Wiesenburg (Mark)/Landbuch

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Wiesenburg besteht als Mittelpunkt einer bedeutenden Begüterung, die sich einst zu einer großen Herrschaft ausgedehnt hatte. Neben der alten Slawenfeste Belzig glänzte in der Vorzeit durch hohes Alterthum und den Sitz seiner tapfern Ritter das deutsche Schloß Wiesenburg mit dem Dorfe gleiches Namens, das ehedem ein Markt- Fecken oder Städtchen war, über dessen Häusergiebeln und den Wipfeln von Buchen und hundertjährigen Eichen der alte feste Wartthurm des Schlosses Prangt, dessen Wirtschafts- Gebäude auch hier, wie bei Rabenstein außerhalb des Schloßraums liegen, mit seinen Überresten der alten ritterlichen Zeit, hohen Wällen, tiefen Gräben, festem Mauerwerk, Zugbrücke, Schloßthor, die da verkünden, daß hier einst auf dem ebenen Wiesengrunde der Hochebene eine mächtige Wasserfeste gewesen. Als erster Burgherr wird Gumpert von Wiesenburg um 1213 genannt. Nach öfterm Wechsel seiner Besitzer kam Wiesenburg zwischen 1416 und 1420 durch Kauf an die Gebrüder Hans und Thyle Brand von Lindau, deren Nachkommen es ruhmwürdig bis auf die neueste Zeit besessen haben. Benno Friedrich wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Stammhalter aller noch lebenden Brands von Lindau. Man nannte ihn vorzugsweise nur den reichen Brand, weil er alle zu Wiesenburg gehörigen Güter und Ländereien allein besaß; und diese bestanden nach den Erbbüchern von 1575 und 1592 aus folgenden Dörfern, Vorwerken, Schäfereien und wüsten Dorfstätten(von denen letztere mit einem * bezeichnet sind), als — Wiesenburg (Städtlein), Jeserik, Porzdorf*, Welsigke, Glindorf*, Allendorf*, Leistdorf* Setzteig, Briesen. Falkenberg*, Elsholz*, Garitz*, Schmerwitz (Rittergut), Vosdorp, Schrapsdorf, Wendisch-Borg sein brandenburgisches Lelm in der Zauche, bei Treuenbrietzen), Glück*, Sandberg (Gut), Reppelstädt*, Katzelitzke*, Melwitz, Pombsto*, Ziepsdorf und Käbno* Herzschörnichen*, Arnsnesta (ein Dorf), Welsigk (Dorf), Vicksdorf*, Steindorf (Vorwerk und Schäferei), Räppinchen (ein neues Dorf), Könsdorf*, Roitzsch, Reetz, Alaldorp (Vorwerk, Schäferei), Mittendorf*. Schmerz*, Gersdorf*, Schlammau, Großglin, Kleinglin, Mühle bei Gömnik.

Die Ortschaften, welche mit einem * versehen sind, waren schon im 16. Jahrhundert bei Abfassung der Wiescnburger Erbbücher wüste Feldmarken. Überhaupt haben Kriegsdrangsale, wie die des Hussiten-und des 30jährigen Krieges, das Belziger Land so hart betroffen, daß es innerhalb desselben auf dem verhältnißmäßig kleinen Raume von 14,13 Q-Meilen heut zu Tage nicht weniger, als 65 wüste Marken oder zerstörte Dorfstätten giebt.

Nach dem Ableben Benno Friedrichs, 1625, theilten seine Erben (er hinterließ 24 Kinder aus zwei Ehen) die Herrschaft Wiesenburg in zwei Theile, nämlich l) Wiesenburg-Wiesenburg und 2) Wiesenburg-Schmerwitz. Auf dem letztern Antheil wurde der alte Familienname Brand von Lindau bis auf die gegenwärtige Zeit fortgepflanzt; auf dem Wiesenburger Antheile aber erlosch der Name, als der letzte der dortigen Brands 1754 ohne männliche Nachkommenschaft verstarb. Er hinterließ zwei Töchter, von denen die eine an einen Herrn von Trotta, genannt Treyden, die andere an einen Herrn von Watzdorf verheirathet war. Das Rittergut Wiesenburg ging deshalb 1766 in zwei Theile, von denen der eine, Wiesenburg selbst, an die Familie Watzdorf, der andere, bestehend aus Mahlsdorf und Glin, an die Trotta-Treydensche fiel; zwei Brüder der zuletzt genannten Familie theilten sich aber noch weiter in ihr (Erbgut, und so entstanden die beiden Güter Mahlsdorf und Glin, jenes der Familie Treyden, dieses der Familie von Tschirsky gehörend, der es durch Verheirathung in die Treydensche Familie seit 1792 zugefallen ist. Das Gut Mahlsdorf, welches 1837 noch bei der Familie von Trotta-Treyden war, wird 1844 als der Familie von Goldacker gehörend aufgeführt; das Watzdorfsche Hauptgut aber ist seit der Spaltung der Herrschaft Wiesenburg im Jahre 1766 unverändert geblieben; es ist so groß, als die beiden Güter Mahlsdorf und Glin zusammen. Mit Schmerwitz sind es also vier Güter, worin die ganze Herrschaft Wiesenburg zerfallen ist. Ihr Gebiet ist es, welches vorzugsweise Brandsheide oder auch kurz die Heide genannt wird, dabei auch alle in diesem Theile des westlichen Flämings belegenen Ortschaften nicht anders als Heidedörfer genannt werden.

Die Bestandtheile eines jeden der vier Wiesenburger Güter sind gegenwärtig, 1854, folgende: —

1) Hauptgut Wiesenburg, im Besitz der Familie von Watzdorf; Wiesenburg, Schloß und Dorf, vormals Flecken (oppidum) oder Städtchen, welche Eigenschaft man dem Orte noch heute gern beizulegen pflegt; Jeserik und Jeserikerhütten, Dorf nebst Vorwerk; Setzteig mit Spring, Vorwerk und Dorf; Hagelberg, Gut; Lietze; Grützdorf, Vorwerk; Gut Sandberg 3ten Antheils, vor Belzig, mit der Stollenberger Schäferei.

Ferner gehören zum Hauptgute Wiesenburg folgende wüste Marken: Alberndorf, Batzdorf, Bersdorf, Burgsdorf, Falkenberg, Glümdorf, Glauden, Görz, Gotteisdorf, Gottesdorf, Glumendorf. Habelsberg bei Hagelberg, Herzhörnichen, Krinna, Knipsdorf, das Lenzener Hufengut, Lammdorf, Lindberg, Mildendorf, Pumpsdorf, Reppelsstedt, Rücksdorf und Ottmannsdorf bei Zahna im Wittenberger Kreise des Regierungs-Bezirks Merseburg.

2) Wiesenburg-Mahlsdorf; Besitzer: Familie von Goldacker. Mahlsdorf, Gut; Reetz, Dorf, nebst Neue Hütten; Räppinchen, Dorf, nebst der wüsten Mark Altee Hölle, welche mit dem Vorwerk Mahlsdorf verbunden ist.

3) Wiesenburg - Glin; Besitzer: Familie von Tschirsky. Klein- und Groß- Glin, Rittergut mit zwei Höfen, und die Dörfer Kleinglin und Welsik oder Welsikerhütten. Ferner werden zu diesem Gute mehrere wüste Marken und Einzelheiten gerechnet, als: Wölkau, Wiksdorf, ein Theil von Jeserik, Altemühle bei Gömnik, Selbeudorf, Lütgengollen, Rheinsdorf, die Schafwäsche und der Thiergarten.

4) Wiesenburg-Schmerwitz, im Besitz der alten Familie Brand von Lindau: Schmerwitz, Gut und Vorwerk, 1736 auf der seit 1500 wüst gelegenen Feldmark Schmerz von Karl Friedrich Br. v. L. neu erbaut; Groß-Briesen, Schlammau, Antheil an Medewitz (der andere Theil war Landesherrlich), so wie Medewitzerhütten, um 1700 angelegt und die nach Schlammau eingepfarrten Vorwerke und Anlagen Arnsnest, Steindorf, Lipsdorf, Springe und Reetzerhütten.

Der Gesammtflächen-Inhalt dieser Güter läßt sich auf zwei Quadrat-Meilen schätzen und davon fallen sicherlich ¾ auf das Forstland der Brandsheide. Von diesem Forstlande gehört dem Hause Schmerwitz ½ dem Hause Wiesenburg ¼ und einem jeden der beiden Güter Mahlsdorf und Glin 1/8.

Bemerkenswerth ist es, daß die „Brand zu Wysenburg" in zwei Epochen, 1577 und 1612, den „Edlen Herren" der Mittelmark als ein beschloßtes Geschlecht zugezählt werden.