Todesanzeige

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Die Totenrotel

Es war Brauch in der katholischen Kirche, bereits seit dem frühen Mittelalter, dass man den Tod einer bekannten oder hochangesehenen Person des Klerus, z.B. einem Bischof, einem Abt, einer Äbtissin, in schriftlicher Form per Bote von Kloster zu Kloster, von Kirche zu Kirche weiterverbreitete.

Dies geschah nicht nur um das Ableben dieser Persönlichkeit bekannt zu geben und seinen Lebenslauf und seine Verdienste ein letztes Mal zu würdigen, sondern auch um Gebete und Messen für dessen Seele abzuhalten um dadurch seinen Aufenthalt im Fegefeuer zu verkürzen.

Dieser Nachruf wurde im Konvent des Verstorbenen geschrieben. Die einzelnen Blätter aus Pergament wurden seitlich zusammengeheftet und auf einen Holzstab aufgerollt, dem Totenrotel.

Diese Totenrotel traten dann ihre Stations-Reise in die nächsten benachbarten Klöster an. Befördert wurden sie von einem speziellem Boten, dem Rotularius, der nicht einer Bruderschaft angehörte, sondern immer aus dem Laienstand kam. Seine Aufgabe war es auch den Nachruf im Konvent des besuchten Klosters, vor dem Abt, der Äbtissin und vor allen Mönchen oder Nonnen zu verlesen.

Nach dem Verlesen wurde vom gastgebenden Konvent eine weitere Elegie, ein Epitaph zu Ehren des Toten verfasst und sie an die Pergamentrolle angeheftet, die damit wiederum einige Blätter länger wurde. Der Rotularius übernahm die Totenrotel wieder und brachte sie an den nächsten Bestimmungsort.

Es hing von der Persönlichkeit und dem Bekanntheitsgrad des Verstorbenen ab wie weit die Rotel herumgereicht wurde.

Bei sogenannten Gebetsbruderschaften, zu denen sich benachbarte Klöster verbunden hatten, war die Reisedauer nicht sehr lange. Es war wichtig, dass die Todesrotel in den ersten 30 Tagen möglichst viele Klöster erreichte, denn es sollten in diesem Zeitraum auch möglichst viele Messen gehalten bzw. viele Gebete gesprochen werden um der "Armen Seele" im Fegefeuer Unterstützung zu gewähren.

Nach Abschluss der Rundreise, kam die Totenrotel in den ausgehenden Konvent zurück und wurde dort aufbewahrt.

Die Todesnachricht - anzeige

Die Verbreitung der Nachricht vom Tode einer besonderen Persönlichkeit war nicht nur für den Klerus wichtig. Auch für den Adel und das gehobene Bürgertum war es von Interesse vom Dahinscheiden eines Verwandten, Bekannten oder sogar Konkurrenten zu erfahren.

Es ist anzunehmen, dass die ersten Benachrichtigungen vom Tode eines Angehörigen, des Adels, Hochadels und sonstigen nicht dem Klerus angehörigen Personen, mündlich durch Boten (Herolde) erfolgte.

Ein gedrucktes Exemplar einer Todesnachricht ist erstmals aus dem Jahr 1493 bekannt, das in Wien zum Tode von Kaiser Friedrich III zur Verteilung kam.

Mit der Todesnachricht (Parte) wurden, neben dem Namen und dem Todeszeitpunkt des Verstorbenen, Ort und Zeit der Begräbnisfeierlichkeiten und die Einladung zur Teilnahme am Begräbnisritus übermittelt.

Es ging dabei nicht immer nur um das Seelenheil des Toten und dessen Grablegung, die Nachricht konnte auch Auslöser von profaneren Aktivitäten sein. Die Regelung einer Nachfolge oder die einer zukünftigen politischen Entscheidung hingen nicht selten von solchen Nachrichten ab.

Heute erscheinen Todesanzeigen in erster Linie in der Presse. Schwarz umrandet kommen sie uns beim Lesen der Zeitung fast täglich vor die Augen.

In Italien kann man die Nachricht vom Ableben eines Mitbürgers noch heute in Form von Din A4 bis Din A5 großen, schwarz umränderten Plakaten an den Hauswänden und öffentlichen Anschlagtafeln angeheftet sehen.

Die persönliche schriftliche Benachrichtigung im Kreise der Verwandt- und Bekanntschaft ist neben der Veröffentlichung in der Presse natürlich nicht aus der Mode gekommen und gehört zum guten Ton.


Mit freundlicher Genemigung von Werner Ollig, mailto:ollig@t-online.de, http://www.genealogy.net/privat/ollig/



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