Wipperfürth, St. Nikolaus (rk)

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Die Pfarrgründung liegt für Wipperfürth völlig im Dunkeln. Das Pfarrarchiv ist 1456 verbrannt. Der Umfang der alten Pfarrei ist nicht mit den Grenzen der heutigen Stadt Wipperfürth identisch. Es umfasste bis 1795 weite Teile der heutigen Pfarrei Marienheide. Die Bewohner der "Honschaft Scharde" hatten ab 1450 das Recht sich an das Kloster Marienheide zu halten. Die Honschaft Scharde wurde daher 1831 der Neugründung der Pfarrei Marienheide zugeschlagen. Wipperfeld mit seinen beiden Honschaften "Schwarzen und Schneppen" bildete schon einige Zeit eine fast eigenständige Kuratpfarrei. Olpe wurde seit mindestens 1622 von Wipperfürth völlig unabhängig. Der gesamte Pfarrsprengel war also recht groß und hatte ca 240 kleine Ortschaften.

Nach einem weiteren Stadtbrand am 25.07.1585 verließ der damalige Pfarrer Thümmler (1582 - 1585) die Gemeinde mit seiner Conkurbine. In der Folgezeit bildete sich in Wipperfürth eine lutherische Gemeinde, die aber 1622 wieder einging. 1646 schreiben die Lutheraner in einer Gravamina an die Regierung in Düsseldorf, eine Hauspredigt sei in Wipperfürth eingegangen. Im Jahre 1626 werden Wiedertäufer in Wurth bei Kreuzberg genannt, die aber vor 1679 nicht mehr in der Pfarrei ansässig waren. Es ist bekannt dass der lutherischer Pfarrer von Rönsahl im 30jährigen Krieg 7 Jahre Gottesdienst auf einem Feld bei Scharde hielt. Schon 1625 werden Brautleute nach Rönsahl dimittiert. Um 1680 war fast die gesamte Honschaft Scharde und ein Teil der angrenzenden Honschaften Dierdorf und Biesenbach lutherisch. Allerdings wurden die Konfessionen erst um 1720 starr. So wurde erst um 1717 in Halver weniger wichtige Teile der Messe aus dem Gottesdienst entfernt. Noch um das Jahr 1690 kann man einzelne Familien in den Registern beider Konfession finden. Mischehen werden im 18. Jahrhundert sehr selten. Meistens wird ein Vertrag über die Erziehung der Kinder bei der Heirat geschlossen.

Die heute vorhandenen Kirchenbücher beginnen im Jahre 1623. Es handelt sich hierbei aber eher um ein Buch, in dem Heiratsverträge und Testamente aus den Jahren 1623 - 1634 erhalten sind. Für die Jahre 1623 - 1627 enthält das Buch die Heiraten und Sterbefälle, welche aber leider ohne Datum niedergeschrieben wurden. Dieses Buch ist im Pfarrarchiv in Wipperfürth erhalten geblieben. 1648 beginnt der damalige Pastor Wilhelm Erlhoff (1634 - 1663) das älteste erhaltene Kirchenbuch in Brühl. Leider lässt es sich nicht feststellen, ob ein älteres Register vorhanden war, bzw.warum gerade 1648 ein Kirchenregister eingeführt wurde. Auffallend ist, das einige von den umliegenden Gemeinden gegen Ende des 30jährigen Krieges mit dem Führen von Registern beginnen. Hier währen zu nennen: Halver (luth) 1646, Lindlar (rk) 1644 und Engelskirchen (rk) 1646, Rönsahl (luth) 1651, Marienheide (rk) 1658.

Das Kirchenbuch BA 2902 in Brühl ist ein altes "Anschreibebuch" : Also es ist lang, schmal und dick. Es beinhaltet TH 1648 - 1683, Sterbefälle 1661 - 1684. Der Pastor Gerhard Simonis (1668 - 1693) führte sehr gewissenhaft die Register. Er begann ab 1684 ein neues Register. Wahrscheinlich hat sein Nachfolger Heinrich Averhausen (1693 - 1721) ein eigenes Register geführt. Jedenfalls wurde das Kirchenbuch BA 2903 (THS 1683 - 1694) von ihm kaum genutzt und später zur Niederschrift einzelner Heiratsverträge genutzt. Das Register des Pastor Averhausen blieb leider nicht erhalten. In den folgenden Registern finden sich Hinweise darauf. Daher fehlen die Taufen 1695 - 1722, die Heiraten 1695 - 1724 und die Sterbefälle 1695 - 1728. Die Register des 17. Jahrhunderts sind gewissenhaft geführt. Durch die Verkartung und die sehr gute Überlieferung der Heiraten nach 1730 ist es möglich, die KB- Lücke ab 1695 für sehr viele Familien zu überbrücken.

Pastor Wilhelm Müller beginnt ab 1722 ein neues Register. Der erhaltene, sehr umfangreiche Foliant umfasst die Jahrgänge bis 1756 einschließlich. Das Buch hat heute die Signatur LK 425. Sehr gewissenhaft führte Pastor Tribell (1728 - 1752) die Register. Mit seiner Amtszeit wurden auch wieder Sterbefälle beurkundet.

Unter seinem Nachfolger Peter Joseph de Berges (1752 - 1765) führte man bereits Duplikate. Von diesen sind heute im Pfarrarchiv erhalten: TH 1752 - 1756, und Taufen 1762 - 1768. Weitere Fragmente befinden sich heute als Fragmente in Brühl unter der Signatur BA 2904. Das eigentliche Register mit der Signatur BA 2905 enthält die Amtshandlungen 1757 bis 1772. Leider ist in dieser Zeit nicht jede Amtshandlung beurkundet worden. Die Heiraten 1762 bis 1765 befinden sich heute im Original im Pfarrarchiv. Das Personenstandsarchiv besitzt davon eine Kopie. Lücken ergeben sich dennoch in den Jahren 1759 - 1762. Die Heiraten und Sterbefälle 1762 - 1765 scheinen jeweils ein Rechnungsbuch des damaligen Küsters Gottfried Henseler (+1786) zu sein. Pastor de Berges verließ seine Pfarrstelle 1765 und wurde Offizial und Stiftsherr in Bonn, wo er im Herbst 1795 verstarb. Ab teilweise 1761 führte sein späterer Nachfolger Peter Theodor Schwartz (1765 - 1790) die Register. Diese wurden vom Generalvikar Horn- Goldschmitt bei seiner Visitation 1768 nicht beanstandet.

Die vom Kurfürsten 1770 geforderten Duplikate sind heute vorhanden unter den Signaturen BA 2906 und 2907 im Personenstandsarchiv in Brühl. Diese enthalten leider nur TH 1770 - 1790 und TH 1790 - 1809. Pastor Schwartz begann 1773 ein neues Register. Dieses Register mit der Signatur LK 426 enthält Taufen, Heiraten und die Sterbefälle 1773 - 1790. Sein Nachfolger Johann Joseph Hamm (1790 - 1817) beurkundet keine Heiraten. Weder im Folgeregister LK 429, noch im Duplikat BA 2907 sind Heiraten enthalten. Heiraten fehlen für die Jahre 1791 - 1809. Nachdem die Kirchenbücher 1810 an die staatlichen Stellen abgegeben werden mussten, legte Pastor Hamm neue Bücher an. Darin notiert er aber die Heiraten der folgenden Jahre.

Der verheerende Stadtbrand am 03.09.1795 hat das Pfarrarchiv nicht zerstört. Angeblich sollen aber Akten im Turm der Pfarrkirche gelagert worden sein. Beim Stadtbrand hatte das hölzerne Zifferblatt der Turmuhr Feuer gefangen und die Kirche angezündet.

Die Kirchenbücher ab 01.01.1810 sind bis heute lückenlos im Pfarrarchiv erhalten. Das 1810 angefangene Kirchenbuch ist eine Abschrift, die der Notar Arnold Kemmerich erstellt hat. Ähnliche Abschriften wurden damalsfür einige Pfarrgemeinden erstellt, da die Originale ins zuständige Departement abgegeben werden mussten. Dieser Band endet Taufen und Heiraten 03.1817, Sterfälle 29.12.1818. Mit dem Tode des Pastor Joseph Hamm im Januar 1817 kommt die geistliche Registratur in Schwierigkeiten. Man hat also den Eindruck, man hätte einfach den Stil des 18. Jahrhunderts fortgeführt. Der nachfolgende Band 1816 - 1826 beinhaltet Taufen 1816 bis 1826. Die Taufen bis zum März 1817 sind gestrichen. Sie wurden von Kemmerich ins Vorgängerbuch eingetragen. Die Heiraten und Sterbefälle beginnen zum Januar 1819. Es entstand also eine Lücke bei den Heiraten von März 1817 bis Januar 1819. Dieses Buch ist aber eine Sammlung von verschiedenen Fasszirkeln. Man hat offensichtlich die einzelnen Bögen, die in der Sakristei zum Vorschreiben lagen,zu einem Folianten gebunden. Wechselnde Schriften, unterschiedliche Papiere und ungefähre Formate verraten dieses.


Im Pfarrarchiv ist unter der Nummer 536 eine nicht zu unterschätzende Sekundärquelle erhalten: Das Buch der Wollweberzunft 1685 bis 1803. Darin sind die Protokolle der Zunftsitzungen notiert. Für jedes Zunftmitglied stellte die Zunft eine Kerze nach seiner Heirat in die Pfarrkirche. Das "Wachsleucht der Geheirateten" ist für die Jahrgänge 1694 - 1724 und 1759 - 1762 die einzigste Quelle für Eheschließungen in Wipperfürth. Ansonsten sind nur die Generalvikariatsprotokolle in Köln erhalten.

Der Umfang der Pfarrei war im Mittelalter riesig. 1456 bekamen die Bewohner der Honschaft Scharde das Recht, sich an das Kloster Marienheide zu halten. Bis ins 17. Jahrhundert hatte die Pfarrei die Oberhoheit über die späteren Pfarreien Olpe und Wipperfeld. Olpe (St. Margaretha) wurde um 1622 selbstständig, Wipperfeld (St. Clemens) 1665. Nach einem langen Prozess löste sich 1795 Thier (St. Anna) von der Mutterpfarrei Wipperfürth. Nach der Neugründung der Pfarrei Marienheide (ab 1831 Maria Heimsuchung) kam die ehemalige Honschaft Scharde auch formal zu Marienheide. Kreuzberg trennte sich 1853 und Egen im Jahre 1871 von der Mutterpfarrei Wipperfürth. Zuletzt schied 1912 Agathaberg aus. In späterer Zeit folgten noch Niederwipper und Hämmern als quasi selbstständige Seelsorgebezirke. Heute sind wieder alle Pfarreien im Stadtgebiet Wipperfürth zu einer Großpfarrei zusammengefasst. Diese umfasst heute eine Fläche von ca 117 qkm mit über 240 Ortschaften.