Oldenburg (Oldenburg)/Wirtschaft

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Hierarchie

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Wirtschaft

Handel u. Gewerbe vor 1950

Jahrmärkte in Oldenburg seit 1243 nachweisbar. Stapelzwang für Friesen, Westfalen und Bremer bis 1278. Handelsverträge der Grafen mit Bremen 1243, 1254 und 1261, Vertrag zwischen Stadt Oldenburg und Bremen 1355. [1]

Die Landesherrschaft setzte erfolgreich ihre Mitwirkung bei der Privilegierung der Ämter durch (Barbieramt 1584, Krameramt 1599). Später erteilten die Grafen allein die Privilegien, so an die Kramer 1609, Glaser 1618, Faßbinder 1647, Barbiere 1661 bzw. 1669, Leineweber 1665 bzw. 1699, Drechsler 1667, Bäcker 1669. Ohne städt. oder gräfl. Priv. konstituierte sich die Schiffergesellschaft 1574. Handelsgüter waren 1428: Bremer und Oldenburger Bier, Wein, Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Heringe, Butter, Roggen, Gerste, Öl, Salz, Holz. Kornausfuhr von gräflicher Erlaubnis abhängig.

Neben dem Landhandel Schiffsverkehr auf der Hunte zur Weser, auch über See. Mitglieder der Schiffergesellschaft holten Heringe aus Holland, Emden, Schonen, Korn aus Dithmarschen, Lüneburger Salz aus Hamburg, Fische von Bergen und Island, Holz aus S-Norwegen. Islandpartenreedereigesellschaft 1580, deren Schiffe jährlich Island besuchten und dort einführten: Mehl, Honig, Met, Oldengurger Bier, Branntwein, Tuche, Leinwand, Hemden, Schuhe, Hüte, Eichen- und Tannenbretter, Bootskiele und -steven, Metallwaren, Teer, Wachs, Netzgarn. (Geschäftsbücher der Gesellschaft erhalten.) Aus Island holten sie: Stockfisch, Lachs, Tran, Watmal (grobes Wollzeug), Schafe, Butter, Hosen (lange Strümpfe), bis die Insel 1601 für den ausländischen Handel völlig gesperrt wurde. Nach anderen Geschäftsbüchern stadtoldenburgische Kaufleute in Oldenburg Einfuhr von niederländischen Tuchen, norwegischen Fischen, Lüneburger Salz; Ausfuhr von Malz, Flachs, Wolle. Um 1680 Einfuhr von Lüneburger Seife, Bremer Bier, Danziger Roggen, pommerscher Gerste, holsteinischen Weizen, kurländischen Hafer; Ausfuhr von Getreide, Leinsaat, Handwerksgütern. Ende 17. Jh. Großhandel oldenburgischer Kaufleute mit Getreide, Salz, Leinsaat, dazu Reedereibetrieb mit eigenen Schiffen nach den Ostseehäfen, Spanien und Portugal; Einfuhr von Kolonialwaren; aus Norwegen Teer, Tran, Stockfisch, aus Holland Kalk.

Im 17. und 18. Jhdt. verlor Oldenburg infolge Zunahme der Schiffsgröße und infolge Versandung der Hunte fast ganz die Verbindung mit der See. Elsfleth und Brake boten als Weserhäfen günstigere Seeverbindungen und wurden daher auch von stadtoldenburgischen Reedern bevorzugt. B. C. von Münnichs Projekt einer Kanalverbindung zwischen Oldenburg und Elsfleth (um 1765) kam nicht zur Durchführung. Man half sich in der Folgezeit mit kleinen Begradigungen und Durchstichen der vielen Hunteschleifen. Grundlage des Handels- und Geschäftslebens in erster Linie die Landwirtschaft des Oldenburger Landes und des Weser-Ems-Gebietes mit ihrem Bedarf und ihren Produkten (Landwirtschaftliche Maschinen, Getreide, Butter, Eier, Pferde, Rinder, Schweine, Geflügel). Starke Antriebe durch die Oldenburger Landwirtsch.-Gesellschaft (1818), abgelöst durch die Landwirtschaftskammer (1900), deren Bereich seit 1937 auf das Weser-Ems-Gebiet (Bez. Oldenburg, Aurich, Osnabrück) ausgedehnt wurde. Mehrere Züchterverbände mit Sitz in Oldenburg. Aus dem Verband des oldenburgischen landwirtschaftl. Genossenschaften (1890) entwickelte sich seit 1944 ein Raiffeisen- Genossenschaftsverband Weser-Ems mit zentralen Lagern und Umschlagstätten in Oldenburg (Landwirtschaftl. Zentralgenossenschaft, Butter- und Eier-Zentralgenossenschaft, Zentralgenossensch. für Viehverwertung). Pferdemarkt (1803), um 1950 nur noch für die jährliche Hengstkörung. Landestierschauen und Viehauktionen (seit 1926) in modernen Hallen. Absatz vor allem nach Westfalen und dem rheinisch-westfäl. Industriegebiet.

Handelshäuser u. Fabriken vor 1950

Ältere Firmen: Joh. Hungerhove (1512 bis 1545), Hinr Helmers (1667-82), Hans Jürgen Steinmann (1673-86), Joh. Nienburg (1664 bis 1700), Lübbe Christoffer Nienburg (1690-1705), Herrn. Mencke (1701-02); Geschäftsbücher aus den betr. Jahren sind erhalten.

Jüngere Firmengründungen seit Ende 18. Jh.: Tabakfabrik J. G. Schrimper (1790), Manufakturwarengesch. von P. F. Ritter (1793) und A. G. Gehrels (1811), Seifenfabriken von E. A. Schröder (1790) und G. W. Schlömann (1812), Zuckerfabrik von N. G Bulling (1800), Handelshaus C. & G. Ballin (1811).

Die Kontinentalsperre wirkte teils hemmend, teils belebend. Der Beitritt des oldenb. Staates zum „Steuerverein" (1836) bzw. zum Dt. Zollverein (1853) wirkte sich durchweg günstig aus. Auf den Geesthöhen von Donnerschwee entstanden 2 Brauereien: Jürgens-Haslinde (1825), Hoyer & Sohn (1842). Vor dem Stautor an der Hunte siedelten sich mehrere Industrieanlagen an: Zuckerfabrik, Kalköfen, 2 Windmühlen, Dampfölmühle, Steinguttöpferei, Eisengießerei mit Zementwarenfabrik, Spiritus- und Preßhefefabrik, Schiffswerft (Brands Helgen 1850), Maschinenfabrik A. Beeck (1851). In O.-Osternburg entstand die Oldenb. Glashütte (1845) und die Warpsspinnerei (1858). Erste Dampfschiffsverbindung vom Stau mit den Weserhäfen 1845. Der wirtschaftl. Aufschwung des Dt. Reiches machte sich in Oldenburg kaum bemerkbar. Die „Gründerzeit" hat wenig Unternehmungen hervorgebracht. Molkereigründung von Rüdebusch (1876). Die Oldenburgisch-Portugiesische Dampfschiffsreederei (1880) arbeitete anfangs für die Oldenburgische Glashütte (Flaschenausfuhr nach England und Oporto), später Stückgüterverkehr nach Portugal, Spanien, Marokko, Kanarische Inseln. Rückfracht: Korkrinde, Weine, Erze, Bananen. Bei Zunahme der Schiffsgröße Abfertigung von Brake, dann Bremen, seit 1915 Sitz der Direktion in Hamburg.

Obwohl Oldenburg bis 1918 wesentlich Hof-, Militär-, Verwaltungs- und Rentnerstadt war, entwickelte sich doch weiterhin dort Industrie auf bodenständiger Grundlage in der Nachbarschaft: Torfgewinnung und -verwertung (Torfstreu, Torfkoks), Ziegeleien, Brennereien, Brauereien, Molkereien, Margarinefabrik, Molkereimaschinenfabr., Glasformenfabrik. Ed. Beyer, Chem. Fabriken, Faßfabrik, Sägewerk usw., meist mittelgroße Betriebe. Einziges Großunternehmen die 1923 von Georg Bölts gegr. Fleischwarenfabrik, übernommen 1927 von der Groß-Einkaufs-Gesellseh. Dt. Konsumvereine (GE G). Seit Eröffnung des Küstenkanals (1935) stärkeres Speditionsgeschäft (Midgard, Rhein-Umschlag, Haniel).

Organisation des Handwerks und der Kaufmannschaft im Gewerbe- und Handelsverein (1840), dessen Aufgaben übernommen von der Oldenb. Industrie- und Handelskammer (1900) und der Handwerkskammer (1900). Durch Zusammenarbeit von Firmen, Vereinen und Berufsvertretungen kamen Industrie- und Gewerbeausstellungen in Oldenburg zustande (1842, 1844, 1847,1854,1865,1875,1885). Große Nordwestdt. Ausstellung Oldenburg (1905). Fortsetzung durch die „Braune Messe" (1934), die „Nordwest-Messe" (1949) und die „Jubiläumsausstellung" der drei Kammern, verbunden mit einer Leistungsschau der Tierzüchter im Gebiet Weser-Ems (1950).

Verkehrseinrichtungen vor 1950

Die Lage von Oldenburg an der Grenze verschiedener Wirtschaftsräume (Marsch, Moor, Geest) in Verbindung mit der Möglichkeit, die auf den Geestausläufern hinzuziehende Südost-Nordwest-Straße hier über die sumpfige Hunteniederunng zu führen, hat der Stadt schon früh eine Bedeutung als militärischer Stützpunkt und Verkehrssiedlung verliehen. Im mittelalterl. Straßennetz war Oldenburg ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Zu der Nordsüd-Verbindung kam mit dem Aufkommen der Postkurse zwischen Hamburg und den Niederlanden die Ostwest-Verbindung.

Im 19. Jh. behielt Oldenburg durch den Ausbau des neuzeitlichen Straßensystems (Kunststraßen) seine Stellung als Knotenpunkt. In Oldenburg kreuzen sich um 1950 die Bundesstraßen Bremen-Oldenburg-Leer-Groningen und Wilhelmshaven-Oldenburg-Diepholz mit Anschluß nach Osnabrück. 9 km nördl. Oldenburgs Abzweigung der Bundesstraße nach Brake (mit Anschluß nach Nordenham). Außerdem gehen um 1950 von Oldenburg zahlreiche Landstraßen nach allen Richtungen aus, darunter die Küstenkanalstraße Oldenburg-Papenburg.

Im Eisenbahnnetz ist 0ldemburg ebenfalls zentral gelegen.

  • Erste Eisenbahnverbindung Bremen-Oldenburg-Wilhelmshaven (1867).
  • Weitere Hauptlinien Oldenburg- Leer-Neuschanz (-Groningen) (1869),
  • Oldenburg-Osnabrück (1875-76),
  • Oldenburg-Brake (1896) mit Anschluß an die Strecke Hude-Nordenham.

Im Binnenschiffahrtsverkehr wächst die Bedeutung von Oldenburg mit dem Ausbau der Kanalverbindung zwischen Niederweser und Ems. Bau des Hunte-Ems-Kanals 1851-93 als Kleinschiffahrts- und Moorentwässerungskanal zwischen Oldenburg und Leer bzw. Hunte und Leda. Ausbau zum Großschiffahrtsweg „Küstenkanal" auf der Strecke Oldenburg-Kampe-Dörpen mit Anschluß an den Dortmund-Ems-Kanal (1922-34). Gleichzeitig Ausbau der Hunte unterhalb Oldenburgs als Reichsseewasserstraße. Nachdem die Hunte- und Weserkorrektion (1883 bis 1900) das Fahrwasser vertieft hatte, Hafen in Oldenburg 1905-09 erweitert und mit Kränen und Lagerschuppen versehen. Seit 1935 Umschlag- und Durchgangsverkehr zwischen Niederweser- und Ruhrhäfen für 1.000-t-Schiffe. Eisenbahnbrücke über die Hunte bei Oldenburg (Drehbrücke 1905, Umbau zur Klappbrücke 1949/50), Amalienbrücke und Cäcilienbrücke über den Küstenkanal (Hubbrükken 1927-28). Flugplatz Alexanderheide 1931 für den Zivilverkehr begonnen, 1934 Ausbau durch die Wehrmacht zum Fliegerhorst.

Umgebungsbedeutung um 1950

Oldenburg ist Verwaltungszentrale und kultureller Mittelpunkt des ehemaligen Landes und späteren Verwaltungsbezirks Oldenburg, darüber hinaus wirtschaftl. Schwerpunkt für das Gebiet zwischen Weser und Ems. Die Stadt besitzt 1950 ein großes unmittelbares Einzugsgebiet. Zum engsten Einflußbereich von Oldenburgs gehören 1950 die Orte Rastede, Wiefelstede, Zwischenahn, Edewecht, Wardenburg, Kirchhatten und Hude. Aber auch die entfernteren Orte niederer Ordnung, wie Varel, Westerstede, Apen, Friesoythe, Cloppenburg, Wildeshausen, Berne und Elsfleth, gehören 1950 noch in den weiteren Bereich von Oldenburg. Das gilt sogar für die benachbarten großen Industriestädte mit eigenem Einzugsgebiet, wie Delmenhorst, Brake, Nordenham und Wilhelmshaven.

Fußnoten

  1. Quellen: Niedersächsisches Städtebuch. (Hrsg.) Erich Kaiser (1952)

Literatur

  • H. Hemmen, Die Zünfte der Stadt Oldenburg im MA.. In : Jb. für die Gesch. des Hzt. Oldenburg 18 (1910).
  • D. Kohl, Oldenburgisch-isländischer Handel, in: Oldenb. Jb. 31(1905).
  • D. Kohl, Übersee-Unternehmungen oldenb. Grafen. in: Hans Geschbll. (1910).
  • D. Kohl, Materialien zur Gesch. der oldenb. Seeschiffahrt, in: Oldenb. Jb. 16 (1908).
  • H. Lübbing, Handelsverkehr z. Z. der fries. Konsulatsverfassung, in: Oldenb. Jb. 31 (1927).
  • K. Rastede, Aus Geschäfts- und Rechnungsbüchern Oldenburger Kaufleute im 16. und 17. Jh., in: Oldenb. Jb. 42 (1938).
  • Führer durch Oldenburg und Umgebung (1949).
  • 0. Tenge, Die Korrektion der Häute, in: Z. für Verwaltung usw. im Hzt. 0. 23 (1896).
  • G. Holtzinger, Festschrift des Oldenb. Gewerbe- und Handelsver. (1891).
  • Hadeler und Jungermann in: Landeshauptstadt 0. (1927).
  • K. Hoyer, Gesch. der Oldenb.-Portug. Dampfschiffsreederei (1932).
  • K. Rastede, Aus Geschäfts- und Rechnungsbüchern Oldenburger Kaufleute im 16. und 17. Jh., in: Oldenb. Jb. 42 (1938).
  • H. Kohorst, Standort der oldenb. Industrien (1939).
  • H. Lübbing, Die älteste Oldenburger Zuckerfabrik, in Heimatbeilage 49 der NW Ztg. 5. 10. 1950.
  • R. Bremer, Brands Helgen (1950).
  • F. Paetz, Die Landessparkasse zu Oldenburg 150 Jahre (1936).
  • M. Muß, Die Staatl. Kreditanstalt des Hzt. Oldenburg (1913).
  • J. Stein. Die Oldenb. Landesbank bis zum Großen Krieg (1932).
  • H. Breuning, Gesch. der oldenb. landwirtschaftl. Genossenschaften (1919).
  • G. Rüthning, Gesch. der oldenburgischen Post (1902).
  • H. Lübbing, Der Handelsverkehr z. Z. der fries. Konsulatsverfassung, in: Oldenb. Jb. 31 (1927).
  • A. Kleene, Die Straßen Oldenburgss, geogr. betrachtet (1928).
  • G. Friedrichs, Die oldenb. Schiffahrtskanäle, in: Heimatkunde des Uzt. 0. Bd. 2 (1913).
  • Borchers, Die Bedeutung des Küstenkanals im dt. Wirtschaftsleben, in: Oldenb. Jb. 29 (1925).
  • Die großherzogl. Oldenb. Staatseisenbahnen 1867-1917 (1917).
  • R. Schmidt, Die Oldenb. Staatsbahnen, in: Arch. für Eisenbahnwesen 53 (1930).
  • A. Linnemann, Die Bedeutung der Eisenbahnen Oldenburgs für die wirtschaftl. und kultur. Entwickl. des Landes. (Diss. Münster 1924).
  • W. Behrmann, Oldenburg und die Weser-Ems-Lande, ihre Lage im geogr. Kraftfeld, in: Oldenb. Jb. 50 (1950).
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  • W. Behrmann, Oldenburg und die Weser-Ems-Lande, ihre Lage im geograph. Kraftfeld, in: Oldenb. Jb. 50 (1950).