreiben, das zusammen mit einem Brief des Lehrers in die Wand des Schulgebäudes, das bis zum 17.10.1898 fertig werden soll, eingemauert wird. In diesem Schreiben, das bei Umbauarbeiten der Schule zur neuen Konsumstelle in einer Flasche 1977 gefunden wurde beschreibt Opitz das Dorf Raben zur damaligen Zeit. Er erzählt davon, dass sein Lehrer und väterlicher Freund der Lehrer Caesar gewesen ist. Dass er von diesem seine Lebensanschauung und sein gesamtes Wissen bekommen habe.
  • Der Prediger heißt Boehmer,
  • der Lehrer Fischer,
die Hüfner:
  • Hemmerling (Gastwirt)
  • Senff,
  • Händel,
  • Schulze,
  • Opitz (auch Mühlenbesitzer).
Weiter gibt es 1898 in Raben
  • 28 Büdner,
  • 2 Schmiedemeister,
  • 1 Schumachermeister und
  • einige Einlieger.
Der Text wurde vom damaligen Bürgermeister, Herrn Hoyer, dem Herrn Pastor Gleiniger zur Abschrift überlassen.

Brand in der Mühle und Neubau

Am 25.6.1915, brennen die Mühle und das Wohnhaus in Raben ab. Dem Mut der Emilie Opitz ist zu verdanken, dass sie aus dem brennenden Wohnhaus die Pappkiste mit den Dokumenten herausgeholt hat. Dadurch liegt eine lückenlose Aufstellung der Eigentümer der Mühle und eine Beschreibung der betrieblichen Verhältnisse samt Bauplänen vor. Im Mai 1916 wird der Neubau einer Schneidemühle genehmigt. Im Dezember 1916 ist das Bauvorhaben abgeschlossen. Weihnachten kann die Müllerfamilie im neuen Haus feiern.

Am 4.3.1924 stirbt Johann Heinrich Opitz.

Grabstein Johann Heinrich Opitz (1855) auf dem Friedhof in Raben
Ausschnitt Grabstein Opitz

Erbin ist die Tochter:

Johanna Emilie Maria Opitz (*1899) ab 1924 Eigentümerin der Mühle in Raben

Nach der "Republikflucht" der Eigentümerin im Jahr 1953 werden Mühle, Sägwerk und Bauernhof enteignet. Das Sägewerk wird demontiert und die Maschinen werden in das staatseigene Wiesenburger Sägewerk eingebaut. Die Mühle wird vom bisherigen Pächter weiter betrieben. Nach Stillegung der Mühle werden das Mühlrad entfernt und der Mühlenbach zugeschüttet. Die Stallungen und der Hof wurden von der LPG Raben genutzt. Das Wohnhaus des Müllersfamilie in Raben wird nach dem Weggang der vorherigen Eigentümer weiter von den Flüchtlingsfamilien aus Schlesien und aus Litauen bewohnt. Die LPG Raben baut 1988 im Wohnhaus vier Wohnungen aus und das Mühlengebäude zu einem Wohnhaus um.

Quellen

Literatur: Autoren und Titel

Böhmer, Julius, D, Unsere Heimat, Stuttgart 1904

Brandt, Johann Carl, Geschichte der Stadt Belzig und des Belziger Amts Bd. 1?2, Jüterbog, 1837

Dalitz, Siegfried, Die Chronik der Stadt Niemegk Bd.1 Hrsg. Fremdenverkehrsverein "Niemegker Land e. V 1998

Eilers, Johann Christoph, Chronicon Beltizense vom XII secule hergeleitet, Wittenberg 1743

Fischer, Reinhard E., Hsg.: H.H. Bielfeldt, Brandenburgisches Namensbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, Berliner Beiträge zur Namenforschung, Herrmann Böhlaus Nachf., Weimar 1970

Mühlmann, Theodor, Wanderung durch die Geschichte der Stadt Belzig, des Schlosses Eisenhardt und der Umgegend, Belzig 1870

Quade, Paul, Bilder aus Belzigs und Sandbergs Vergangenheit und Gegenwart, Selbstverlag des Verfassers, Belzig 1903

Riedel, Dr. Adolf Friedrich, 1.Bd.1843, 8.Bd.1847 9.Bd.1849, Codex diplomaticus Brandenburgiensis, Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten, Bd.II bearbeitet von Prof. Dr. Heffter, 1870

Rohrlach, P.P, Historisches Ortslexikon für Brandenburg Bd. 1, Hrsg.: Friedrich Beck, Veröffentlichungen des Staatsarchivs, Potsdam 1977


Kirchenbücher


  • Kirchenbuch von Dahnsdorf referiert von Pfarrer Rexin


  • Kirchenbuch von Niemegk referiert von Stefan Pirnack Niemegk


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