Oldenburg (Oldenburg)/Bildungswesen

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Hierarchie

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Bildungswesen

Schulen

Vor 1900: Am St.-Lamberti-Stift Oldenburg bestand im Mittelalter eine Stiftsschule, vermutlich für den geistlichen Nachwuchs (erster "Scholmester" erwähnt 1424). Luth. Kirchen- und Schulordnung für die Grafschaft Oldenburg eingeführt durch Superintendent Hamelmann (1575). [1]

Als Volksschule bestand zunächst die „Allgem. Große Schule" ; 2 „dt. Stadtschulen" 1659 nachweisbar. Schule vor dem Hlg.-Geist-Tor erbaut 1742, vor dem Everstentor 1746, etwa gleichzeitig in Osternburg. „Freienschule" für Beamtenkinder 1747. Besonderer Armenunterricht 1714, als ständige Armenschule 1790 eingerichtet. Verwandlung der beiden Stadtschulen in gehobene Volksschulen mit Geschlechtertrennung 1842 (Stadtknaben- und Stadtmädchenschule). Umwandlung der Armenschule in städt. Volksschule 1853. Volksknaben- und Volksmädchenschule 1888. Daraus entwickelte sich seit 1853 ein neuer Schultyp, beide wurden 1886 als Mittelschulen anerkannt.

Städt. höhere Bürger- und Vorschule seit 1839 angestrebt, eingerichtet 1844, seit 1858 6klassig, von 1870 an Realschule genannt, seit 1883 9klessige Vollanstalt, 1898 von Preußen als Oberrealschule anerkannt. Umgewandelt in Staatl. Oberschule für Jungen 1934 (Hindenburgschule).

An Stelle der vorreformatorischen Lambertistiftschule 1575 durch H. Hamelmann Lat. Schule eingerichtet, seit 1792 Gymnasium genannt. Die Stadt verwaltete den Schulgebäudefundus und den Lat. Schullegatenfundus, während der Lat. Schulfundus dem gräfl. Konsistorium unterstand. 1696 gab der dänische König dem Stadtmagistrat das „Votum curiatum" in Schulsachen, d. h. Mitbestimmungsrecht. Die beiden städt. Schulfonds sind 1849 aufgelöst, die Finanzverwaltung des Gymnasiums blieb städt. bis um 1925, obwohl der Magistrat seit 1900 auf sein Mitbestimmungsrecht mehr und mehr verzichtet hatte. Seit 1920 ist das Gymnasium staatlich verwaltet und heute Staatl. Oberschule mit Gymnasium.

Höhere Töchterschulen zunächst privat, so die von Ricklefs (1808), von dem Pestalozzischüler Ramsauer (1821), von Frl. Degen (1827), meist von kurzer Lebensdauer. Die Eckardsche Schule bestand als Höhere Mädchenschule 1814- 62, die von Frl. Lasius 1848-67, die von Frl. Ramsauer, später von Geschw. Thalen als „Luisenschule" übernommen, von 1872-1923. Bestand hatte allein die 1836 vom Prinzen Peter von Oldenburg gestiftete und nach der Großherzogin Cäcilie benannte Cäcilienschule, die zwar 1857 geschlossen, aber 1867 als städt. Anstalt neu eröffnet wurde. Ausbau zur Studienanstalt 1919, mit Frauenschule 1922, mit techn. Seminar 1923.

Gewerbeschule für Handwerkslehrlinge gegr. 1836, Fortbildungsschule für Handelslehrlinge 1897, beide 1905 zu einer Fortbildungsschule vereinigt, aber 1921 wieder getrennt in Städt. Gewerbeschule (Gewerbl. Berufsschule) und Städt. Handelslehranstalten.

Oldenburgs Volkshochschule um 1920 eingerichtet, abgelöst 1934-45 durch NS-Volksbildungswerk, neu gegr. 1946. Staatl. Seminar für Volksschullehrer bestand 1807-1922, dann Staatl. Pädagog. Lehrgänge zur Ausbildung von Volksschullehrern in Oldenburg (PLO) 1926-36. Hochschule für Lehrerbildung (Preuß.-oldenb. Pädagogische Akademie) 1936, fortgeführt vom Land Niedersachsen 1947 als Pädagogische Hochschule.

Theater

Theateraufführungen am gräflichen Hof zuerst um 1550 bezeugt. Im Jahre 1620 Aufführungen wandernder Komödianten auf dem Rathaus nachweisbar, vom Graf mißbilligt. Puppenspiele (Marionettenfiguren) 1661 im Neuen Haus, ebenfalls vom Grafen beanstandet. Schulkomödie 1717 beim Reformationsjubiläum, später auch Trauerspiele. Rektor Herbart ließ 1750 mit Erlaubnis des Konsistoriums Lustspiele aus Gottscheds „Leipziger Schaubühne" aufführen, dazu kam später im Rathaussaal eine Schülervorstellung von Lessings „Freigeist". 1750 brachte die Kunigersche „Bande" Stücke von Holberg, Gottsched und Moliere zur Aufführung und wiederholte auch später ihre Besuche. Um 1770 trat die Nauwerkische Gesellschaft Deutscher Komödianten in Oldenburg auf. Die Gymnasiasten führten gleichzeitig „Gespräche mit Handlung" auf, in denen „kein Frauenzimmer und nichts von Liebe" vorkam. 1777 trat die Jünglingsche Schauspielgesellschaft auf, 1778 die Hentschelsche Gesellschaft. Die Schauspiele wurden für Oldenburg „ein Ferment, welches nicht ohne Einfluß auf den Geist" der Stadt blieb. 1781 gründete der aus einer Schauspielergruppe hervorgegangene Friseur Paulsen das erste Liebhabertheater in Oldenburg, das auf dem Haaren-Vorwerk spielte, aber behördlich aufgelöst wurde. 1786 veröffentlichte Paulsen seine Denkschrift „Über die Möglichkeit der stehenden Bühnen", aber ohne Nachwirkung für Oldenburg.

Während der französischen Besatzung gastierten die Pichlersche und andere Theatergesellschaften. 1830 wurde dem Bremer Theaterdirektor Bethmann eine Konzession erteilt. 1832 schlug der Bremer Direktor Gerber den Bau eines Theatergebäudes in Oldenburg vor, für dessen Verwirklichung sich Ludwig Starklof bei Hof einsetzte. Eröffnung des ersten ständigen Schauspielhauses 1833, bespielt durch das Bremer Ensemble, von 1835 an Oldenburger Theater selbständig, 1842 zum Hoftheater erhoben, seit 1919 Landestheater, mit Kostenaufbringung durch Staat und Stadt. Die 1938 verliehene Bezeichnung „Oldenburgisches Staatstheater" vom Land Niedersachsen 1947 beibehalten.

Musikpflege durch Berufsmusiker in Oldenburg seit dem 17. Jhdt. nachweisbar. Städt. Spiel- und Turmleute mußten auf dem Turm des Lappan und des Schütting morgens und abends „jedermänniglichen eine devotion machen", d. h. geistliche Lieder zur Erbauung spielen. Die städt. Polizeiordnung von 1610 schränkte die Zahl der Spielleute bei Privatfesten ein. 1653 schlossen sich die 4 städt. Musikanten zu einer Sozietät zusammen. Graf Anton Günther stellte 3 englische Musikanten an, die sich mit den Stadtmusikanten zusammenschlossen und ein Corpus musicale bildeten (Privilegierung 1665). Schülerchor mit einem Präfekten und Subpräfekten bestand an der Lateinschule als Kurrende unter dem Namen Choralisten oder Symphonisten mit besonderen Gesetzen. Durch dänische Verordnung von 1702 wurden auch die Stadtmusikanten dem Konsistorium unterstellt. Öffentliche Musik bei Staatsakten, Privatkonzerte bei den dänischen Statthaltern bzw. Oberlanddrosten. Einrichtung öffentl. Konzerte durch den Hof- und Garnisonmedikus Gerhard Ant. Gramberg (1768) mittelst Subskription. Gründung des fürstl. Hoboistenkorps 1783, der fürstl. Kammermusik (Hofkapelle) unter Herzog Peter Fr. Ludwig (1797), letztere ging 1810 ein. 1769 bis 1810 Karfreitagskonzerte auf dem Rathaus. Großherzog Paul Fr. August begründete 1832 durch Berufung von Aug. Pott die Hofkapelle, die sich besser als die Militärmusik entwickelte. Übernahme als Landesorchester 1919, seit 1938 „Oldenburgisches Staatsorchester". Gründung des Singvereinigung 1821, seitdem alljährl. Aufführungen großer Chorwerke, meist in Verbindung mit dem Landes- bzw. Staatsorchester.

Kulturelle Leistungen

In der Stadt Oldenburg ergaben sich früher hauptsächlich durch die Förderung von Kunst und Wissenschaft seitens des Hofes und einzelner Fürsten, vornehmlich unter Graf Anton Günther (1623-67) und den ersten Fürsten aus dem Haus Gottorp (Peter Fr. Ludw. 1785-1829, Paul Fr. August 1829-53), in neuerer Zeit durch Pflege der landschaftlichen Kräfte im Sinne der Heimatbewegung. Oldenburger Malerschule mit eigener Tradition entstand gleichzeitig mit den Worpswedern (um 1895). Eigene dichterische Bewegung seit G. Ruseler und Aug. Hinrichs (um 1910).

Fußnoten

  1. Quellen: Niedersächsisches Städtebuch. (Hrsg.) Erich Kaiser (1952)

Literatur

  • Vom Schulwesen der Stadt Oldenburg in Vergangenheit und Gegenwart, hg. vorn Schulamt der Stadt 0. 1928/29. (Beitr. von D. Kohl über die Zeit von 1575-1914).
  • D. Kohl, Das oldenb. Schauspielwesen in älterer Zeit, in: Studien zur Gesch. des geist. Lebens in 0. (1924).
  • H. Lübhing, Ludw. Starklofs Theatergründung und ihre Vorläufer; in der Festschrift „1833-1933 Landestheater 0." (1933).
  • R. von Dalwigk, Chronik des alten Theaters in 0. [1833-1881], Festschrift zur Eröffnung des neuerbauten Theaters (1881).
  • D. Kohl, Oldenb. Stadtmusikanten im 17. Jh., in: Studien zur Gesch. des geist. Lebens in Oldenburg (1924).
  • J. Wolfram, Gesch. des Oldenburger Singver. nebst Beitr. zur Gesch. des Mus. in Oldenburg von der Zeit Ant. Günthers bis zur Gründung des Singver. [1603-1821], Festschrift (1896).
  • S. Eulen, Weltliche Musik am Hofe Anton Günthers, in: Z. des hist. Ver. für Niedersachsen (1913).
  • G. Linnemann, Oldenburger Musikgesch. (ungedr.).