Minden/Bauentwicklung

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Kreis_Minden-Lübbecke > Minden > Minden/Bauentwicklung

Minden, Stadtumriß: Le Coq, Topographische Karte -Westfalen (1805)

Bauentwicklung, Gebäude

Minden entstand als Gruppenstadt in der Niederung und am Höhenzug der Weser in Anlehnung an Fischerstadt und Domimmunität aus mehreren, nicht genau festzulegenden Siedlungen. Gelände der späteren Gesamtstadt von ellipsenähnlichem Grundriß mit etwa 50 ha Flächeninhalt. Von der Altstadt aus hat sich Minden fast allseitig und weit in das ebene Umland ausgedehnt, unbesiedelt blieben nur die eigentliche Weseraue und der feuchtere Südteil des rechten Niederungsrandes. Durch lockere Bebauung der Erweiterungsgebiete ergibt sich allmählicher Übergang ins Landgebiet.

Stadtmauer und eine feste Brücke waren Ende 13. Jhdts. vollendet. Haupttore: Im 0sten führte das Wesertor auf die Weserbrücke mit ihrem befestigten Brückenkopf und auf eine zweite, spätere sogenannte Bunte Brücke über einen seichteren Weserarm. Ein kleines Tor im Nordosten führte zur erst im 14. Jhdt. befestigten Fischerstadt. Im Norden das Marientor unterhalb der auf einer Anhöhe gelegenen Marienkirche. Nach Westen das kleine Hahlertor und das Kuh-, später Königstor. Nach Süden das Simeonstor. Neuausbau der Befestigungen im 16. und 17. Jhdt., Schleifung der Festungswälle 1763 durch Friedrich d. Großen, aber nach 1815 Neuaufbau als preußische Landesfestung gegen Hannover. Endgültige Niederlegung 1873. Entfernungen vom Wesertor im 0sten bis Hahlertor im Westen 1 km, bis Königstor im Westen 1,5 km.

Beim Ausbau der Stadt im 13. und 14. Jhdt. wurde der Abhang abgetragen und eine starke Stützmauer aus Sandsteinquadern entsprechend dem Höhenzug von Norden nach Süden quer durch die Stadt gezogen und dadurch der Stadtkern in Unter- und Oberstadt geteilt. Besiedelt war zuerst die Fischerstadt an einer Weserfurt mit wenigen Häusern, „die Fischerhuser", später mit leiterförmigem Straßennetz in rechteckigem Grundriß auf 100 x 250 m Fläche. Seit dem 14. Jhdt. mit Mauer und Graben befestigt. Sodann die Domimmunität, ebenfalls in der Weserniederung. Die unregelmäßig geformte Fläche von 250 x 300 m war mit Palisaden umgeben und hatte drei schmale Zugänge zur übrigen Stadt. Sie umfaßte den späteren Großen und Kleinen Domhof mit Dom, Domherrenkurien, Wohnungen von Klerikern, adligen Ministerialen, hörigen Handwerkern und sonstigen Bedienten.

Der ursprüngliche Holzbau des Doms auf einer flachen, schildförmigen Erhebung beim Stadtbrand 947 und ein durch Bischof Helmward geweihter Neubau von 952 beim Stadtbrand 1062 wieder zerstört bis auf Teile des Westwerks, die älteste erhaltenen Bauteile sind. Westwerk und anschließende Basilika unter Bischof Engelbert oder Eilbert (1064-72) wieder aufgebaut. Umbau der zweitürmigen Anlage zur späteren Einturmfront im 2. Drittel 12. Jhdts. Ostteil etwa 1210-30 erbaut. Etwa 1270-90 Umbau der Basilika zum späteren Langhaus. Chorabschluß um 1350.

Dom 1945 durch Bomben stark zerstört, Westwerk mit Domschatzkammer 1951 wieder hergestellt. Vom Kreuzgang des 13. Jhdts. wurde der Westflügel 1804 abgerissen, der östliche Flügel führt vom Dom zum „Kloster". Östlich vom Dom an der Stelle der früheren Kurien noch jetzt die Häuser der Domgeistlichen, auf dem Platz der früheren Vinckeschen Kurie jetzt das im Krieg halb zerstörte Hauptpostamt. Dem Westwerk des Doms nördlich gegenüberliegend und früher durch Brückengang mit ihm verbunden, lag der bischöfliche Palast, später Regierungsgebäude. Neubau nach dem Brand von 1842. Jetzt Stadthaus. Die Dompropstei an der Südseite des kleinen Domhofs war im 18. und 19. Jhdt. Absteigequartier für durchreisende Fürstlichkeiten, dann Kommandantur, 1945 durch Bomben zerstört.

Die Marktsiedlung von unregelmäßiger Form (200 x 450 m und 120 x 400 m) umfaßte unmittelbar um die Domimmunität Bäckerstraße, Scharn (Fleischerstraße, nach Zerstörung der alten Häuser (1945) heute verbreitert) und den Markt, der in Form eines länglichen Rechtecks eine Art verbreiterter Straße ist. Auf der Westseite als ältester Teil vermutlich der Mindener Wiek. Das Rathaus auf der Nordseite des Marktes mit Laube aus dem 13. Jhdt. und Hinterhaus mit hohem Renaissanceerker aus dem 16. u. 17. Jhdt. ist 1945 außer der Laube völlig zerstört, Wiederaufbau 1951 begonnen. Die Kirche Johannis d. T. („Marktkirche“) an der Südostecke des Marktes ist 1062 abgebrannt, 1075 wieder aufgebaut und zugleich ihr Kirchhof zum Begräbnisplatz der Kaufleute bestimmt. 1530 als Bürgerhaus eingerichtet, später als Hauptwache benutzt, 1882 abgebrochen.

Das Hospital zum hl. Geist mit Kirche, 1253 bestehend, ist 1332 vom Markt fortgelegt und mit dem Hospital der hl. Maria vor dem Simeonstor vereinigt. Die St.-Georgs-Kapelle am Markt gehörte vielleicht zu St. Martini.

Die zum Teil in Backstein mit gotischen Treppengiebeln erbauten Bürgerhäuser sind im 19. Jh. durch Neubauten ersetzt. Nördlich der Bäckerstraße am Marienwall die Kirche des Kollegiatstifts Johannis Ev., etwa 1185-1206 gegründet, 1810 aufgehoben, 1824 zum Zeughaus umgebaut, seit 1945 Ersatzkirche für die katholische Domgemeinde

Die Verbindung zur Oberstadt bilden die Obermarktstraße, die Martinitreppe, der Weberberg und die Hufschmiede. In der Oberstadt (250 x 750 m, Rippenform) drei große kirchliche Bezirke und ländliche Siedlungen. Martinistift mit Martinikirche, später ev. Hauptkirche der Stadt. Erbaut von Bischof Siegbelt (1022-36), Turm 1142. Ursprünglich einschiffige Kreuzanlage. Brände 1165 und 1172. Umbau zur Hallenkirche und Bau des jetzigen Chorschlusses gegen Ende 13. Jhdts. Die Turmspitze 1511 aufgeführt, durch Blitzschlag 1773 zerstört, um 1955 Notdach. Martiniremter und Kreuzgänge 1860 abgebrochen und auf dem Platz die städtischen Töchterschule erbaut, jetzt Martinipfarrhaus. Marienstift mit der Marienkirche in beherrschender Lage (in monte St. Mariae) jetzt ev. Pfarrkirche. Erbauer Bischof Siegbert (1022-36). Ursprünglich ebenfalls wohl einschiffiger Kreuzbau. Romanisches Gewölbe des 12. Jhdts. in Lang- und Querhaus erhalten. Gegen Ende 14. Jhdts. Umbau zur Hallenkirche. Turm (1594 abgebrannt) 57 m hoch, die früher höhere Spitze 1751 abgetragen und 1891 erneuert. Reste der Stiftswohnungen auf der Westseite erhalten, zeitweise Kaserne, um 1955 Mietswohnungen. Dominikanerkloster St. Pauli mit Kirche seit 1236. Gebäude und Gelände 1530 an die Stadt abgetreten. Darin das Gymnasium von 1530-1880. 1955 Neubauten der Mittelschule. An der Westseite noch Reste des Klosters, um 1955 Lagerraum und Wohnungen. St.-Simeons-Pfarrkirche auf dem Südende des Höhenzuges, ev., Ursprung im 13. Jhdt., romanische und gotische Reste erhalten, Chor 1495; Spital 1759, 1796 Magazin. Wieder Gottesdienst seit 1801, erneuert 1899. Der ursprüngliche Turm von 1594. Fachwerkturm um 1800, erneuerter Turm und Umbau der Kirche 1912.

Mit der Simeons-Pfarrkirche seit 1434 verbunden das Kloster St. Moritz, gegründet auf dem Werder, im 19. Jhdt. „Zwischen der Brücken", auf einer von den früheren 2 Weserarmen gebildeten Insel, wo das Kloster mit seinen Nebenbauten eine Art kleine Vorstadt bildete. Wegen häufiger Überschwemmungen 1434 in die Stadt zu St. Simeon verlegt, seither besteht der Name „Moritz und Simeon . Die Moritzkirche seit 1811 Artilleriezeughaus bzw. Magazin. 1950 als kath. Kirche eingerichtet. Die ref. St.-Petri -Kirche zwischen der Pauliner- und Simeonskirche erbaut 1739-43.

Außerdem befanden sich auf dem Höhenzug der mittleren Weserterrasse noch ländliche Siedlungen. Den nord-südlichen Hauptstraßenzug der Oberstadt, der alle vier genannten Kirchen in gerader Linie verbindet, bilden die Kamp- und die Ritterstraße. Bischof Konrad überwies 1264 zweimal Gelände auf der Anhöhe an den Rat der Stadt zu Bebauungszwecken, doch ist es nur bei St. Martin sicher zu lokalisieren. Hospital „Gasthaus" und Kirche an der Obermarktstraße, gestiftet 1396 von Bürgermeister Gieseler, später mit dem Nikolaihospital vor dem Simeonstor vereinigt. Hospital zum St. Georg im Greisenbruch, erwähnt 1559.

Die Marienvorstadt vor dem Marientor mit dem zum Dom gehörigen Spenthof und der Kapelle des hl. Jodokus und die 1304 schon einmal abgebrannte Simeonsvorstadt vor dem Simeonstor mit Leprosenhaus und Annenkapelle wurden 1553 zerstört, die Bewohner zogen in die Stadt.